Verschnaufpause im Paradies Magda und Manu reisen mit dem Fahrrad um die Welt, regelmäßig berichten sie bei uns über ihre Erlebnisse

Kitebiking – Eine gute Idee um beim Radeln Kräfte zu sparen (Foto: privat)
Kitebiking – Eine gute Idee um beim Radeln Kräfte zu sparen (Foto: privat)

Die Münsteraner Magda und Manu (beide 28) sind seit April letzten Jahres „on the road“ – mit dem Fahrrad! Von Deutschland aus sind sie gut 10.000 Kilometer bis in den Oman geradelt und dann nach Uganda geflogen um auch Afrika von der Leeze aus zu erkunden. Nach einer Weile haben die beiden aber gemerkt, dass ihnen eins doch irgendwie fehlt: ein Zuhause. Und darum haben sie zwischendrin eine Pause eingelegt. Auf Masirah Island, einer kleinen Insel im indischen Ozean. 

Mit dem Fahrrad um die Welt

Man kann natürlich glauben, dass wir verrückt sind. Wir hätten doch auch in eine gemütliche Jogginghose schlüpfen und uns in Züge, Busse oder ein eigenes Auto setzen können. Ganz entspannt mit Kopfhörern auf den Ohren und Kaugummi im Mund aus dem Fenster schauen und die Welt an uns vorbeirauschen sehen. Das wäre doch viel einfacher! Und ehrlich gesagt: In so manchen Momenten wünsche ich mir nichts mehr als das. Wenn ich schweißgebadet in meinem löchrigen T-Shirt und klatschnasser Radlerhose durch die brütenden Mittagshitze Afrikas einen gefühlt unendlichen Berg hochstrample, mein Gesicht sich farblich nicht mehr vom roten Staub der Buckelpiste unterscheiden lässt und mir der Saft sogar aus den Schienbeinen läuft – dann zum Beispiel. Dann verfluche ich uns und unsere Fahrräder innerlich und höre eine erschöpfte Stimme in meinem Kopf. „Scheiße, Magda,“ zischt sie wütend, „ihr seid doch bescheuert. Ihr hättet verdammt nochmal ein Auto kaufen sollen!“

Die Anstrengungen werden immer wieder belohnt mit grandiosen Landschaften wie diesen Reisfeldern in Uganda. (Foto: privat)
Die Anstrengungen werden immer wieder belohnt mit grandiosen Landschaften wie diesen Reisfeldern in Uganda. (Foto: privat)

Aber sobald sich dann eine grandiose Aussicht auf grüne Berghänge voller Bananenplantagen auftut, kühlender Fahrtwind die klebrig nassen Haarsträhnen in meinem Gesicht trocknet und die Qual des Anstiegs sich während der Abfahrt in Euphorie verwandelt, dann weiß ich wieder warum ich mir das alles antue. Wir haben uns nämlich bewusst auf den Drahtesel geschwungen: Es ist günstig, es ist umweltfreundlich und vor allen Dingen lässt es uns mit perfekter Geschwindigkeit reisen. So langsam nämlich, dass man alles sieht und jede Menge Locals trifft. Aus den Gesprächen und Begegnungen ergibt sich nicht nur unsere Route, sondern auch jede Menge Einblicke in das Leben vor Ort. Die Kultur, die Menschen, das Essen – wir lernen alles aus der Sicht der Einheimischen kennen.

Mission Piggybackriders

Und unsere Erlebnisse teilen wir – in Schulen und Kindergärten. Wir halten Reisevorträge für Kinder und Jugendliche – kostenfrei natürlich – erzählen ihnen von unseren Erfahrungen, von besonderen Orten, die wir gesehen und besonderen Menschen, die wir getroffen haben, und davon, was wir auf unserer Reise alles gelernt haben. Das sind vor allem drei Dinge: Erstens, dass es verdammt wichtig ist, sich gegenseitig zu helfen. Ohne die Hilfe von Fremden wären wir niemals hier angekommen. Zweitens, dass man vieles verlieren kann aber eines niemals aufgeben darf: seinen Optimismus. Ganz egal wie groß und kompliziert ein Problem scheint, vor dem man steht. Es gibt eine Lösung – man muss sie nur finden. Und dann wird alles gut oder sogar noch besser als vorher. Und drittens und besonders wichtig: Man darf sich nichts daraus machen, was andere Menschen über einen denken. Wenn man eine Idee hat, von der man überzeugt ist – dann muss man alles dafür tun sie umzusetzen. Man kann nämlich so ziemlich alles schaffen, wenn man es nur will! Ganz egal, was andere Leute davon halten.

Ruanda zur Mittagszeit: Jede Menge Begleitung durch Schulkinder auf dem Heimweg. (Foto: privat)
Ruanda zur Mittagszeit: Jede Menge Begleitung durch Schulkinder auf dem Heimweg. (Foto: privat)

Ein kleines bisschen Heimweh

Manu hat die letzten Jahre als Kitesurflehrer auf Fuerteventura gearbeitet, ich habe meine Kitelehrerlizenz kurz vor Reisebeginn noch schnell gemacht – nachdem ich meinen Job als Mathematikerin an den Nagel gehängt habe. Während ich den Büroalltag bisher gar nicht vermisst habe, hat Manu schon ab und zu seiner Surfschule hinterhergejammert. Und dann gab es noch etwas, was uns nach einer Weile beiden sehr gefehlt hat: ein festes Zuhause. Es musste also eine Lösung her, eine home base, zumindest für ein paar Wochen. Am besten irgendwo in der Sonne. Am besten irgendwo, wo man kiten könnte. Und vor allem irgendwo, wo man wirklich seine Ruhe haben würde um sich von der ganzen Radlerei und Rastlosigkeit zu erholen. Es lag also nahe, ein paar Kiteschulen auf unserer Route anzuschreiben und nachzufragen, ob sie uns für ein paar Wochen gebrauchen könnten. Als wir kurz darauf mit Alex telefoniert haben, der vor zwölf Jahren eine Kiteschule auf Masirah Island gegründet hat, war ziemlich schnell klar: Wir haben das perfekte Zuhause auf Zeit für uns gefunden. Sein Angebot: Wir könnten kostenfrei in einem Wohnwagen wohnen und das komplette Kitematerial der Schule nutzen. Im Gegenzug sollten wir Zaal, einem omanischen Fischer, der im Sommer das Rettungsboot für die Schule fährt, Kiteunterricht geben. Wow – das war genau, wonach wir gesucht hatten!

Wer die beiden Abenteurer auf ihrer Weiterreise durch Afrika verfolgen möchte, kann das auf ihrem Blog www.manuandmagda.com tun. Dort gibt es auch die Möglichkeit, die beiden und ihr Schulprojekt zu unterstützen und dafür selbst gebastelte Postkarten aus der weiten Welt zu bekommen.

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