Münster wieder Nr. 1 im Fahrradklima-Test Rang 1 bei den Städten über 200.000 Einwohnern von Karlsruhe zurückerobert / Münsters Politiker betrachten die Note 3,04 als Aufgabe für die Zukunft

Münster hat beim Fahrradklima-Test des ADFC den 1. Platz von Karlsruhe zurückerobert. (Foto: Michael Bührke)
Münster hat beim Fahrradklima-Test des ADFC den 1. Platz von Karlsruhe zurückerobert. (Foto: Michael Bührke)

Jahrelang hatte Münster vom Ruf als „Fahrradhauptstadt“ gezehrt – und dann kam mit dem ADFC-Fahrradklima-Test 2018 der Schock: Wir wurden von Karlsruhe überholt! Auch 2020 blieb Münster im Ranking der Städte mit über 200.000 Einwohnern hinter der badischen Fächerstadt auf Platz 2. Inzwischen hat Münster aber mit vielen Maßnahmen wie dem Ausbau von Fahrradstraßen einiges aufgeholt und diesen prestigeträchtigen Titel in der Umfrage unter bundesweit 245.000 Teilnehmern mit einem hauchdünnen Vorsprung zurückgeholt.

Münster ist also wieder Sieger im Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), der die Städte in Kategorien nach ihrer Größe bewertet. So hat Bremen mit der Note 3,6 das beste Fahrradklima bei den Großstädten über 500.000 Einwohnern, Münster erhielt die Note 3,0 vor Karlsruhe und Freiburg mit jeweils 3,1. Den allerbesten Wert erzielte allerdings das münsterländische Wettringen mit der Note 2,0 in der kleinsten von insgesamt sechs Klassen, nämlich der bis 20.000 Einwohnern.

Die Stadt Münster betont in ihrer Pressemitteilung, dass seit der letzten Abstimmung 2020 hier viel passiert sei: So wurde im September 2022 die Kanalpromenade feierlich eröffnet, die aktuell für den Deutschen Fahrradpreis nominiert ist. An der Bahnhofsrückseite hat im August 2022 mit der Radstation am Hansator ein vollautomatisiertes Fahrradparkhaus seine Türen geöffnet „und damit neue digitale Standards gesetzt“. Darüber hinaus hat die Stadtverwaltung im gesamten Stadtgebiet knapp tausend neue Fahrradabstellplätze geschaffen und 13 Fahrradstraßen „nach neuem Qualitätsstandard“ fertiggestellt. Weitere, wie aktuell die Schillerstraße, sind in der Planung. Dabei setzt die Stadt Münster seit 2020 auf neue Beteiligungsformate, um die Öffentlichkeit möglichst eng einzubeziehen.

Auch das im Juni 2022 beschlossene „Fahrradnetz 2.0“ nehme Form an, heißt es in der Mitteilung weiter, außerdem würde die Stadt aktuell Handlungsempfehlungen erarbeiten, „um das Radfahren in Münster nochmals deutlich attraktiver zu gestalten“. Auch die Stadtradeln-Kampagnen in den Jahren 2021 und 2022 heftet sich die Stadt als großen Erfolg an die Brust. Denn die Zahl der Teilnehmenden und der zurückgelegten Kilometer ist hier bei dieser bundesweiten Kampagne kontinuierlich gewachsen. Und wir können uns alle bald daran beteiligen, einen neuen Stadtradeln-Rekord aufzustellen, denn vom 1. bis zum 21. Mai geht es damit wieder los (auch mit einem Team von ALLES MÜNSTER, an dem sich übrigens jeder Interessierte beteiligen kann).

Münster hat beim ADFC-Ranking wieder die Nase vorn: OB Markus Lewe (l.) nahm am Montag in Berlin die Auszeichnung zur Fahrradhauptstadt 2023 in der Kategorie der Städte mit über 200.000 Einwohnern entgegen. Karlsruhe und Freiburg belegten die Plätze 2 und 3. (Foto: Stadt Münster)
Münster hat beim ADFC-Ranking wieder die Nase vorn: OB Markus Lewe (l.) nahm am Montag in Berlin die Auszeichnung zur Fahrradhauptstadt 2023 in der Kategorie der Städte mit über 200.000 Einwohnern entgegen. Karlsruhe und Freiburg belegten die Plätze 2 und 3. (Foto: Stadt Münster)

