Namika: Mehr als nur der „Lieblingsmensch“ Sängerin sagt Sommerkonzerte ab / emsLIVE-Festival ebenfalls betroffen

Das emsLIVE Festival in Münster wird ohne Namika stattfinden. (Foto: David Daub)
Das emsLIVE Festival in Münster wird ohne Namika stattfinden. (Foto: David Daub)

Namika hätte beim emsLIVE Festival am 13.9.2019 in der Halle Münsterland neben Michael Patrick Kelly auftreten sollen. Krankheitsbedingt sagte die Künstlerin nun aber erstmal alle Konzerte bis zum Winter ab. Die Veranstalter des Festivals wollen in Kürze einen neuen zweiten Headliner bekannt geben. 

Schon seit Januar hat Namika mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, weshalb auch ihre im Frühjahr geplante Tour verschoben werden musste. Noch immer ist die Sängerin nicht komplett regeneriert. „Ich bin gesundheitlich nicht dazu in der Lage, meine noch anstehenden Konzerte im Sommer zu spielen“, teilt sie auf ihrer Facebook-Seite mit und entschuldigt sich bei ihren Fans. „Es tut mir wirklich unendlich leid und ich habe mir diese Entscheidung nicht leicht gemacht, allerdings ist dieser Schritt momentan auch aus ärztlicher Sicht der einzige richtige. (…) Aktuell fehlt mir aber einfach die Kraft und ich muss mich jetzt einmal vollständig auskurieren, um Schlimmeres zu verhindern und im Anschluss dann wieder komplett fit durchstarten zu können.“ Ihre „Que Walou“ Tour im Winter will Namika auf jeden Fall spielen.

Von den Konzertabsagen ist auch der Auftritt beim emsLIVE Festival in Münster betroffen. Dennoch möchten wir euch das Interview, das unser Redakteur Michael Wietholt vor Kurzem mit Namika geführt hat, nicht vorenthalten. Dort hat sie verraten, was Musik für sie bedeutet, wie sie Themen findet und an neue Lieder herangeht.

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Den meisten Lesern bist du vor allem durch deinen großen Hit „Lieblingsmensch“ von 2015 und den 2018er Sommerhit „Je ne parle pas français“ bekannt. Welchen deiner anderen Songs würdest du neuen Freunden deiner Musik besonders ans Herz legen?

Auf jeden Fall „Que Walou“, den Titeltrack meines aktuellen Albums, da erzähle ich einen Querschnitt meines Lebens mit einem kleinen Blick in die Zukunft. Dann kommt es natürlich darauf an, welche Art von Musik derjenige mag und mit welchem Anspruch Musik gehört wird.

Wenn es etwas Tiefgehendes, vielleicht auch etwas schwer zu Verdauendes sein darf, dann sicherlich „Ahmed (1960-2002)“, ein sehr persönliches Stück über meinen Vater. Und dann noch „Meine Schuld“ von meinem Debütalbum „Nador“.

Ansonsten kann man sich gut die anderen Radiosingles, zum Beispiel „Alles was zählt“, anhören.

Grundsätzlich kann ich aber jedem empfehlen, die Alben komplett zu hören, das mache ich auch immer gerne so, um Künstler kennen zu lernen. Schließlich macht man sich als Musiker ja auch viele Gedanken und steckt viel Herzblut in das gesamte Album, nicht nur in die jeweiligen Singles.

Neben deinen bekannteren „Gute-Laune-Hits“ sprichst du in deinen Songs auch oft sozialkritische Themen an. Was bewegt dich im Moment besonders?

So viel irgendwie, da gibt es eine ganze Menge. Ein wichtiges Thema ist dieses ganze „Leben um zu arbeiten“, keine Zeit für die Lieben zu haben, wenn es immer nur um Zahlen geht. Das ist schon ein bisschen traurig. „Alles was zählt“ (vom aktuellen Album „Que Walou“ – Anm. d. Red.) erzählt zum Beispiel darüber.

Man hat den Eindruck, dass du dich in deiner Musik auch sehr persönlich äußerst. Fällt es dir schwer, dich so zu öffnen und gibt es irgendwo Grenzen für die Künstlerperson Namika?

Die Künstlerperson Namika steht ja nie für sich oder ist ganz isoliert, da steht immer auch die reale Person dahinter, ein echter Mensch mit einem bürgerlichen Namen. Von daher sind die Themen immer auch privat und persönlich, das lässt sich nicht trennen.

Ich mache mir aber auch ehrlich gesagt keine Gedanken, ob etwas zu persönlich ist. Das liegt auch an der Art, wie ich die Musik, also vor allem den Rap, kennen und lieben gelernt habe.

Musik war ja – nicht nur für mich – nie Mittel, Leuten gerecht zu werden oder mich anzupassen. Schon zum Beginn des Rap, in der Anfangsphase, da sind die Leute auf die Straße gegangen, um Unmut und Gesellschaftskritik zu äußern.

