10 Jahre Braukunst wie aus alten Zeiten Philipp Overberg feiert mit seiner Gruthaus-Brauerei Jubiläum

Wie es begann, wo es begann: Pumpernickel-Porter in der Gruetgasse (links). Schmackhaftes Auslaufmodell: Heller Honigbock mit Honig aus Münster (rechts; Fotos: Michael Wietholt)

Es hat schon etwas Verschwörerisches an sich, wenn sich knapp 30 Personen bei Einbruch der Dunkelheit im Schatten des Rathauses am Standort eines Gebäudes treffen, das es schon seit 150 Jahren nicht mehr gibt. Zudem eint alle Beteiligten der Glaube an eine Vision, die Brauer Philipp Overberg vor 10 Jahren in ein kleines, aber beständiges Unternehmen verwandelte. Und hier schließt sich auch der Kreis zum gewählten Ort für dieses Treffen, denn seit dem Mittelalter bis ins Jahr 1868 stand hier, in der Gruetgasse östlich des historischen Rathauses, das Gruthaus, also die zentrale Anlaufstelle für das städtische Biermonopol.

Diese spezielle, altertümliche Art des Bieres, das nicht nach, sondern vor dem Reinheitsgebot aus einer streng geheimen Kräuter- und Getreidemixtur gebraut wurde, wieder aufleben zu lassen, hat Grutmeister Overberg sich zur Aufgabe gemacht. Dass diese Aufgabe keine leichte werden würde, war ihm dabei von Anfang an klar, schließlich gab es keine überlieferten Rezepte. So mussten alle Zutaten mühsam aus mittelalterlichen Rechnungsbüchern rekonstruiert werden, es musste eine Brauerei gefunden werden, die in der Lage und willens war, sich auf dieses Brauabenteuer einzulassen – und dann war da ja noch die Bürokratie, die dem geneigten Brauer bis heute das Leben schwer macht.

Konspiratives Treffen ausgewählter Bierfreunde am Standort des Gruthauses. (Foto: Michael Wietholt)

Dass Philipp Overberg und seine Gruthaus-Brauerei nach 10 Jahren immer noch da sind und die Gaumen der Bierfreunde mit besonderen Brauspezialitäten versorgen, ist also keine Selbstverständlichkeit. Aber durch viele Freunde und Unterstützer, die an diesem Abend zum Umtrunk und einigen „schwülstigen Reden“ eingeladen waren, kann nun das 10jährige Firmenjubiläum gefeiert werden. Nach dem fulminanten Einzug des Braumeisters mit seiner „Kutsche“, einem bierbeladenen Fahrrad samt Anhänger, ein paar einleitenden Worten und einem Umtrunk mit dem Gruthaus-Klassiker „Pumpernickel-Porter“, der noch vor dem Grutbier als erste Abfüllung ins Bierglas floss, geht es weiter zur Mocambo-Bar, in der die aktuelle Abfüllung des „Stadtbier Münster 1480“ zur reichlichen Verkostung aus dem Hahn fließt. Auch ein paar Restbestände der beliebten Sorten „Münsterländer Hanf“ und „Heller Honigbock“ befinden sich noch im gut sortierten Kühlschrank der Bar.

Schwingt schwülstige Reden im Rotlicht der Mocambo-Bar: Philipp Overberg. (Foto: Michael Wietholt)

Nach einigen Anekdoten zur Geschichte der Brauerei mit ihren Höhen und Tiefen verliert der Grutbrauer ein paar Worte über die Zukunft von Gruthaus. Es geht weiter, jedoch aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage, die die ganze Craftbier-Branche in Deutschland betrifft, vorerst nur mit der Kernmarke „Stadtbier Münster 1480“ und deutlich weniger Sondersorten als ständig verfügbare Flaschenabfüllung. So fließt neben reichlich Stadtbier auch die ein oder andere Träne des Bedauerns, dass auf einige Favoriten erst einmal verzichtet werden muss. Wer aber die Geschichte der Brauerei und des Brauers kennt, weiß, dass auch ohne großen Vertrieb und riesige Mengen spannende neue Sorten entstehen können – und wenn auf dem heimischen Balkon gebraut werden muss. Und das sind Geschichten, die wir von ALLES MÜNSTER auch in den nächsten 10 Jahren gerne weiter verfolgen.

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