Endlich wieder ein Jazzfestival! Das Internationale Jazzfestival Münster findet vom 6. bis 8. Januar 2023 im Theater Münster statt / Vorverkauf startet am 15. November - ausschließlich online

Kulturdezernentin Cornelia Wilkens, Festival-Leiter Fritz Schmücker und Kulturamt-Leiterin Frauke Schnell freuen sich: das Internationale Jazzfestival Münster bringt vom 6. bis 8. Januar 2023 wieder Farbe in den Jahresanfang. (Foto: Ralf Clausen)

Die letzten beiden Jahre mussten wir uns leider mit mehr oder weniger kurzfristigen – natürlich der Pandemie geschuldeten – Absagen abfinden, sowohl beim „großen“ Jazzfestival 2021 als auch bei der schon geplanten kleinen Ausgabe, den „Shortcuts“ in diesem Jahr. Nun soll der Jahresbeginn aber endlich wieder dem Jazz gehören, da sind sich sich die städtischen Veranstalter jetzt sicher. Vom 6. bis 8. Januar 2023 findet das Internationale Jazzfestival Münster also wieder im Theater Münster statt. Der Vorverkauf beginnt am kommenden Dienstag (15. November) um 10 Uhr – wie schon für die letzte durchgeführte Ausgabe 2020 ausschließlich online!

„Ich freu mich drauf, ich hab’s vermisst“, mit diesen Worten begrüßte Kulturdezernentin Cornelia Wilkens am Freitag die überwiegend lokalen Pressevertreter im Theatertreff. Sichtlich begeistert präsentierte der langjährige Festival-Leiter Fritz Schmücker das Programm, das er auch diesmal wieder mit allerlei hintersinnigen Gedanken zusammengestellt hat. Denn er fände es langweilig, wenn „das alles immer so ein ähnlicher Jatz wäre“. Schmücker spielt dagegen lieber mit den unterschiedlichen Klangfarben: „Das kontrastierende Moment ist handlungsleitend für mich“. So wechseln sich kleine Besetzungen oder solche mit eher lyrischem Programm mit größeren und lauteren Bands ab, wie zum Beispiel am Samstag auf Tango Nuevo mit der jungen Französin Louise Jallu am Bandoneon eine „wilde, hochrhythmische Party“ mit dem norwegischen Free Jazz-Drummer Paal Nilssen-Love und seinem Projekt „Circus“ folgen wird.

Ganz besonders hob Fritz Schmücker hervor, in welcher Spannweite sich das Alter der vorgestellten Musiker bewegt: von 23 bis zu 80 Jahren. Die ältesten und zugleich bekanntesten von ihnen sind im HAL Trio zu finden. Hinter diesem aus den Anfangsbuchstaben ihrer Mitglieder erstellten Kürzel verbergen sich der niederländische Schlagzeuger Han Bennink, der in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag feierte, die japanische Pianistin Aki Takase (74) und der französische Saxofonist Louis Sclavis (69), der bereits in unterschiedlichen Formationen in Münster überzeugte. In diesem Trio treten sie aber im Januar zum ersten Mal auf, es ist also so etwas wie eine Uraufführung auf der Theaterbühne im Großen Haus.

Laura Jurd tritt gleich zweimal auf beim Internationalen Jazzfestival Münster – sie spielt dabei Kornett, Piano und Trompete. (Foto: Alex Morley)
Laura Jurd tritt gleich zweimal auf beim Internationalen Jazzfestival Münster – sie spielt dabei Kornett, Piano und Trompete. (Foto: Alex Morley)

In vielen anderen Besetzungen sind aber ausgesprochen junge Menschen zu erleben. So ist Fritz Schmücker von dem 23-jährigen englischen Saxofonisten Matt Carmichael vor allem im Duo mit dem 25-jährigen Pianisten Fergus McCreadie angetan. Und die 24-jährige Ariel Bart aus Israel begeisterte ihn mit ihrer „erfrischenden Art“, auf der Mundharmonika zu spielen – ein Instrument, das nicht erst seit dem Tod von Toots Thielemans viel zu selten im Jazz zu hören ist. Ein besonderes Instrument, das seit den Zeiten von Größen wie Louis Armstrong oder Nat Adderley nicht mehr so oft gespielt wurde, eröffnet und beschließt das Internationale Jazzfestival 2023: das Kornett. Die Britin Laura Jurd spielt es neben dem Piano mit ihrem Sextett zum Auftakt am Freitag ab 18 Uhr, der Schwede Tobias Wiklund bestreitet am Sonntagabend damit das letzte Konzert des Festivals.

