Jugendzentrum „PG“ bedroht GAZO-Kollektiv schreibt Offenen Brief / Gemeinsamer Einsatz für selbstbestimmte Räume

Das Jugendzentrum "PG" im Paul-Gerhardt-Haus ist zum Jahresende von der Schließung bedroht. (Foto: Michael Bührke)
Das Jugendzentrum „PG“ im Paul-Gerhardt-Haus ist zum Jahresende von der Schließung bedroht. (Foto: Michael Bührke)

Das GAZO-Kollektiv hat sich in einem offenen Brief an die Baudezernenten, Fraktionsmitglieder, die Erlösergemeinde und Oberbürgermeister Markus Lewe äußerst besorgt über die mögliche Schließung des größten innerstädtischen Jugendzentrums in Münster „PG“ gezeigt. Die Situation habe Bestürzung hervorgerufen.

Das Jugendzentrum PG im Paul-Gerhardt-Haus sei zu einem wichtigen Treffpunkt für junge Menschen in Münster herangewachsen, heißt es in dem Brief. Es habe nicht nur Raum zur Entfaltung und zum Austausch geboten, sondern auch soziale Integration und Chancengleichheit gefördert. Die mögliche Schließung des PG würde bedeuten, dass dieser wertvolle Ort verloren ginge und eine Lücke in der sozialen Landschaft der Stadt entstünde. Es sei bedauerlicherweise bekannt, dass das PG nicht das einzige Projekt sei, das in Münster von Schließung bedroht sei. Immer öfter würden solche Räume durch kommerzielle Interessen verdrängt und der soziale Zusammenhalt gefährdet. Beispiele seien der Abriss der DIY-Skateparks am Güterbahnhof und an der Albersloher Brücke, der bevorstehende Verkauf des Gasometers und nun die drohende Schließung des PG.

Die Autoren des Briefes betonen, dass es immer die Interessen des Kapitals und der Investorenmaschinerie seien, die im Zweifel gegen Baurecht verstoßen und bekommen, was sie wollen. Der klamme städtische Haushalt hingegen diene stets als Argument, wenn es um den Erhalt und die Unterstützung nichtkommerzieller, gemeinschaftsorientierter und soziokultureller Räume geht. Das GAZO-Kollektiv setzt sich vehement für den Erhalt und die Förderung solcher selbstbestimmter Räume ein und ruft zur aktiven Beteiligung an Aktionen und Protesten auf. Der Sozialpalast e.V. betont, wie wichtig solche Räume für eine lebendige und vielfältige Stadt seien. Es sei nur durch gemeinsames Engagement und solidarisches Handeln möglich, eine inklusive Umgebung zu schaffen, in der sich alle Menschen frei entfalten könnten.

Die demokratische Aufgabe der Verwaltung und Stadtpolitik sei es, einen sozialen Ausgleich für diejenigen zu schaffen, die weniger sichtbar seien in der leistungsgepimpten Normativität. Minderheiten und vermeintlich Schwächere würden oft ausgeschlossen. Die Autoren kritisieren die Verantwortlichen dafür, dass sie zwar von Demokratie und Vielfalt sprechen, diese jedoch im sozialen Stadtraum nicht sichtbar sei. Vielfalt möge in den Supermarktregalen existieren, aber nicht in Bezug auf den sozialen Raum.

Bildungs- und Begegnungs-Campus

Da die evangelische Erlöser-Kirchengemeinde das große, zentral gelegene Paul-Gerhardt-Haus langfristig nicht mehr eigenständig in Betrieb halten kann, hatte sie für eine neue Lösung Partner gesucht. Gemeinsam mit der katholischen St. Franziskus-Stiftung soll als ökumenisches Gemeinschaftsprojekt neben der Erlöserkirche ein neuer „Bildungs- und Begegnungs-Campus“ entstehen. Der Stadtrat hatte Mitte Februar hierfür seine Zustimmung gegeben, dass auch ein städtisches Grundstück dafür genutzt werden kann. Der Neubau soll unter anderem als Akademie für Gesundheitsberufe genutzt werden. Für Angebote der Erlöser-Kirchengemeinde stellt die Franziskus-Stiftung Räumlichkeiten zur Miete zur Verfügung.

Auch die evangelische Kirche sei in den Augen des GAZO-Kollektivs ein milliardenschweres Unternehmen, das nicht nur einer der größten Arbeitgeber ist, sondern auch einer der größten Grundbesitzer in Deutschland. Die Rendite der beiden Kirchen übersteige die vieler privater Unternehmen. Die Autoren stellen die Frage, wo die evangelische Kirche spare und welche Heuchelei dahinter stecke, wenn es um soziale Verantwortung und christliche Nächstenliebe gehe.

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