Geheimnisvolles Venice Beach – im Saal Das Vollplaybacktheater gastierte mit neuem „Drei Fragezeichen“-Stück in der Halle Münsterland

„Come on, Teddy cool!“ Das Vollplaybacktheater im Konferenzsaal der Halle Münsterland. (Foto: Michael Wietholt)

Heute ist er bunt dekoriert, der sonst so nüchtern-schlichte Konferenzsaal in der Halle Münsterland. Denn wenn das Vollplaybacktheater zu einer Nacht in Rocky (und Venice!) Beach lädt, wird es garantiert alles andere als trist.

Wer das Konzept noch nicht kennt: Das Theaterensemble aus Wuppertal nimmt ein Hörspiel aus der „guten alten Zeit“ der Hörspielkultur – in der Regel im Wechsel entweder die Drei Fragezeichen oder John Sinclair, aber auch schon mal Hanni und Nanni oder Sherlock Holmes –, garniert es mit Versatzstücken und Samples aus Hörspiel-, Pop-, Film- und Fernsehkultur, fügt noch ein paar eingängig tanzbare Songs hinzu und spricht dabei kein Wort. Klingt seltsam? Steht aber weit oben auf der Liste des größten Spaßes, den man in einer Kongresshalle haben kann.

Immerhin hat das Ensemble seit 1997 – mit kurzen Unterbrechungen wegen Auflösung der Truppe oder einer wegen einer finanziell ins Straucheln geratenen Agentur abgebrochenen Comeback-Tour – Erfahrung im lippensynchronen Aufführen von wilden Hörspielmischungen. Auf der aktuellen Tour geht es nun dem Drei-Fragezeichen-Klassiker „…und der heimliche Hehler“ an den Kragen. Ensemble und Bühnenbild entführen uns nach Venice Beach, praktischerweise lässt sich die Kulisse aber auch schnell in das in Rocky Beach ansässige „Gebrauchtwarencenter T. Jonas“ umwandeln. Ebenso bunt und liebevoll angefertigt wie das Bühnenbild sind auch die Kostüme, die selbst Weird Al Yankovic die Freudentränen in die Augen treiben würden.

Achtung! Es folgt ein Disclaimer! (Foto: Michael Wietholt)

Skurrile Figuren kämpfen sich durch einen ebenso skurrilen Fall, in denen aus allen Ecken und Enden der Popkultur Anspielungen, Hommagen und musikalische Einlagen von 80er-Pop bis Iron Maiden auf sie Einprasseln. Da darf Geisterjäger John Sinclair ebenso wenig fehlen wie das berühmt-berüchtigte „Timmy der Hund“-Sample aus den Fünf-Freunde-Hörspielen. Zeitweise driftet das Geschehen in eine herrlich absurde Kunst-Performance ab, wenn nicht gerade Teile des Ensembles von Sharknado-Haien gefressen werden.

Zumindest kann niemand behaupten, er sei nicht gewarnt worden – immerhin wurde der „Disclaimer“ aus den digitalen Neuauflagen des Europa-Archivs gar als eigene Figur eingeführt. Und schon Schlemihl wusste: „Hütet euch vor Ludwig dem Schlecker!“ Selbstverständlich streift die wilde Hörspiel-Achterbahnfahrt auch zahlreiche andere Fälle der drei Detektive aus Rocky Beach – inzwischen ist es unter den Fans der Produktion schon ein Wettbewerb, wer die meisten – mehr oder weniger versteckt eingestreuten – Folgen entdeckt. Das Ganze findet einen angemessenen Ausklang in einem recht fischigen Abspann.

Eine erfreuliche Ankündigung kann das Vollplaybacktheater dann auch schon für den Herbst 2024 machen: John Sinclair kehrt zurück! Denn es muss ja weiter gehen. Auch in Münster, auch dann sicherlich vor einer ausverkauften Halle voller begeisterter Kassettenkinder. Und dabei nicht vergessen: „Den rechten Fuß vor, das linke Bein nachziehen.“

 

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