Trauerschwan und Trampelpünte In Teil 6 der Masematte-Kolumne geht es um Peter, Petra und das Tretboot auf dem Aasee

Die Seegers vom Münster-Tatort: Jan-Josef Liefers (li.) und Axel Prahl beim Dreh der Folge "Schwanensee“. In der Hauptrolle: Schwan Petra. (Archivbild: Martin Lohoff)
Die Seegers vom Münster-Tatort: Jan-Josef Liefers (li.) und Axel Prahl beim Dreh der Folge „Schwanensee“. In der Hauptrolle: Schwan Petra. (Archivbild: Martin Lohoff)

Prolog. Anno 2005 – Es war eine dunkle und stürmische Nacht, vier Seegers saßen bei ner Lowine und nem Schabau in einer schummrigen Katschemme und baldowerten wat aus. Die Strigos steckten ihre Scheros zusammen und rakwehlten hamel stikum. Irgendwie hatten die wohl Malessen mit ihren Penunzen. So viel war klar. Patte leer und lau masum in Münsters Kassen, so oder so ähnlich hörte sich dat an. Und ein paar ungewöhnliche Wörter fielen immer wieder: Trauerschwan, Trampelpünte, Aasee.

***

Ein paar Monate später, inzwischen schrieben wir das Jahr 2006, knallerte der Lorenz auf Münster und da tauchte auf Münsters dreckigster Pfütze ein schwarzer Trauerschwan auf. Maschemau, und dieser schumme, schwarze Flattermann war ömmes so kolone und verliebte sich in ein Tretboot. Auf Pseudomasematte würden wir zu Tretboot „Trampelpünte“ sagen.

Die Trampelpünte sah übrigens aus wie ein hamel großer weißer Schwan. Da sitzen die Münsteraner sonntagsnachmittags drin und trampeln sich übern Aasee. Wenn es Lenz macht? Die Pattjacken finden dat auch ganz jovel. Und zahlen da ne Heidenknete für.

Der schwarze Flattermann ist also immer hinter der Trampelpünte hergepeselt und hat nen hamel Rochus auf jeden gehegt, der seiner „Kaline“ zu Nahe kam.

Die Münsteraner haben den schwarzen Flattermann erst Mal Peter genannt. Dat war der Vorname von dem Obermacker von der Segelschule.

Alle hatten hamel Fez mit „Peter“. Die vom Fernsehen sind sogar nach Münster geböscht, um dat zu filmen. Aus der ganzen Welt kamen Pattjacken und Fleppenschmierer angeböscht, um unseren (!!!)„Peter“ zu kneistern.

Leute, verkneispert euch dat mal!

Dann wurde es kalt in Münster. Der Winter kam. Angeblich musste jetzt die Trampelpünte in ihr Winterquartier, damit sie nich machulle ginge von dat kalte Pani und Eis, wat auffe Pfütze sein würde … Tja und dann die Frage: Wat is mit Peter? Dem verliebten Flattermann? Wo sollte der hin? Oder sollte der den ganzen Winter Liebeskummer haben?

Da hatte der muckere Obermacker von Zoo eine Idee. Und der Seegers rakawehlte, datt dat Liebespaar in seinem Zoo wohnen sollte. Dat Beis von den Pelikanen wäre ganz zufällig frei. Tokusmalokus. Manchmal gibt dat in Münster Zufälle!!!!  (Aber wenn du mich fragst, dann wusste der muckere Obermacker vom Zoo dat er im Winter wenig Knete in seiner Zoo-Kasse haben würde und ihm die ganzen Viecher mal wieder die Ballen von Schero fressen würden.)

Also Peter und die Trampelpünte ab in den Zoo. Umzug ins Pelikanhaus. Kameras und Fleppenschmierer wieder ambach.

Im Zoo ist ömmes einer auf die Idee gekommen und hat dem Peter eine Feder geschort und die mal untersucht. Und? Die Biologens ham tacko gemuckert, datt Peter ne Kaline war! Maschemau! Ne Kaline!

Aus Peter wurde also tacko Petra. Alles jovelino in Münster! Wieder eine Sensation und alle hegten nen toften Lenz. Ja, man schmuste schon inne Bendine, dat Münster mit Petra ja ömmens einen Dibberdaumen hegt.

(Archivbild: Thomas Hölscher)
(Archivbild: Thomas Hölscher)

So ging dat dann weiter. Im Sommer aufn See an Peseln und im Winter im Pelikanhaus an Residieren.

Aber dann gab dat Stress im Pelikanhaus bei Schwans.

Ein echter weißer Schwan, vermutlich ein Stenz, tauchte auf. Und flirtete mit Petra wat dat Zeug hielt. Angeblich hätten der Ischenpoussierer und die Petra immer „rumgeschnäbelt“.

Unter uns: Jovel, dat Trampelpünten keinen Rochus hegen können, da wäre ja hamel Bambonum und Randale ambach gewesen. „Randale im Pelikanbeis“ hätten die Fleppenschmierer dann geschrieben.

Letztendlich war dat aber nur eine Affäre für den Ischenpousierer. Der weiße Flattermann-Stenz war nämlich plötzlich mirnixdirnix plete geböscht. Zwischenfrage: Ob wohl auf einer Achilenfleppe in einer Katschemme in der Zeit Schwanenbraten stand? Möglich wäre das! Da brat mir doch einer einen Schwan!

Ach, aber arme, arme Petra. Wat muss die an Plannigen gewesesen sein? Irgendwie hegte die mehr Brassel als Massel mit die Liebe, oder? Und jetzt, endlich wurde die mucker (!!!) und ist nach drei Jahren 2009 dann plete geböscht von Münster. Kann man es ihr verdenken? Nein!

Und die armen Münsteraner alle an Rumkrahjöhlen!

„Petra is plete! Petra is plete geböscht. Unsere liebste und jovelste Petra!“ Und etwas leiser: „Wer soll denn jetzt dafür sorgen, dat wir abends genug Knete inne Kasse haben?“

Die nerbelo Münsteraner haben sogar nen Verein gegründet. „Petra-come-back“, hieß der so? Modewehl. Als ob wir keine anderen Malessen hätten.

***

Epilog. Anno 2013 – Ein paar Jahre später klingelt der Laberknochen vom Obermacker vom Zoo. Auffangstation für Vögel Osanbrück war dran.

Schon vor Jahren hätten die ne kranke und marole Trauerschwänin gefunden. Irgendwo auf einem Patt zwischen den Feldern bei Glandorf. Fieber soll die gehegt haben. Verdollewiniert euch dat mal. Fieber, nen Trauerschwan! Unsere Petra!

Aber! Mascheminus-maschemau! Unsere Petra lebte! Zwar in Osnabrück in einer Auffangstation. Aber sie lebte!

Ambach hat die einen ehrlichen Schwanseegers kennengelernt. Der war mal keine Trampelpünte und auch kein schofler Ischenpoussierer. Schwänin Petra, dat haste hamel gemasselt!!!!!

Und dat ham die in Osnabrück gemuckert und ham ihre Fehme schützend über Petra gehalten.

Aber alles der Reihe nach: Der Obermacker vom Zoo ist nämlich tacko nach Osnabrück geböscht. Unter uns, es gab da in der Zeit wohl eine Anfrage vom Fernsehen, die wollten 2015 gerne einen Tatort drehen mit dem wohlklingenden Namen: „Schwanensee“! Und weil Petra ja Erfahrung mit der Presse und Kameras und dat ganze Gedöns hatte, passte dat doch jovel, dat unsere Petra eine Hauptrolle spielen würde! Für lau, ömmes. Wie immer!

Und dann hat der Obermacker vom Zoo bei denen in Osnabrück rumrakawehlt und rumgeschmust, dat er die Petra (und vielleicht auch ihren Macker) hamel gerne, hamel gerne … wieder mitnehmen wollte! Nach Münster! Wo doch ihre Heimat ist! Und alle sie sooooo lieb haben.