Auch alle drei Acts, die für das kurzfristig abgesagte kleine Festival „Shortcuts“ in diesem Jahr eingeladen waren, kommen nun im Januar 2023. Inspiriert von der rumänischen Volksmusiksammlung des Komponisten Béla Bártok entführt das Trio mit dem britischen Saxofonisten John Surman, dem rumänischen Pianisten Lucian Ban und dem amerikanischen Bratschisten Mat Manieri mit ihren „Transylvanian Folk Songs“ ins mystische Siebenbürgen. Die Französin Camille Bertault, die laut Ankündigung „ihre Stimme in ein Jazzinstrument verwandeln kann“, wird von David Helbock am Piano begleitet. Die niederländische Posaunistin Nabou Claerhout tritt mit ihrer Band am Sonntag im Kleinen Haus auf.

20 Jahre lang zog der rote Flügel wie ein Wahrzeichen des Festivals die Blicke auf sich, so wie hier beim Auftritt von Jackie Terrasson mit dem Trompeter Stéphane Belmondo 2017. Nun wird er erstmals nicht mehr dabei sein. (Archivbild: Stephan Günther)
20 Jahre lang zog der rote Flügel wie ein Wahrzeichen des Festivals die Blicke auf sich, so wie hier beim Auftritt von Jackie Terrasson mit dem Trompeter Stéphane Belmondo 2017. Nun wird er erstmals nicht mehr dabei sein. (Archivbild: Stephan Günther)

Ein Hauptdarsteller der letzten 20 Jahre wird allerdings nicht mehr auf der Bühne stehen: der knallrote Flügel. Wohl nicht zum ersten Mal erzählte Fritz Schmücker beim Pressetermin im Theatertreff die Geschichte, wie das Festival zu diesem auffälligen Instrument kam, das bald zu einer Art Wahrzeichen wurde. Ob es 2001 oder 2003 war, wusste er zwar nicht mehr genau, aber er erinnerte sich daran, dass bei Proben mit dem ursprünglichen Flügel Haarrisse bemerkt wurden. Zwei Ersatzmöglichkeiten bot man ihm an, einen kleineren B-Flügel im üblichen Schwarz und eben den D-Flügel in Ferrari-Rot („Das ist der Haken“, wurde ihm dabei gesagt). Da die Farbe für den Klang aber unerheblich ist, entschied er sich für dieses besser klingende, größere Instrument, das bald darauf zum Kultobjekt der Festival-Reihe wurde. Nun ist das Einzelstück verkauft worden, es wird wohl wieder ein gewöhnlicher, schwarzer Flügel zum Einsatz kommen.

Dagegen nehmen sich weitere Änderungen fast wie Kleinigkeiten aus: So wird die bisherige Durchnummerierung der Festivals nicht mehr fortgeführt. Die war schon länger unlogisch, weil die kleinen Ausgaben unter ihrem ersten Namen „Jazz Inbetween“ zunächst nicht mitgezählt wurden, unter der aktuellen Bezeichnung „Shortcuts“ aber schon. An Stelle der laufenden Nummer wird nun auf den Plakaten der Hinweis „Seit 1979“ geführt, um auf die lange Tradition hinzuweisen. Aufgegeben wird auch der Druck und die Verteilung von Flyern mit dem Programm, dafür enthalten die Plakate einen QR-Code, der zur Homepage des Festivals führt. Das ist als ein Beitrag zum Klimaschutz gedacht, erläuterte Kulturamtsleiterin Frauke Schnell, „ein Thema, mit dem sich Kultur auseinandersetzen muss und will“. Daher werden auch noch mehr Musiker als bisher per Bahn anreisen, statt zu fliegen.

Wer trotzdem gerne etwas Gedrucktes in der Hand halten möchte, kann das umfangreichere Programmheft, das sonst oft zu wenig Beachtung gefunden habe, erstmals schon vorher, ab Mitte Dezember, für 2 Euro erwerben. Die Eintrittspreise wurden nur leicht angehoben und bewegen sich in der gewohnten Struktur, eine Tageskarte ist je nach Platz von 15 bis 50 Euro zu bekommen, der teuerste Festivalpass für alle drei Tage kostet gerade einmal 147 Euro („Das sind nur 9,19 Euro pro Konzert“, hieß es beim Pressetermin). Der Vorverkauf beginnt am Dienstag (15. November) um 10 Uhr ausschließlich online unter www.theater-muenster.com.

Programm-Infos zum Festival findet ihr unter www.jazzfestival-muenster.de

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