Systemrelevante Kulturszene „Club Komitee Münster“ im Gespräch mit Oberbürgermeister Markus Lewe

Das „Club Komitee Münster“ traf sich mit Oberbürgermeister Markus Lewe im Skaters Palace. (Foto: Club Komitee Münster)
Das „Club Komitee Münster“ traf sich mit Oberbürgermeister Markus Lewe im Skaters Palace. (Foto: Club Komitee Münster)

Maskentragend in den Abgrund blicken? Bedingt durch die Corona-Pandemie ist unser öffentliches Leben monentan enorm eingeschränkt. Einfach und unbeschwert Ausgehen, ein Konzert besuchen oder auch nur ein Bier mit Freunden im Musikclub oder der Stammkneipe zu trinken, ist zurzeit schlichtweg nicht möglich. Das „Club Komitee Münster“, der Zusammenschluss der Clubbetreiber und Konzertveranstalter in dieser Stadt, lud zum zweiten Pressegespräch in den Innenhof des Skaters Palace ein, um mit Oberbürgermeister Markus Lewe über den Stand der Dinge, die Rolle der Politik und das Abwenden eines völligen Kahlschlages in der hiesigen Szene zu sprechen.

„Als erstes geschlossen, als letzte wieder geöffnet“: So ließe sich das momentane Dilemma der städtischen Ausgehszene nüchtern wie resignierend in einem Satz zusammenfassen. Doch diesen „kollektiven Schlummerzustand“ wollen viele der Chefs von Szeneläden in dieser Stadt nicht einfach so hinnehmen und haben sich zu einem Organisationsbündnis als Komitee zusammengefunden. Nachhaltig die Clubkultur zu fördern sowie Musik- wie Tanzveranstaltungen im kollektiven Bewusstsein zu verankern bzw.zu bewahren ist das Ziel der rund 20 Kulturschaffenden. Den beiden Sprachrohren dieser Initiative, Thomas Pieper (Heaven, Coconut Beach, Conny Kramer, Docklands-Festival und Fusion Club) sowie Christian Huys (Hot Jazz Club, Rote Lola) ist es daher wichtig, dass diese für viele identitätsstiftende Tanz- und Ausgehkultur von einem möglichst breiten Teil der bürgerlichen Gesellschaft als ein wichtiger Bestandteil für ein lebenswertes Dasein in der Stadt und als Kulturwert wahrgenommen wird. Dabei ist es nicht entscheidend, ob man sich selbst einer bestimmten Szene zugehörig fühlt, sondern es muss der Stellenwert des Ausgehangebotes als besonders lebenswerter Teil des Unterhaltungsangebotes gerade in einer Studentenstadt wie Münster herauskristallisiert werden.

Das Docklands-Festival ist nur eine von vielen Großveranstaltungen, die derzeit nicht stattfinden dürfen. (Archivbild: Tessa-Viola Kloep)
Das Docklands-Festival ist nur eine von vielen Großveranstaltungen, die derzeit nicht stattfinden dürfen. (Archivbild: Tessa-Viola Kloep)

„Ohne eine solch vielfältige Möglichkeit des kulturellen Angebotes sind auch größere Städte wie Hamburg, Köln oder Berlin nicht mehr für weite Teile der Gesellschaft attraktiv. Darum ist es gerade hier in der Stadt so reizvoll, auf kleinem Raum zwischen zahlreichen kulturellen Möglichkeiten wie etwa der Hafenmeile, der Altstadt oder auch dem Hawerkamp auswählen zu können“, bewertet Christian Huys die Besonderheit des innerstädtischen Angebotes. Mit einer ganzen Reihe von Vorschlägen traten die Szenevertreter an Oberbürgermeister Lewe heran, wie man sich gerade jetzt kreativ durch die Krise bugsieren könne. Lewe als selbst musikaffiner Mensch hörte aufmerksam zu und ließ sich etwa von Kingstar-Mitarbeiter Thomas Naber die Idee erklären, wie man die Infrastruktur des Geländes neben der Halle Münsterland, wo das Vainstream-Festival alljährlich stattfindet, nachbessern könne. Auch Thomas Pieper als einer der drei Gesellschafter der Dockland GmbH erläuterte dem Stadtoberhaupt das Konzept einer schrittweisen Öffnung des Coconut Beachs, wo bereits am Himmelfahrtstag sowie am kommenden Wochenende wieder von der Besucherzahl her auf 100 Personen begrenzte, mit ausreichend Abstand zwischen den Menschen, außerordentliche Events wie etwa DJ-Sets stattfinden sollen und betonte hierzu: „Wir müssen kreativ sein, das kann uns retten.“

Lewe begrüßte all diese Ideen in Krisenzeiten und unterstrich, dass dieses an die Öffentlichkeit gehen, auf die Situation aufmerksam machen und einen möglichst großen Teil der Gesellschaft, vor allem aber auch die Bundespolitik für das Thema zu sensibilisieren, genau der richtige Weg sei. Denn neben einer Vielzahl durchaus systemrelevanter Arbeitsplätze von Barkeepern, Soundmischern, DJs, Ton- und Bühnentechnikern sowie nicht zuletzt den Clubbetreibern selbst, wäre nicht nur Münster als besonders lebenswerte Stadt ein ganzes Stück unattraktiver und ärmer.

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