Wilsberg: Seit 25 Jahren brummig Leonard Lansink im Interview mit ALLES MÜNSTER

Leonard Lansink hat die Figur des Georg Wilsberg maßgeblich geprägt. (Foto: Bührke)
Leonard Lansink hat die Figur des Georg Wilsberg maßgeblich geprägt. (Foto: Bührke)

Seit genau 25 Jahren löst der Schauspieler Leonard Lansink in der Rolle des Georg Wilsberg im ZDF kniffelige Kriminalfälle. Am 25. Mai 1998 war Premiere der Folge „In alter Freundschaft“ nach dem gleichnamigen Roman des Wilsberg-Erfinders Jürgen Kehrer. ALLES MÜNSTER sprach mit dem Schauspieler über seine Rolle, die Reihe, Schweinebarone und vieles mehr.

Entspannt sitzt der Schauspieler bei einem Glas Rotwein in der Bar seines Hotels, es wird gerade wieder gedreht in Münster. Unprätentiös im schlichten grauen Pullover, zugewandt und offen, so erwartet der Hauptdarsteller einer der erfolgreichsten Krimireihen des ZDF seine Gesprächspartner. Wie alles begann? Lansink überlegt kurz. Ein schlichter Anruf des Produzenten Gerhard Schmidt war es, der dem damals 41-Jährigen die Rolle seines Lebens einbrachte. „Er schilderte mir das Konzept und ich habe direkt gesagt, ja, das mache ich!“ Münster kannte Leonard Lansink schon, während seiner Jugendzeit in Gelsenkirchen hat er immer wieder Ausflüge nach Münster unternommen. Ausgerechnet die westfälische Provinz als Kulisse für Mord und Totschlag? Für Lansink kein Problem: „Die Reihe ‚Der Fahnder‘ spielte auch in einer Kleinstadt. Außerdem hat es das englische Fernsehen vorgemacht, die Krimireihen produziert haben, die von den Orten geprägt waren, in denen sie gedreht wurden. Das mit Münster war eine gute Idee, das konnte ich mir prima vorstellen!“

Wenn in Münsters Frauenstraße gedreht wird, können sich die Fans regelmäßig auf zwei neue Folgen freuen. (Foto: Bührke)
Wenn in Münsters Frauenstraße gedreht wird, können sich die Fans regelmäßig auf zwei neue Folgen freuen. (Foto: Bührke)

Die Rolle des Georg Wilsberg findet Lansink „voll OK“, es sei zwar die zentrale Rolle, aber auch die Wand, gegen die alle anderen Tennis spielen, wie er sagt. Im Laufe der Zeit gab es immer wieder kleine Veränderungen bei der Kernbesetzung. In der zweiten und dritten Folge, den ersten beiden mit Leonard Lansink in der Hauptrolle, spielte Marie Zielke die Rolle der Tanja. „Eine sehr gute Schauspielerin und Kollegin. Allerdings hat sie dann ein Angebot des bekannten finnischen Regisseurs Aki Kaurismäki erhalten und stieg bei Wilsberg aus. In dem Film von Kaurismäki kam sie dann jedoch gar nicht vor“, wie Lansink verschmitzt erzählt. Ihre Rolle der frechen jungen Frau übernahm dann Ina Paule Klink und eroberte sich als Alex Holtkamp eine große Fangemeinde. Nach ihrem Ausscheiden aus der Reihe im Jahr 2020 kam Patricia Meeden als Dr. Tessa Tilker in das Wilsberg-Team, mit gewissen Anlaufschwierigkeiten, zumindest unter den Fans. „Sie ist im Moment noch sehr formell, aber das kommt noch!“

Kommissarin Anna Springer als Autorin? