
Seit Januar bringen Barbara Overbeck und Marco Schomacher immer zur Monatsmitte bei Spotify einen Kultur-Podcast für Münster und das Münsterland heraus, den sie „Kulturbeutel Münster“ genannt haben. Kommenden Donnerstag (15. Mai) wird die fünfte Folge erscheinen, bei der sie Michael Solder in seinem Antiquariat besucht haben. Und weil im April mal wieder Dreharbeiten für neue „Wilsberg“-Folgen stattgefunden haben, ist auch Leonard Lansink hinzugekommen. Schließlich hat er dieses Antiquariat über den Kreis der Bücherfreunde hinaus deutschlandweit bekannt gemacht. Wir haben die vier kurz vor der Aufnahme vor Ort besucht und dazu befragt.
„Wir haben so viel Kultur in dieser Stadt und haben gedacht: Mensch, es verdient doch noch ein Format, was man obendrauf packen könnte“, beschreibt Barbara Overbeck die Motivation, mit der sie durch Anregung von Marco Schomacher mit ihm diese Podcast-Reihe ins Leben gerufen hat. Angefangen haben sie damit, eine Liste zu erstellen, welche Persönlichkeiten dafür in Frage kommen würden: „Und wenn wir beide „ja“ schreien und beide einverstanden sind, dann ist das so“, dann ist die Entscheidung gefallen.
„Michael hatte ich sowieso auf dieser Liste stehen“
So kamen die beiden auch auf Michael Solder. „Michael hatte ich sowieso auf dieser Liste stehen, weil ich ihn auch schon ein bisschen länger kenne. Ich habe auch schon journalistisch über ihn berichtet. Da haben wir gedacht, das ist so ein geiler Ort mit den ganzen Büchern hier und der Kultur. Und Michael sagte dann, soll ich Leonard fragen? Da wären wir ja schon blöd gewesen, wenn wir geantwortet hätten: Nee, lass den mal besser raus, fragt ihn lieber nicht.“ Leonard Lansink quittiert diese Aussage umgehend mit „Das war ein Fehler!“ und erntet vor allem bei Michael Solder ein herzliches Lachen.
„Dass das hier ein Ort von viel Kultur ist, muss man glaube ich nicht erklären“, ergänzt Marco Schomacher. „Wenn man sich so umschaut, ist hier ja wahrscheinlich wirklich alles an Literatur vertreten. Ich durfte auch mal live dabei sein, wie hier durch Michael Kultur geprägt wird. Denn als ich das erste Mal hier in seinem Laden war, sozusagen Undercover, ging das Gespräch los mit Ambrosius von Mailand und mit Augustinus und dessen Mutter Monnica. Dann die Schlacht bei Waterloo und gelandet sind wir, glaube ich, bei der Familie Krupp von Bohlen und Halbach. Irgendwie so lief dieses Gespräch auf jeden Fall. Also es ist ein kultureller Ort“. Dann wendet sich Marco Schomacher direkt an Michael Solder: „Ich habe mir gerade eben gegenüber dem WDR erlaubt zu behaupten, dass du der letzte Universalgelehrte Münsters bist.“
„Dazu haben wir noch einen absoluten Kult-Schauspieler, der sich, wie wir eben auch erfahren durften, darüber hinaus sehr viel für Kultur engagiert und für Kultur interessiert“ fügt Schomacher hinzu. Der so angesprochene Leonard Lansink spielt das lieber herunter und meint augenzwinkernd, dass es bei ihm doch mehr nur Kneipen- oder Trinkkultur sei. Wein trinken wollen sie bei der Aufnahme auch, meint Barbara Overbeck und weist darauf hin, dass ihr Familienname zu „Wilsberg“ passt wie die Faust aufs Auge: „Den Gag muss ich natürlich zwischendurch rausholen“. Wenn sie Veranstaltungen moderiere, dann behauptet sie gerne, „der Bischof Overbeck in Essen und der strubbelige Kommissar bei Wilsberg, das sind meine Ex-Männer, aber bitte nicht weitersagen“.