Aber dat Rumgeseiere nütze alles nix. Die vonne Auffangstation in Osnabrück, die sind hart geblieben.

Und da mussten Börne und Thiel eben alleine in der Trampelpünte sitzen und auf der dreckigen Pfütze rumpeseln. Tja! Und Petra endlich mehr Massel als Brassel!

Is vielleicht ganz tofte so, oder?

Soll die Petra doch mal nen bisken Ruhe hegen nach den ganzen Bambonum um sie drumrum. Und ihre Liebe genießen. Dat gönnen wir ihr doch.

Und ansonsten ist doch alles jovelino in Münster, oder?

Und wer sich mal nach unserer Petra erkundigen oder für den Tierschutz wat spenden will, der kann das hier tun: www.osnabrueck.de/artenschutz/internationaler-artenschutz/betreuungsstationen


Glossar:

Trampelpünte: Tretboot / Seegers: Männer / Lowine: Bier / Schabau: Schnaps / Katschemme: Kneipe / ausbaldowern: aushecken / Strigo: übler Kerl / Schero: Kopf / rakawehlen: sprechen / hamel: sehr / stikum: leise / Malessen: Probleme / Penunzen: Geld / Patte: Geldbörse / lau masum: pleite / Lorenz: Sonne / schumm: dick / Flattermann: Vogel / ömmes: tatsächlich / kolone: verrückt / Trampelpünte: Tretboot / Lenz: Spaß / Pattjacken: Fremde, hier Touristen / jovel: gut / peseln: fahren, laufen / hamel Rochus: große Wut / hegen: haben / Kaline: Frau / Fez: Spaß / böschen: gehen / Fleppenschmierer: hier Zeitungsjournalisten / verkneispern: vorstellen / machulle: kaputt / Pani: Wasser / mucker: schlau / Obermacker: Chef / Beis: Haus / Tokusmalokus!: Donnerwetter! / Ballen: Haare / schoren: stehlen / tacko: schnell / muckern: merken / maschemau: ach, ja / jovelino: bestens / Bendine: Gegend / Dibberdaumen hegen: Glück mit Geld haben / Stenz: Hallodri / Ischenpoussierer: Weiberheld / Bambonum: Ärger / plete böschen: abhauen / Achilenfleppe: Speisekarte / plannigen: weinen / Brassel: Ärger / Massel: Glück / Rumkrajöhlen: rumschreien / nerbelo: verrückt / modewehl: oh, nein /  marole: müde / Patt: Weg / Mascheminusmaschemau: Steigerung von „oh je“ / hamel gemasselt: sehr gut gemacht / Fehme: Hand / Gedöns: Kram / lau: umsonst / Rumgeseiere: Rumgelaber

Wortkunde – Was ist Pseudomasematte?

Pseudomasematte sind Wörter, die heute erfunden werden. Oft Komposita, die Dinge beschreiben, die es früher noch nicht gab. Inzwischen haben Wörter aus der Pseudomasematte allerdings partiell den Ruf „die Masematte“ zu sein. Die Erfahrungen bei meinen zahlreichen Musiklesungen mit Martje Saljé, haben mir gezeigt, dass eine Vielzahl von Menschen glaubt „Tackoachilenkabache“ oder „Transpanimurmelbeis“ seien etablierte Wörter der alten Geheimsprache. Eines kann man sich merken: Masemattewörter sind immer sehr kurz und haben einen kritischen Anstrich.

In diesem Text finden Sie drei Pseudomasemattewörter: Achilenfleppe für Speisekarte, Trampelpünte für Tretboot und Fleppenschmierer für Journalisten. Man verzeihe mir meine Kreativität.

2 Kommentare

  1. Jo, dat warn noch Zeiten. Als der „vom Obermacker vom Zoo.“ noch medienwirksam für Tiere und Zoo eintrat. Anders als die heutige Trantüte, die sich vor den Medien versteckt und sind zum wiederholten Mal in einem anderen zoo bewirbt (aktuell Wien) – „um den Marktwert zu testen“, haha, der ist niedrig!

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