Für eine Handvoll Nägel Christoph Güskens neuer Münster-Krimi „Das Mordkreuz von Tilbeck“

Christoph Güskens neuer Münster-Krimi „Das Mordkreuz von Tilbeck“. (Foto: Michael Wietholt)
Christoph Güskens neuer Münster-Krimi „Das Mordkreuz von Tilbeck“. (Foto: Michael Wietholt)

Es könnte ein so schöner Neuanfang sein für Niklas de Jong. Die Polizeikarriere hinter sich, ein gemütliches Hausboot auf dem Kanal und dann sogar ein verlockendes Angebot vom Fernsehen. Wäre da nicht dieser Kennedy-Anschlag, der niemanden zu interessieren scheint. Und was hat das Ganze mit einem 900 Jahre alten Mordfall zu tun? Wenn religiöse Fanatiker singend durchs Unterholz streifen und Populisten gegen Fahrräder und kurze Röcke wettern, sind die beschaulichen Zeiten für de Jong vorbei.

Christoph Güskens präsentiert mit dem „Mordkreuz von Tilbeck“, dem dritten Fall für Ex-Hauptkommissar de Jong, einen ebenso schrägen wie spannenden Fall. Mehrere Handlungsfäden, die anfangs so gar nicht zusammenpassen wollen, laufen quer durch das Münsteraner Umland und die nahen Baumberge. Es wird reichlich Rad gefahren – natürlich auch bei Regen – und gewandert (wenn auch schon mal unfreiwillig), die urige Kneipe darf genauso wenig fehlen wie der noble Landsitz und das Ausflugslokal im Grünen. Einsame Männer besprechen ihre Probleme – wie es seit jeher münsterländer Brauch ist – bei Pils und Korn, während in feineren Kreisen skrupellos um Unternehmensanteile gekämpft und intrigiert wird.

Es bleibt aber glücklicherweise nicht bei althergebrachten Klischees, auch multimediale Phänomene halten Einzug in die Handlung und Sorgen für reichliches Konfliktpotential. Figuren und fiktive Handlungsorte werden sorgsam in die realen Gegebenheiten eingebettet, so dass der münsteraner Leser sich gleich zuhause fühlt. Auch aktuelle Themen kommen nicht zu kurz, der im realen Münster zum Glück in engen Grenzen bleibende Populismus wird trefflich aufs Korn genommen, wenn Wutbürger übers Ziel hinaus schießen und dabei grandios scheitern.

Insgesamt haben wir hier einen sehr angenehm zu lesenden Regionalkrimi, der sich selbst nicht zu ernst nimmt, aber durchaus ernste Themen anspricht. Der Humor, der vor allem in den teils skurrilen Figuren zum Ausdruck kommt, bewegt sich irgendwo zwischen Wilsberg und dem Tatortreiniger, ohne dabei allzu sehr ins Absurde abzuschweifen. In jedem Fall ein kurzweiliges Lesevergnügen – nicht nur für lange Winterabende.

Christoph Güsken: Das Mordkreuz von Tilbeck. Kriminalroman. KBV-Verlag, 12,00 Euro. ISBN 978-3-95441-436-9

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