Anzeige gegen PG-Besetzer Widerstand gegen drohenden Abriss und Verlust einer langen Geschichte

Das PG-Jugendzentrum ist seit Sonntag besetzt. (Foto: Ralf Clausen)
Das PG-Jugendzentrum ist seit Sonntag besetzt. (Foto: Ralf Clausen)

Die Besetzung des PG Jugendzentrums soll ein Zeichen für den Erhalt von Freiräumen und die Wertschätzung der Jugendarbeit in Münster sein. Trotz einer kürzlichen Strafanzeige der St. Franziskus-Stiftung, die seit dem Jahresbeginn Eigentümerin des Gebäudes ist, bleibt die Besetzung bestehen, die Besetzer betonen ihre Gesprächsbereitschaft.

Das PG Jugendzentrum, vor über 40 Jahren durch die Besetzung einer Villa am Schifffahrter Damm ins Leben gerufen, ist heute erneut Schauplatz eines Engagements für Jugendliche und zivilgesellschaftliche Selbstorganisierung. Eine Unterstützerin, die die Anfänge des PG miterlebte, erinnert daran, dass durch die damalige Besetzung 1973 das heutige Jugendcafé im PGH entstand. Ähnliche Beispiele aus den 80er Jahren verdeutlichen den legitimen Anspruch von Besetzenden, sich Entfaltungs- und Begegnungsorte selbst zu gestalten.

Die Besetzer betonen die Einzigartigkeit und Qualität des PG Jugendzentrums, das bis zum Verkauf an die Franziskus-Stiftung ein breites Spektrum an niedrigschwelligen Angeboten für Jugendliche bot. „Das PG schuf Platz für Theater und Tanz, das Erlernen und Spielen von Musikinstrumenten, das experimentieren mit Tontechnik, Platz für die Selbstorganisation kultureller und politischer Gruppen und Initiativen, sowie freies lernen und sein. Für viele Jugendliche konnte es ein Zuhause bieten, welches die eigene Kernfamilie nicht geben konnte oder wollte“, heißt es in einer Pressemitteilung hierzu. „Dies geschah im Rahmen eines unermesslich engagierten Teams aus Sozialarbeitenden, Freiwilligen und durch die aktive Gestaltung der Jugendlichen und nutzenden Gruppen.“

Kritik an Zwischenlösung

Kritik äußern die Besetzer an den Entscheidungsträgern, die den Profit- und Prestigeinteressen Vorrang vor dem Erhalt von Jugendarbeit und Freiräumen gaben. Die angebliche „Hochdruck“-Arbeit an einer Zwischenlösung wird in Frage gestellt, da Sozialarbeitende entlassen wurden und Angebote ausgesetzt sind. In einem ersten Gespräch mit Vertretenden der St. Franziskus-Stiftung zeigten sich die Besetzer schockiert über die während einer Pause getroffene Entscheidung, eine Strafanzeige zu stellen. Dennoch bleiben sie gesprächsbereit und halten an ihren Forderungen fest. Die Polizei Münster bestätigte auf Anfrage unserer Redaktion den Eingang einer entsprechenden Strafanzeige gegen die Aktivisten.

Die Besetzung diene nicht nur dem Protest, so heißt es, sondern auch „dem Erhalt von Träumen und dem Schaffen eines offenen Raums für Begegnungen“. Initiativen und politische Gruppen nutzen bereits die Räume für Treffen und Veranstaltungen. Workshops zu verschiedenen Themen sind in Planung, alte Angebote sollen wiederbelebt werden. Die Besetzer appellieren an die Solidarität der münsterschen Stadtgesellschaft. Alle seien eingeladen, sich an der Organisation und Gestaltung des gemeinsamen Raumes zu beteiligen.

Gespräch am Montag

(Update, 10. Januar, 09:47 Uhr) – Am Montag habe es, so die Franziskus Stiftung vor Ort ein friedlich-konstruktives Gespräch mit den Besetzenden gegeben. „Dabei haben die Vertreter der Franziskus Stiftung die Situation erläutert und die Besetzenden zum umgehenden Verlassen des Gebäudes aufgefordert“, heißt es in einer Medienmitteilung. „Es kam zu einem in sachlicher Atmosphäre geführten Gespräch. Dieses führte jedoch leider nicht dazu, dass die Besetzenden der Aufforderung zum Verlassen des Gebäudes nachgekommen sind.“ Aktuell können die Angebote des Paul-Gerhardt-Hauses zumindest teilweise in Räumlichkeiten des Jib an der Hafenstraße, im Abi Südpark und Kreativhaus durchgeführt werden.

Innerhalb der Evangelischen Erlöser-Kirchengemeinde nehme man „sehr deutlich wahr, dass die derzeit noch nicht abschließend geklärte Perspektive des PG mit Blick auf die Jugendarbeit für die Übergangszeit bis zur Fertigstellung des Neubaus, der auch entsprechende Räumlichkeiten beinhalten wird, als sehr belastend erlebt wird“, erklärten die Verantwortlichen. Daher werde im Interesse aller „mit Hochdruck daran gearbeitet, den „Schwebezustand“ zu beenden und eine tragfähige Lösung für die Zwischenzeit der Baumaßnahmen zu finden. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert