Das Vollplaybacktheater in der Halle Münsterland Wenn Baskerville Hall plötzlich in Rocky Beach liegt

Immer ein großer Spaß, das Vollplaybacktheater. (Foto: Stephan Günther)
Immer ein großer Spaß, das Vollplaybacktheater. (Foto: Stephan Günther)

Seit mittlerweile mehr als 20 Jahren verfolgt das Vollplaybacktheater ein recht einzigartiges Konzept. Wenn die Wuppertaler Schauspieltruppe auf der Bühne steht, wird nämlich kein Wort gesprochen. Stille herrscht allerdings trotzdem nicht im Saal, ganz im Gegenteil. Denn zur Freude aller Kassettenkinder und Freunde klassischer Film- und Fernsehunterhaltung ertönen die Stimme altbekannter Helden aus Hörspiel und TV aus den Boxen – und zwar im denkbar wildesten Zusammenschnitt.

In diesem spezial gelagerten Sonderfall ist es ausnahmsweise kein klassisches Abenteuer der Drei Fragezeichen, das die Basis des Abendprogramms bietet, sondern eine noch deutlich altehrwürdigere Detektivgeschichte. Der Prototyp des Privatermittlers, Sherlock Holmes persönlich, übernimmt an diesem Abend die Führung, und zwar als Tonspur aus der 1982er Europa-Hörspielproduktion. Und hier laufen die Fäden wieder zusammen und verbinden die Baker Street 221B und das kalifornische Rocky Beach, denn die Hauptrolle spricht kein geringerer als der unvergessene Peter Pasetti, der auch dem Alfred Hitchcock der frühen Drei-Fragezeichen-Hörspiele seine Stimme lieh.

Die Liga der außergewöhnlichen Detektive. (Foto: Stephan Günther)
Die Liga der außergewöhnlichen Detektive. (Foto: Stephan Günther)

Auch andere Gestalten aus beiden Serien zeigen ungeahnte Parallelen – klingt Dr. Watson nicht plötzlich verdächtig nach einem leicht übergewichtigen Jungdetektiv, der mit erstaunlichem Scharfsinn die Verwandtschaftsverhältnisse sämtlicher neu hinzugekommener Figuren durchschaut? Den legendären Hund von Baskerville bringt man allerdings nicht nur zu zweit, sondern besser – und amüsanter – mit mehr oder weniger tatkräftiger Unterstützung weiterer Star-Ermittler zur Strecke. So heißt es dann – von eingefleischten VPT-Fans voller Vorfreude erwartet – „den rechten Fuß vor, das linke Bein nachziehen“, als Geisterjäger John Sinclair mit seiner Partnerin Jane Collins und perfekt sitzender Neon-Frisur die Bühne betritt. Auch die aktuelle Fernsehlandschaft kommt mit deutlichem Münster-Bezug zur Geltung – und dann muss am Ende ja auch noch jemand den Ort des Verbrechens professionell säubern.

Am Ende löst die Liga der außergewöhnlichen Detektive – wie es sich für ein ordentliches Detektivhörspiel gehört – auch diesen Fall und hinterlässt ein größtenteils begeistert applaudierendes Publikum, wenn auch bei einigen Zuschauern spürbar ist, dass sie ihren Urlaub für die Ohren immer noch lieber im sonnigen Kalifornien als im nebligen Dartmoor verbracht hätten.

Nichtsdestoweniger ist ganze Stück eine liebevolle und ausgesprochen spaßige Hommage an die großen Stimmen unserer Kindheit, an die goldene Ära der Hörspielunterhaltung und an kulturelle Phänomene, die gleich mehrere Generationen an einem kurzweiligen Mittwochabend zusammenbringen, um liebgewonnene Einschlafgeschichten zwischen Vinylknistern und Bandrauschen zu zelebrieren.

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