Am Tag nach der Amokfahrt kam die große Politik nach Münster, um der Opfer am Kiepenkerl zu gedenken. Pünktlich wie geplant und begleitet von vielen Polizisten erschienen dort um 12:15 Uhr Bundesinnenminister Horst Seehofer, Ministerpräsident Armin Laschet und NRW-Innenminister Herbert Reul, um zusammen mit Oberbürgermeister Markus Lewe still Blumen niederzulegen.
Eine ursprünglich für dann angekündigte Pressekonferenz sollte aber nicht vor Ort, sondern an der Überwasserkirche stattfinden, wie Polizeisprecherin Angela Lüttmann kurz vorher bekanntgab. So weit kamen Seehofer, Laschet & Co. aber gar nicht, denn die überaus große Schar der deutschen und internationalen Pressevertreter hielt sie schon auf der Aabrücke am Spiekerhof auf.
Also sprach Horst Seehofer dort, umringt von einem großen Pulk, in die Mikrofone, Kameras und Handys, die ihm entgegengehalten wurden. Und wer weiter hinten stand, fluchte wegen der schlechten Planung der ganzen Veranstaltung. Seehofer sprach von einem „feigen Verbrechen“, das ihn sehr betroffen gemacht habe. „Wir trauern mit den Angehörigen und Freunden der Toten,“ sagte er und hob die nicht nur schnelle, sondern auch gute Arbeit von Polizei und Rettungskräften hervor. Immerhin waren 450 Einsatzkräfte aus beruflichen und ehrenamtlichen Organisationen von Feuerwehr und Hilfsorganisationen beteiligt, zusätzlich zur ohnehin schon stark vertretenen Polizei, die eigentlich zur Begleitung einer geplanten großen Kurdendemonstration in die Stadt gekommen war.
Zum Täter kündigte Seehofer an, dass das persönliche Umfeld aufgeklärt werden müsse. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet stellte die „ganz besondere Solidarität in der Stadt“ heraus. Das Universitätsklinikum Münster (UKM) hatte gestern zum Blutspenden aufgerufen, um die Verletzten vom Kiepenkerl versorgen zu können. Spontan traten sehr viele Münsteraner den Weg zum Blutspendedienst an. Von 175 Spendern konnte die Hilfe angenommen werden, viele mehr wollten sogar, aber auch so waren die Mitarbeiter des UKM bis nach Mitternacht im Einsatz. Das war schon „eine besondere Münster-Erfahrung“, sagte Armin Laschet anerkennend.
Landesinnenminister Herbert Reul bestätigte noch einmal, dass es sich um einen Einzeltäter handelte. Gestern wurde zwischenzeitlich so etwas befürchtet, Zeugen wollten weitere Täter gesehen haben. Auch sei kein Sprengstoff im Tatwagen gefunden worden. Die wilden Spekulationen in den Sozialen Medien über einen religiös motivierten Anschlag haben sich nicht bestätigt. Das spielte hier offenbar gar keine Rolle und so betonte Armin Laschet am Sonntagmittag: „Den Opfern ist die Religion des Täters egal.“
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