Mörderisches Theater in den Baumbergen Henrike Jütting veröffentlicht mit „Spiel im Nebel“ den dritten Münsterkrimi um Kommissarin Klein

In Henrike Jüttings drittem Kommissarin-Klein-Roman „Spiel im Nebel“ stochert die Ermittlerin in einem besonders dichten Nebel, hinter dem sich viel Theater und menschliche Abgründe verbergen. (Foto: Michael Wietholt)

Wenn der Nebel durch die Baumberge zieht, hat das Münsterland bisweilen etwas Unheimliches. Beste Ausgangslage also für einen Krimi, bei dem so einiges im Verborgenen liegt. Wieder einmal ist es an Kommissarin Katharina Klein und ihrer Kollegin Eva Mertens, Licht ins Dunkel – bzw. Durchblick in die Nebelwand – zu bringen.

Und verworren ist hier eine ganze Menge. Eine todkranke Theaterintendantin stirbt unerwartet, auf den ersten Blick sieht alles nach Selbstmord aus. Oder steckt doch mehr dahinter? Und welche Rolle spielt der wütende Vater einer verschwundenen Tochter? Die Spur führt vom Theatersaal durch neblige Moore zu verfallenen historischen Gebäuden… und am Ende zum Ursprung zurück.

Durchweg spannend und mit einem sehr angenehm unaufgeregten Erzählstil (ja, das funktioniert zusammen sehr gut!) führt Henrike Jütting in ihrem mittlerweile dritten Kommissarin-Klein-Krimi vom Herzen Münsters aus durch das nah gelegene Münsterland, in dem selbst sanfte Hügel schon als quasi alpine Berglandschaft gelten. Neben viel Münsteraner Lokalkolorit, das erfreulicherweise eher unauffällig-schmückend als penetrant-erzwungen daherkommt, kommt diesmal also auch der verwunschene Zauber der Baumberge zur Geltung. Und der hat es in sich, denn schnell kann aus märchenhaftem Zauber ein ausgewachsener Horror werden.

Diese Stimmung weiß die Autorin sehr eindringlich zu vermitteln. Neben den detailreich beschriebenen Orten und Landschaften sind es aber vor allem die fein ausgearbeiteten Charaktere, die zu begeistern wissen. Passend zur Profession der meisten Figuren werden hier Masken aufgesetzt, durchschaut, und am Ende ganz abgelegt. Das Theatermilieu wird ausgesprochen gut getroffen, ebenso auch die oft eigenwilligen Bewohner der Baumberge sowie die Dynamik im Team der Ermittler.

Wer sich zum Herbstbeginn ein wenig gruseln, aber vor allem an einer wirklich gut ausgearbeiteten Kriminalgeschichte erfreuen möchte, wird diesen Roman sicherlich nicht aus der Hand legen, bevor der Nebel sich endlich gelichtet hat. Hoffen wir also, dass Henrike Jütting auch in Zukunft ihre Kommisarin Klein gründlich im Nebel der münsterländer Abgründe stochern lässt.

Neben „Spiel im Nebel“ sind aus der Kommissarin-Klein-Reihe bisher „Villa 13“ und „Schatten über der Werse“ erschienen.
Henrike Jütting: Spiel im Nebel. Kriminalroman aus Münster. KBV Verlag 2022. 13,00 Euro. ISBN 978-3-95441-603-5

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