Einmal um die Welt, bitte! Magda Mayerhoffer und Manu Winkler umrunden auf ihren Fahrrädern die Welt

Vor ihrem Aufbruch haben Magda und Manu gut überlegt, was mit auf die Reise geht. (Foto: privat)
Vor ihrem Aufbruch haben Magda und Manu gut überlegt, was mit auf die Reise geht. (Foto: privat)

Den Job hinschmeißen, die Wohnung auflösen, alles verkaufen und auf eine richtig große Weltreise gehen. Wer hat nicht schon mal davon geträumt? Magda Mayerhoffer und Manu Winkler haben es einfach gemacht. Und wie könnte es für Münsteraner anders sein – natürlich mit dem Fahrrad! ALLES MÜNSTER berichtet regelmäßig über die Weltenbummler

Wir, das sind ich, Magda (28) und mein Freund Manu (27). Mit einem Mini-Budget von 15 Euro pro Tag sind wir nun seit rund 250 Tagen und über 10.000 Kilometern unterwegs. Das erste Mal bezahlt übernachtet haben wir an Tag 38. Um unsere Ausgaben gering zu halten, zelten wir meistens oder schlafen bei Leuten, die wir über Webseiten wie Couchsurfing oder Warmshowers kennengelernt haben. Und immer häufiger werden wir auch von Zufallsbegegnungen auf der Straße nach Hause eingeladen.

Zwischendrin sehen wir aus wie Ronja Räubertochter und Birk Borkason: zottelige Haare, schmutzige Fingernägel, Fahrradtrikots mit dreifachen Salzrändern. Wenn man sich nach Tagen in der Pampa das erste Mal wieder im Spiegel sieht, erkennt man sich manchmal erst auf den zweiten Blick. Es ist ein Leben fernab von Zivilisation und Komfort – dafür mit viel Abenteuer und dem aufregenden Gefühl, morgens nicht zu wissen, wo man abends schlafen wird. Man muss es mögen!

Auch in Georgien wurden Magda und Manu herzlich in Familien aufgenommen. (Foto: privat)

Die Idee für die Reise kam uns 2013, als wir in den Semesterferien von Münster aus nach Venedig geradelt sind. Obwohl uns kurz vorm Ziel eines der Räder geklaut wurde – jaaa, inklusive Satteltaschen und nein, die italienische Polizei hat uns leider nicht helfen können – war es doch der beste, intensivste und gleichzeitig günstigste Urlaub, den wir bisher gemacht hatten. „Irgendwann“, haben wir uns damals versprochen, „irgendwann machen wir das nochmal“. Aber länger. Und weiter. Es hat nicht wirklich in unsere und vor allem meine Studien- und Berufspläne gepasst, also habe ich das Versprechen recht schnell irgendwo in den Tiefen meines Gedächtnisses begraben. Als ich dann Jahre später aber gemerkt habe, dass der Bürojob auf Dauer definitiv nicht das Richtige für mich ist, kam es langsam wieder zum Vorschein. „Hey! Du wolltest doch mal eine größere Radtour machen…“

Bevor wir uns auf die Räder schwingen und in die große Freiheit verabschieden konnten, musste viel organisiert werden. Verdammt viel! Vollzeit arbeiten, und nebenher alles verkaufen (wirklich alles!), Sponsoren finden und zum ersten Mal eine Website basteln. Und dann auch noch eine gute Krankenversicherung finden, die uns für mehr als sechs Wochen im Ausland versichern würde – geschweige denn für drei Jahre. Eine sogenannte Langzeitauslandsreisekrankenversicherung musste her und wir uns durchs Kleingedruckte kämpfen. Das war mindestens so kompliziert wie das Wort lang ist. Ja, die Vorbereitungszeit hat mich in den Wahnsinn getrieben und selbst Manu, der auf Fuerteventura als Surflehrer gearbeitet hat, dort drüben auf die Palme gebracht.

