Für das von uns als Medienpartner begleitete Oelde Open Air machen wir uns bei feinstem Spätsommerwetter auf in den malerischen Vier-Jahreszeiten-Park in Oelde. Hier haben die Macher des iFan-Festivals mit der Sparkassen-Waldbühne einen ausgesprochen hübsch gelegenen Veranstaltungsort aufgetan, um Musikfreunden einen Leckerbissen nach dem anderen um die Ohren zu hauen.
Der erste Tag des Festivals steht ganz im Zeichen der Gitarrenmusik der Neunziger, stellt aber keinesfalls nur eine nostalgische Retro-Veranstaltung da, sondern präsentiert Bands, die sich entweder seit den Neunzigern sehr erfolgreich halten oder dem Sound dieser Ära lautstark huldigen, ohne dabei altbacken zu wirken. Schon zum Start zeigt sich das gute Händchen der Veranstalter bei der Bandauswahl. Ape One aus Warendorf sind der beste Beweis, dass Grunge alles andere als tot ist. Ordentliches Brett von den Gitarren, reichlich Druck am Bass, kraftvolles Drumming und dazu gleich mehrere überdurchschnittlich gute Sänger in der Band. Vor allem Leadsänger Gjevdet überzeugt mit einer Mischung aus Kraft, Melodie und druckvoller Röhre, während beim Foo-Fighters-Klassiker „My Hero“ die gesamte Band glänzen kann. Eine mehr als würdige Hommage an den kürzlich verstorbenen Foo-Fighters-Drummer Taylor Hawkins. In jedem Fall schüren diese knapp 45 Minuten eine gründliche Portion Vorfreude auf das im Oktober erscheinende erste Album der Warendorfer.
Extra aus Bielefeld (ja, wir kennen den alten Witz, aber Stadt und Band gibt es wirklich) angereist sind Primetime Failure, die feinsten Skatepunk in Richtung Publikum brettern. Die erklärten Freunde der Sportzigarette offenbaren neben ihren musikalischen Fertigkeiten auch veritable Skills als Comedy-Truppe, was den Auftritt nicht nur hörenswert, sonder auch ausgesprochen unterhaltsam macht. Sollte es mit dem Punkrock in locker sitzenden Hosen irgendwann nicht mehr laufen (was enorm schade wäre), ist zumindest ein zweites Standbein gesichert. Aber bis dahin wird man sicherlich noch eine Menge von dieser energiegeladenen Truppe hören.
Mit großer Vorfreude stürmt bei Einbruch der Dunkelheit dann auch das Urgestein der deutschen Crossover-Szene die Bühne. Die H-Blockx haben sich ihre Energie nicht nur bewahrt, sondern legen direkt noch eine ordentlich Schüppe drauf. Mit üblich stilsicherer Lichtshow und Skateboard-tauglichem Einheitsoutfit wird ordentlich der Staub aus der die Bühne umgebenen Betonmuschel gepustet. Von Anfang an wird auf den Rängen der amphitheater-mäßig gestalteten Kulisse gehüpft, getanzt und gesungen, während Frontmann Henning Wehland keinen Extrakilometer scheut, um dem Publikum einzuheizen. Klar, dass an so einem Abend keiner der Klassiker wie Rising High oder Little Girl fehlen darf – die Energie, die diese Szenehymnen unter den gut 2500 Zuschauern freisetzt, ist wirklich außergewöhnlich.
Neben der aktuellen Besetzung gibt sich auch Ex-Sänger und Grillsoßenspezialist Dave Gappa die Ehre und tauscht die BBQ-Sauce für ein gutes Viertelstündchen gegen Mega- und Mikrophon. Dem Mann scheint die Bühne sichtlich gefehlt zu haben, was sich in einer beeindruckenden stimmlichen und sportlichen Höchstleistung äußert. Ohnehin wird das Motto „Time To Move Again“ von allen Beteiligten dieser Show mehr als ernst genommen – und die Waldbühne für diesen Abend wohl zum bestbesuchten Fitnessstudio Oeldes gemacht. Nach etwas mehr als 90 Minuten Vollgas verabschieden sich die H-Blockx laut umjubelt von der Bühne und hinterlassen ein Publikum, das sicherlich noch öfter an diesen rundum gelungenen Stromgitarren-Sommerabend zurückdenkt.
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Diesem sehr gelungenen Beitrag und präzisen Schilderungen möchte ich meinem niedergeschriebenen Applaus spenden. Wer so zielsicher den musikalischen Fußabdruck des Abends nicht nur im Staub der Betonmuschel, sondern auch auf der Seele der Musikfans deuten und wiedergeben kann, hat diesen Abend vermutlich nicht nur als reiner Zuschauer erlebt.
Mit der gekonnten Zusammenfassung war ich quasi nochmal in Oelde :-)
Ganz sicher werde ich an diesen Abend noch einige Male zurückdenken… wer weiß, wie lange die H-Blockx noch höchstpersönlich zu so außergewöhnlichem Workout einladen.
Merci & keep on rocking!