Oberbürgermeister Markus Lewe nahm die Auszeichnung gestern bei der feierlichen Preisverleihung in Berlin mit Staatssekretär Hartmut Höppner entgegen: „Münster ist die fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands! Ich freue mich sehr, dass Münster wieder an die Spitze gefahren ist und wir uns zudem im Gesamtergebnis verbessern konnten. Dieser Titel liegt uns gerade deshalb sehr am Herzen, weil ein attraktives Umfeld für Radfahrerinnen und Radfahrer einen großen Schritt auf dem Weg zu einer klimaneutralen Stadt markiert. Anerkennend schaue ich auch in die anderen Kommunen, in denen ebenfalls tolle Projekte umgesetzt wurden“, so Oberbürgermeister Markus Lewe in seiner Dankesrede.

Als großen Erfolg bewertet die CDU-Fraktion die erneute Platzierung Münsters auf dem ersten Rang als Fahrradstadt. Der verkehrspolitische CDU-Sprecher, Ratsherr Walter von Göwels, betrachtet die Auszeichnung durch den ADFC aber auch als eine Verpflichtung, „die Radfahrfreundlichkeit der Stadt weiter auszubauen, aber ohne verkehrspolitische Scheuklappen oder gar Autofahrerfeindlichkeit.“

Münsters Grüne betonen, dass die errungene Note deutlich macht, dass auch in Münster noch viel für den Radverkehr getan werden muss. So erklärt Carsten Peters, der verkehrspolitische Sprecher der Grünen Ratsfraktion: „Es freut mich sehr, dass Münster Platz 1 von Karlsruhe zurückerobert hat. Klar wird durch die Umfrage allerdings auch, dass Münster sich keinesfalls auf diesem Ergebnis ausruhen darf. Zur Gesamtnote 3,04 haben einerseits die gute Erreichbarkeit des Stadtzentrums und die Möglichkeit für Jung und Alt zu Radeln beigetragen. Wahr ist aber auch, dass Münsters enge Radwege, die vielen Falschparkenden und insgesamt Konflikte mit dem Autoverkehr eine bessere Note verhindert haben. Da ist noch viel Luft nach oben.“ Und Andrea Blome, grüne Vorsitzende des Verkehrsausschusses erklärt: „An noch viel zu vielen Stellen genießt der Radverkehr keinen Vorrang, so dass es wenig verwunderlich ist, dass immer mehr Autos auf Münsters Straßen unterwegs sind und die Konflikte um den knapper werdenden Verkehrsraum zunehmen. Wir Grüne drängen weiterhin darauf, dass auch die Stadtverwaltung den Radverkehr konsequent fördert – dazu gehört es, endlich konsequent gegen falsch und gefährlich parkende Autos vorzugehen. Außerdem dürfen die dringend benötigten breiteren Radwege künftig nicht mehr auf Kosten der Gehwege und Grünflächen eingerichtet werden.“

Auch Stadtbaurat Robin Denstorff richtet den Blick trotz des Erfolges unmittelbar nach vorne: „Wir werden in den kommenden Jahren nicht nachlassen und unsere Radverkehrsinfrastruktur weiter mit Hochdruck ausbauen. Weitere Velorouten und Fahrradstraßen werden das Radfahren noch sicherer, komfortabler und zügiger machen. Zunächst freue ich mich aber mit allen, die an diesen Projekten mitgewirkt haben und bei weiteren mitwirken werden.“

Alle zwei Jahre lädt der ADFC mit den Fahrradklima-Tests dazu ein, die Fahrradfreundlichkeit in der eigenen Stadt zu bewerten. 2022 fand er zum zehnten Mal statt. Abgefragt werden verschiedene Themenbereiche wie Sicherheit, Infrastruktur und Komfort im Radverkehr. Bei der Onlinebefragung stimmten im vergangenen Herbst bundesweit 245.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die Fahrradfreundlichkeit ihrer Städte und Gemeinden ab. Mit gut 1100 Städten und Gemeinden sind mehr Kommunen in der Wertung als jemals zuvor. Der ADFC-Fahrradklima-Test ist damit die größte und bedeutendste Nutzerbefragung zum Radverkehr weltweit. Die genauen Ergebnisse findet ihr unter https://fahrradklima-test.adfc.de/ergebnisse

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