Aber dann, am 15. April 2018, war es so weit: Tränenreicher Abschied, rauf auf den bepackten Drahtesel und raus in die große weite Welt. Vom Bürojob zum Nomadentum, von Fernbeziehung auf 24/7. Was für ein Umbruch!

Vor den Flame-Towers in Baku (Aserbaidschan), bekannt aus dem Eurovision Song Contest 2012. (Foto: privat)
Vor den Flame-Towers in Baku (Aserbaidschan), bekannt aus dem Eurovision Song Contest 2012. (Foto: privat)

Von Münster aus sind wir nach Süden über die Alpen geradelt und von dort aus immer weiter nach Osten. Über den Balkan nach Istanbul, durch die ganze Türkei und dann über Georgien ans kaspische Meer, nach Aserbaidschan. Da ging’s noch, mit der Entfernung, denn Baku kannte selbst meine Oma – aus dem Fernsehen. „Das ist doch da, wo dieser Gesangs-Wettbewerb war, oder?“ Volltreffer, Oma! Aber jetzt… jetzt sind wir auf einmal doch weit weg. Im Iran, der islamischen Republik, in die noch niemand aus unserem Verwandten- oder Bekanntenkreis einen Blick geworfen, geschweige denn einen Fuß gesetzt hat. Und je weiter wir von zuhause wegfahren, desto spannender wird unsere Reise. Nicht nur für uns, sondern auch für die Kinder, die wir unterwegs besuchen.

Das ist nämlich unser Herzensprojekt: Schon seit Beginn unserer Reisevorbereitung besuchen wir immer wieder Schulen und Kindergärten. Wir erzählen den Kindern von unseren Erfahrungen, zeigen ihnen Bilder, Videoclips und unsere Ausrüstung. Wir beantworten die vielen Fragen, die sie mit immer größeren Augen stellen, je weiter unser Kilometerstand wächst. Und zwischendrin zaubern wir Süßigkeiten aus einer leeren Fahrradtasche hervor. Vor allem aber sind wir für die Kids der lebende Beweis dafür, dass man so ziemlich alles schaffen kann, wenn man es nur will. Und genau darum geht es uns! Wir wollen die Kinder inspirieren und motivieren ihre Ziele zu verfolgen – vor allem in den ärmeren Regionen dieser Welt. Und seit Kurzem bauen wir das Schulprojekt zu einer kleinen Charity-Organisation aus. Aber dazu später mehr!

Bis auf einen einzigen Platten gab es bislang keine Pannen. (Foto: privat)
Bis auf einen einzigen Platten gab es bislang keine Pannen. (Foto: privat)

Ob uns nicht manchmal langweilig wird? Klar! Aber dann lassen wir uns halt etwas Neues einfallen lassen. Wir haben zum Beispiel für 20 Euro eine gebrauchte Kindergitarre in Rumänien gekauft. Ihr Klang ist leider ziemlich bescheiden, genau wie unser Gesangstalent. Aber sie tut ihren Zweck: sie bringt uns Spaß und alle zum Lachen, denen wir etwas vorspielen. Vor allem, wenn wir nach dem Konzert erklären, worum genau es bei dem Ärzte-Song „Männer sind Schweine“ geht.

Ob wir manchmal Angst hatten? Nein, eigentlich nie! Bislang verlief unsere Reise nämlich wirklich glatt. Und entgegen mancher Erwartungen wurden wir weder in Serbien überfallen noch in der Türkei gekidnappt. Und auch nicht von iranischen Mopedgangs vom Rad geschubst. Was wir daraus gelernt haben? Die Menschen sind gut! Überall – auch in einer islamischen Republik. Man muss sich nur trauen, sie zuhause zu besuchen. Und zwar am besten mit dem Fahrrad!

Wer die Abenteuer von Magda und Manu verfolgen möchte, kann dies auf www.manuandmagda.com oder bei Facebook unter @piggybackriders machen, dort gibt es auch die Möglichkeit, die Beiden auf ihrer Reise zu unterstützen.

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