Musik hat deshalb für mich etwas Heilendes, ich bin seitdem wie gefangen, kann viel verarbeiten und einfach rauslassen. Rap hat mir da immer wieder sehr geholfen.

Du machst dir in deinen Texten viele Gedanken um Identität und Herkunft, dein Debütalbum ist nach Nador, der marokkanischen Heimatstadt deiner Familie, benannt. Wie stark haben dich deine Wurzeln auf deinem musikalischen Weg beeinflusst?

Meine Musik spiegelt wieder, was mir passiert, also fließt meine Herkunft und alles, was mich ausmacht, in alles ein, in die Musik und die Texte. Das ist wie gesagt nicht zu trennen.

Rap und die HipHop-Szene allgemein ist nicht unbedingt immer das entspannteste Umfeld für weibliche Künstler, trotzdem mangelt es nicht an Vorbildern. Gibt es Künstlerinnen, die dich besonders beeinflusst haben?

Da sind vor allem Missy Elliott, Lauryn Hill und Mary J. Blige, sehr gute Rapperinnen und auch Sängerinnen. Die sind hart, aber auf eine ganz eigene Art. Da muss es gar nicht um Drogen gehen, um etwas darzustellen, man muss sich für den Erfolg nicht sexualisieren. Ich muss mich nicht ausziehen, um akzeptiert zu werden. Doch, das sind schon Vorbilder.

Dein Künstlername bedeutet „Schreiberin“, gerade im Rap stehen die Texte oft besonders im Fokus. Welche Rolle spielt bei dir der Text gegenüber der Musik? Ist beides gleich wichtig oder ist das Instrumental nur ein Transportmittel für die Lyrics?

Das hat beides einen ähnlichen Stellenwert, muss aber nicht unbedingt gleichzeitig passieren. Mal bringt ein Instrumental eine bestimmte Atmosphäre oder eine ganz bestimmte Stimmung mit, dazu entstehen dann Bilder, aus denen heraus sich der Text entwickelt.

Bei anderen Stücken habe ich schon ganz am Anfang einen fertigen Text, da stellt man sich die Frage: „Wie klingt der gesungen, wie klingt der gerappt? Und welche Musik passt dann dazu?“ Da wird dann die Musik passend zu den Lyrics ausgearbeitet.

Schon seit deinem Debutalbum arbeitest du mit dem Produzententeam „Beatgees“ zusammen. Wie kam es zu der Zusammenarbeit und wie läuft bei euch die Arbeit an neuem Material ab?

Das kam über meinen ehemaligen Manager, der gleichzeitig auch der Manager der Beatgees war. Der hat uns vorgestellt, wir haben ein bisschen was zusammen ausprobiert und uns schnell sehr gut verstanden. Seitdem arbeiten wir zusammen.

A propos Zusammenarbeit. Auf deinen beiden bisher erschienenen Alben gibt es Features mit anderen Künstlern. Wer steht noch ganz oben auf deiner Wunschliste für eine Kooperation?

Michael Jackson! Aber da müsste ich mal mit der Plattenfirma reden, ob es da noch Demos gibt, die man verarbeiten kann (lacht).

Du hast mittlerweile schon einige Preise und Auszeichnungen geerntet, unter anderem zwei „Radio Regenbogen Awards“ und den „European Border Breakers Award“, warst außerdem mehrmals für die „1 Live Krone“, den „Echo“ und den „MTV European Musik Award“ nominiert. Verändert der Erfolg die Art, wie du an neuen Stücken arbeitest oder welche Themen du ansprichst, oder bleibst du da ganz bodenständig?

Das waren eigentlich gar nicht so viele Preise, man denkt das immer nur so nach den erfolgreichen Singles. Ganz im Gegenteil. Man hat‘s mir sehr schwer gemacht zu wachsen, ich musste immer kämpfen, um ernst genommen zu werden, und muss das auch heute noch. Aber das prägt den Charakter und stärkt einen auch.

Bodenständigkeit hingegen lernt man nicht, die hat man – zumindest wenn man Glück hat – durch sein Umfeld, durch die Leute, die einen umgeben.

Wie sehen deine weiteren musikalischen Pläne aus? Ist schon neues Material in Planung?

Ich schreibe immer an Songs, es geht immer weiter. Wenn ich nicht gerade auf Tour bin, bin ich permanent im Studio und arbeite an neuem Material, auch zwischendurch entsteht viel Neues. Dann wird ausgewählt, welche Stücke auf das nächste Album sollen und was als nächstes veröffentlicht wird.

Am besten schaut ihr immer mal wieder auf Social Media rein, zum Beispiel bei Instagram, da erfahrt ihr immer sofort, wenn es was Neues gibt.

Du hast 2016 schon einmal in Münster gespielt, da allerdings noch in der deutlich kleineren Sputnikhalle. Welchen Eindruck hattest du von unserer Stadt?

Oh ja, das ist schon ein bisschen länger her, seit ich zuletzt hier war. Aber Münster hat nach wie vor einen tollen Eindruck hinterlassen, sehr schöne Stadt.

Vielen Dank für das nette Gespräch!

 

 

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