„Wir wollen gar nicht so viel herausfinden“
Ob es bei dem Podcast um die Motivation der Kulturtreibenden geht, fragen wir die Macher. „Wir wollen gar nicht so viel herausfinden“, antwortet Barbara Overbeck. „Wir kommen ins Plaudern. Und das ist genau der Unterschied zu einer journalistischen Tätigkeit. Wir haben hier Zeit, wir haben keinen Limit, wir haben keinen Zeilen-Limit, wir haben keinen Minuten-Limit“. Daher können sie frei auf das reagieren, was die Gäste ihnen erzählen. „Und das kann ich als Journalistin nicht, weil ich da ein Ziel habe. Da möchte ich irgendwas über die neue Platte herausfinden, über die neue Folge von Wilsberg, dann vielleicht über die Messe, auf der Michael gerade war. Das spielt hier alles überhaupt keine Rolle. Man kann sich komplett auf die Gäste einschießen.“
Da müssen wir die Frage direkt an die beiden Gäste weiterreichen: „Wisst ihr schon, was ihr gleich erzählen wollt? Oder wartet ihr darauf, was da für Themen auf den Tisch kommen?“ Michael Solder antwortet schnell mit „No bloody idea“, etwas bedächtiger Leonard Lansink: „Wir warten einfach ab, das gehört sich so“. Michael Solder nutzt nun aber die Gelegenheit, auf seine eigenen Podcasts hinzuweisen, von denen Leonard Lansink offensichtlich noch nichts mitbekommen hat: „Ich habe ja – wie ich jetzt ganz praktisch klug einfließen lasse – schon acht eigene Podcasts gemacht.“ – „Ach ja?“ – „Und die Herr Lansink alle gehört hat, wie ich gerade feststelle.“ Marco Schomacher droht daraufhin, „wir fragen den Inhalt gleich ab“ – an so einem Schlagabtausch lässt sich wunderbar erkennen, in welcher Atmosphäre die aktuelle Podcastfolge für den „Kulturbeutel Münster“ entstanden ist.
„Das Schöne ist, dass ich mich nicht vorbereiten muss“
„Das Schöne ist, dass ich mich nicht vorbereiten muss“, freut Michael Solder auf die Aufnahme. „Also ich habe so ein bisschen Fantasie, was gefragt wird. Aber die beiden haben, was ich jetzt in den Podcasts von denen gehört habe, eine sehr schöne Art auf die Menschen einzugehen und die zum Reden zu bringen. Und davon lasse ich mich überraschen“. Und wie wird nun der Schauspieler Leonard Lansink eingebunden? „Ich glaube, ich habe noch einen Schnipsel vom letzten Drehbuch. Den könnte ich auf den Tisch legen“, schlägt Michael Solder vor. Von ihm könne das aber nicht stammen, entgegnet Lansink: „Das Drehbuch habe ich auf dem Handy“. Weil Barbara Overbeck das überrascht zu Kenntnis nimmt, ergänzt er: „Ab und zu muss man sich orientieren. Was man gerade so dreht, wo man ist und welche Nummer das Bild hat. Dann weiß man auch, ob es ein bisschen dramatischer werden muss oder ob es erst am Anfang des Films ist, wo es alles noch nett ist“.
Und schon übernimmt Michael Solder das Fragenstellen: „Kannst du das noch jetzt so, Theater spielen mit 90 Minuten Text?“ Leonard Lansink nickt: „Ja, ich habe das Stück „Kunst“ von Yasmina Reza gespielt. Das ist textlich schon sehr anspruchsvoll, man muss viel reden. Und dann ging das auch. Du hast ja beim Theater vier Wochen Proben“. Beim Wilsberg-Dreh, zum Beispiel hier im Antiquariat, sei das aber anders: „Da muss man sich das irgendwie morgens angucken und dann kann man das oder kann es nicht. Es gibt Leute, die lernen das vor, ich gehöre nicht dazu. Aber beim Theater muss ich es dann schon lernen“.
Ob all diese Themen, die wir in dem Viertelstündchen vor der Aufnahme des Podcasts angesprochen haben, auch dort eine Rolle spielen werden, wissen wir nicht. Auch wir müssen geduldig warten, bis die fünfte Folge vom „Kulturbeutel Münster“ kommenden Donnerstag (15. Mai) auf Spotify veröffentlicht wird.
Den Kultur-Podcast "Kulturbeutel Münster" findet ihr bei Spotify, den Antiquariats-Podcast "RARE BOOKS CARE LOOKS" von Michael Solder und Sabine Scho unter rarebooks-carelooks.de
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