Aasee produziert wieder Sauerstoff Hochleistungspumpen am Mühlenhof und Segelclub Hansa werden abgestellt

Die Pumpen am Aasee werden abgestellt. (Foto: Thomas Hölscher)
Die Pumpen am Aasee werden abgestellt. (Foto: Thomas Hölscher)

Auch wenn von Entwarnung noch keine Rede sein kann, haben Regen, Wind und sinkende Temperaturen dafür gesorgt, dass sich die Situation am Aasee leicht entspannt hat. Der Wasserspiegel ist um 20 Zentimeter angestiegen, die Wassertemperatur um 1 Grad auf jetzt 21 Grad Celsius weiter gesunken und der See produziert wieder selbst Sauerstoff. Die von der Feuerwehr betriebenen Pumpen werden vorerst abgestellt, die Diskussionen aus der Politik laufen aber weiter. 

„Der Sauerstoffgehalt des Wassers hat sich deutlich über dem kritischen Wert stabilisiert“, erklärte Umweltdezernent Matthias Peck am Dienstag nach der Sitzung des Krisenstabs und versprach: „Wir werden weiterhin engmaschig messen.“ In den Bereichen Segelclub Hansa und Mühlenhof, wo die Hochleistungspumpen der Feuerwehr seit Freitag zur Sauerstoffanreicherung das Wasser umwälzen, seien die Werte etwas niedriger als an anderen Stellen, heißt es von Seiten der Stadt Münster. Das spreche dafür, dass der See wieder selbst Sauerstoff produziert. Zugleich könne das bedeuten, dass die Pumpen Biomasse im See aufwirbeln und sich deshalb an diesen Stellen keine für die Sauerstoffproduktion wichtigen Grünalgen bilden können. Der durch die Pumpen herbeigeführte Wasseraustausch hat insbesondere dem oberen Aasee-Bereich gut getan: Dort hat der Fischereiverein Frühauf Münster Fischbewegungen ausmachen können. Diese Restbestände seien überaus wichtig für den Wiederbaubau, so der Vorsitzende Horst Kröber.

Der Krisenstab beschloss, die beiden Pumpen nun abzuschalten. Das große Pumpsystem am Segelclub bleibt allerdings aufgebaut und in Bereitschaft und kann bei Bedarf direkt wieder in Betrieb genommen werden. Die kleinere Pumpe beim Mühlenhof wird abgebaut, kann aber innerhalb weniger Stunden wieder betriebsbereit gemacht werden. Seit Montag wurden noch vereinzelt verendete Fische im Aasee gefunden. Die 40 toten Wasservögel seien, so die Untersuchungsergebnisse, an Botulismus oder einer von Blaualgen verursachten Vergiftung gestorben sind. Die Blaualgen-Teppiche scheinen durch den Wetterumschwung und Wellengang vernichtet worden zu sein, die Stadt hält auch hier die Entwicklung weiter im Blick.

ÖDP fordert Sanierungskonzept für den Aasee

„Leider war das Fischsterben im Aasee eine Katastrophe mit Ansage, handelt es sich – ökologisch betrachtet – doch nur um eine überdimensionale Pfütze“, meint ÖDP-Ratsherr Franz Pohlmann. Für ihn sei klar, wohin die Reise gehen muss. Ein See als funktionierendes Ökosystem braucht gerade in Zeiten steigender Temperaturen eine ausreichende Tiefe, ausreichend Regenerationszonen und genügend unbelasteten Zulauf, um dauerhaft stabil zu sein. All dies sei beim Aasee nicht gegeben. „Aktionismus, wie von der FDP vorgeschlagen, hilft uns aber gar nicht weiter!“, kritisiert der Kreisvorsitzende der ÖDP, Michael Krapp. Letzten Endes gebe es nur zwei Möglichkeiten: Entweder das zukünftig wohl häufiger auftretende Fischsterben achselzuckend zur Kenntnis nehmen und alles beim Alten belassen oder richtig viel Geld in die Hand nehmen und ein umfassendes Sanierungskonzept entwickeln und umsetzen: Entschlammung, Vertiefung, Anlegen von Flachwasserzonen, die Eutrophierung eindämmen.

Bei der Öko-Katastrophe im Aasee sind rund 20 Tonnen Fische verendet. Helfer holten die Kadaver aus dem See. (Foto: Maria Lange)
Bei der Öko-Katastrophe im Aasee sind rund 20 Tonnen Fische verendet. Helfer holten die Kadaver aus dem See. (Foto: Maria Lange)

FDP spricht von Ablenkungsmanöver der Grünen

Während die Grünen die Arbeit des Umweltamtes loben, „das schon seit Wochen vor so einem Ereignis gewarnt habe“, stellt sich für Manuel Lascasas, den Vorsitzenden der FDP Münster, die Frage, welche Maßnahmen angesichts des sich verschlechternden Aasee-Zustands vom Umweltamt konkret angeordnet wurden, um ökologische Schäden am Aasee abzuwenden und fordert Umweltdezernent Peck (GAL/Grüne) auf, „die Analysen und konkreten Handlungsansätze der letzten Wochen offenzulegen.“ Der FDP-Chef vermutet hier ein Ablenkungsmanöver: „Die Grünen und vor allem Herr Peck verstricken sich in Widersprüchen“, betont er, „wenn sie einerseits vor einer drohenden Katastrophe warnen und direkt im Anschluss genau diesen ‚Super-Gau‘ als nicht vorhersehbar einstufen.“

Katastrophe für LINKE Fraktion absehbar

LINKE-Fraktionssprecher Rüdiger Sagel sieht gravierende Versäumnisse bei verschiedenen Verantwortlichen. Das drohende Umkippen des Aasees sei seit 20 Jahren bekannt und Warnungen habe es ausreichend gegeben. Doch die ergriffenen Maßnahmen seien bei weitem nicht ausreichend gewesen. „Der Blick muss spätestens jetzt für eine grundlegende Sanierung und Neugestaltung des Aasees nach vorne gerichtet werden“, so Sagel. „Doch die Debatte, wie wir sie jetzt erleben, ist altbekannt und dass der städtische Umweltdezernent Matthias Peck alle Schuld von sich weist, ist auch ein übliches Muster.“ Dass die FDP sich jetzt als „Ökopartei profilieren will“, grenze in seiner Absurdität und mit der genannten Summe von 30.000 Euro schon ans Lächerliche. Denn bereits seit 1999 gebe es Vorschläge, den Aasee grundlegend zu sanieren und aufzuwerten. Das sei aber aus Kostengründen vor allem von der damals regierenden FDP mit der CDU immer zurückgewiesen worden.

Grundlegende Maßnahmen wie ein abgestimmtes Konzept mit der Landwirtschaft zur weitgehenden Verhinderung des Phospat- und Schadstoffeintrags, eine Vertiefung des Aasees sowie eine Klär- und Phosphatfällanlage hätten bereits 1999 mindestens umgerechnet rund 25 Millionen Euro Investitionen sowie zusätzliche Betriebskosten gekostet. „Gutachten und konkrete Vorschläge, unter anderem von mir als damaligen Landtagsabgeordneten, lagen bereits auf dem Tisch“, versichert Sagel, „wurden aber umfassend nie umgesetzt.“ Daher müsse man jetzt nicht nur die Versäumnisse und Verantwortlichkeiten der jetzigen Katastrophe sauber aufzuarbeiten, sondern auch die wirklich notwendigen Maßnahmen ergreifen, dass Münster seinem Ruf als Ökostadt und den verliehenen Nachhaltigkeitspreisen gerecht wird.

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