Eine spezielle Herausforderung Münsteraner Hilfsorganisationen stellen Betreuungseinrichtungen für bis zu 3.000 Personen

Für die große Evakuierung in Mauritz stehen auch die Hilfsorganisationen in den Startlöchern. (Archivbild: Carsten Pöhler)
Für die große Evakuierung in Mauritz stehen auch die Hilfsorganisationen in den Startlöchern. (Archivbild: Carsten Pöhler)

Münster steht die wohl größte Evakuierung seit dem Zweiten Weltkrieg bevor. Schätzungen zufolge werden am 20. September im Stadtteil Mauritz an die 16.000 Menschen ihre Häuser verlassen müssen, wenn Experten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes fünf Stellen auf mögliche Blindgänger untersuchen. Bei dieser Mammutaufgabe spielen die Hilfsorganisationen eine große Rolle: Sie sind für die Betreuungsstellen verantwortlich und unterstützen zudem den Rettungsdienst.

Für die Bewohner von Mauritz, die gar keine Möglichkeit haben, ein Ziel außerhalb des Stadtteils anzusteuern werden Notunterkünfte eingerichtet. Diese Notunterkünfte befinden sich im Pascal-Gymnasium sowie im Weiterbildungskolleg am Pascal-Gymnasium (Uppenkampstiege), Stadtwerke Münster (Hafenplatz), im Alt und Neubau des Hansa-Berufskollegs (Hansaring), im Ratsgymnasium (Bohlweg), LWL-Landeshaus (Freiherr-vom-Stein-Platz) und der Deutschen Rentenversicherung (Gartenstraße).

In den Notunterkünften werden die Menschen betreut, die keine Möglichkeit haben, ein Ziel außerhalb des Sperrgebietes anzusteuern. Der städtische Krisenstab geht davon aus, dass bis zu 3.000 Betroffene das Angebot wahrnehmen werden. Für die Hilfsorganisationen hier in der Stadt ist dies eine denkbar große logistische Herausforderung. Um am Tag der Evakuierung nichts dem Zufall zu überlassen, sind DRK, ASB, Johanniter und Malteser lange aktiv. „Die Hilfsorganisationen werden insbesondere bei dem Thema Betreuung in die Planung mit einbezogen und sind mit einem Sprecher im Planungsstab bei der Feuerwehr Münster vertreten“, erklärt Nina Heckmann, Sprecherin der münsteraner Hilfsorganisationen, dazu. „Wir treiben die internen Vorbereitungen bereits seit Wochen intensiv voran.“

„Der Katastrophenschutz des Landes NRW ist sehr gut ausgerüstet.“ (Nina Heckmann, DRK)

Eine Aktion in diesem Umfang ist für die Helfer alles andere als alltäglich. „Grundsätzlich sind wir eingespielt, was derartige Einsätze angeht. Allerdings stellt die Größenordnung eine spezielle Herausforderung auf organisatorischer und kommunikativer Ebene dar, weil vieles abgestimmt werden muss.“ So ist es coronabedingt notwendig, dass die Anzahl der Betreuungsstellen erhöht wird, da in jeder einzenen nur eine verringerte Zahl von Menschen betreut werden darf. Das führe natürlich zu einem erhöhten Einsatz von Kräften und Material. „Hierfür ist aber der Katastrophenschutz des Landes NRW sehr gut ausgerüstet“, versichert Heckmann. Zur Unterstützung werden weitere Einsatzeinheiten der Hilfsorganisationen aus dem Umland angefordert. Im ganz überwiegenden Teil wird es sich hier um ehrenamtliche Helfer handeln.

Immer wieder sind DRK, ASB, Malteser und Johanniter bei großen Einsätzen gefragt: beispielsweise während des Starkregens 2014 oder – schon länger zurückliegend – beim Schneechaos im Münsterland 2005, bei denen die Hilfsorganisationen mit großem Aufkommen vor Ort waren. „Ansonsten hatten wir vergleichbare Evakuierungseinsätze aufgrund von Bombenverdachtspunkten im Umland. In Osnabrück wurden 2009 fünf Blindgänger gefunden und mehr als 15.000 Osnabrücker mussten kurzzeitig ihre Wohnungen verlassen“, erinnert sich Nina Heckmann. „Vergleichbar war auch der Einsatz in Dortmund noch in diesem Januar mit mehreren entschärften 250 Kilogramm-Bomben im Klinikviertel.“

Krisenstabsleiter Wolfgang Heuer richtet sich mit einer Bitte auch an an die Nachbarschaften in Mauritz: „Denken Sie auch an die Nachbarn. Falls nötig, bieten Sie Unterstützung an. Jüngere können vielleicht zur Notunterkunft begleiten oder die Informationen aus dem Internet weiterreichen.“ Er weist darauf hin, dass in den Notunterkünften Coronaregeln analog zur Gastronomie gelten. Es herrscht Maskenpflicht auf dem Weg zu den Tischen, zudem werden die Menschen registriert, damit das Gesundheitsamt sie gegebenenfalls erreichen kann. Wer Medikamente nimmt, sollte sie für den Sonntag und Montag mitbringen. Auch an Ausweisdokumente, Brille, Zahnersatz und persönliche Bedarfsartikel, aber auch warme Bekleidung sollte gedacht werden. Und er rät, an das Frühstück zu denken – rechtzeitig zu Hause oder mitgebracht in der Notunterkunft.

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