Clueso im Skaters Palace Die Popliteratur im Handgepäck

Sorgte für eine rappelvolle Bude im Palace, Clueso. (Foto: Claudia Feldmann)
Sorgte für eine rappelvolle Bude im Palace, Clueso. (Foto: Claudia Feldmann)

Etwas verspätet betritt Clueso an diesem Abend zunächst alleine, nur mit seiner Gitarre in der Hand, die Bühne des Skaters Palace. Er wird von einem zahlreich versammelten Publikum erwartet, dass sich die dreiviertelstündige Wartezeit mit dem Vertilgen sämtlicher Currywurstvorräte des Imbissstandes vertrieben hat.

Noch etwas zurückhaltend eröffnet der Erfurter Songwriter sein Programm, wird aber während der ersten Stücke zunehmend warm. Es werde heute nicht übertrieben wild zugehen, warnt Clueso das Publikum augenzwinkernd, die Bühnendeko erinnert ebenfalls eher an eine gemütliche Gartenparty samt Holzzaun und Lichterkette. Während der nächsten Lieder gesellt sich nach und nach die Band dazu, bis die Bühne mit Schlagzeuger, Bassistin, Gitarrist und Keyboarder/Saxophonist gut gefüllt ist. Immer wieder erzählt Clueso Geschichten von seiner Zeit auf Tour und vor allem den gemeinsamen Erlebnissen mit Panikrocker Udo Lindenberg, der sich kettenrauchend durch die Welt nuschelt.

Ganz getreu dem Konzept des aktuellen „Handgepäck I“-Albums wird auf ehrliche, handgemachte Musik gesetzt. Das neue Material erzählt vor allem Geschichten, die in den letzten Jahren auf Reisen und Touren entstanden sind, auch die Musik wurde größtenteils von Clueso im Alleingang unterwegs aufgenommen und im Studio nur ergänzt und verfeinert. Es liegen Fernweh und Urlaubsstimmung in der Luft, aber auch nachdenkliche und tiefgründige Texte dürfen natürlich nicht gehlen. Der Sound ist entsprechend vorwiegend entspannt und dabei recht abwechslungsreich, von Singer/Songwriter und Folk über Blues bis hin zu Rock und Reggae erstreckt sich die Bandbreite. Ohnehin kann sich der Klang an diesem Abend im Skaters Palace durchaus hören lassen und überzeugt auf ganzer Linie, was man von der Sicht auf die Bühne aufgrund der etwas säulenlastigen Architektur bei ausverkauftem Haus leider nicht behaupten kann.

(Foto: Claudia Feldmann)
(Foto: Claudia Feldmann)

Zur Mitte des Sets wartet Clueso mit einer Überraschung auf. Offensichtlich hat er im Backstageraum einen präsentationswürdigen Fund gemacht: seinen Weggefährten Benjamin von Stuckrad-Barre, die polarisierende Ikone der deutschen Popliteratur – und gemeinsamer Udo-Freund. So dürfen auch hier einige Lindenberg-Anekdoten nicht fehlen, bevor es in einer kurzen gemeinsamen Lesung „In 80 Fragen um die Welt“ geht. Eine sehr unterhaltsame Unterbrechung, und wenn sich auch Teile des Publikums nicht ganz auf das literarische Intermezzo einlassen wollen, wird „Stucki“, wie Clueso ihn liebevoll nennt, mit beachtlichem Applaus bedacht.

Mit ungebremster Spielfreude setzt die Band das Programm fort. Es ist der Truppe deutlich anzumerken, dass hier nicht nur professionelle Musiker am Werk sind, sondern auch Leidenschaft und Teamgeist mit im Spiel sind. Vor allem Gitarrist Tim Neuhaus, der schon zu Anfangszeiten immer wieder phasenweise in Cluesos Band mitwirkte und ansonsten als Studio- und Livemusiker mit deutschen und Internationalen Künstlern der Indie- und Rock-Szene glänzte, tritt im Laufe des Abends immer wieder ins Rampenlicht und stellt – gemeinsam mit Clueso – auch neues, sehr überzeugendes Material aus seiner eigenen Feder vor. Die eigenen Stücke erinnern zeitweise an den irischen Singer/Songwriter Glen Hansard, mit dem Neuhaus ebenfalls zusammenarbeitete. Auch das Publikum honoriert den emotionalen Vortrag mit großem Zuspruch.

(Foto: Claudia Feldmann)
(Foto: Claudia Feldmann)

Der Zugabenteil fällt üppig aus und vor allem das altbekannte Material wird von einer beeindruckenden Mehrheit der Anwesenden mitgesungen. Ein Highlight ist ein Medley aus einer deutschsprachigen Version des Springsteen-Klassikers „I‘m on fire“ und „Sex on fire“ von den Kings of Leon – eine sowohl von der Band als auch von den Zuschauern mit deutlicher Begeisterung zelebrierte Mischung. Insgesamt ein sehr abwechslungsreicher Abend mit ausgesprochen überzeugend dargebrachter Musik und einer Prise Popliteratur – garniert mit einem Hauch von Fernweh, der sich als roter Faden sowohl durch das musikalische als auch literarische Programm zieht.

Noch mehr Bilder des Abends, findet ihr in der großen Fotostrecke.

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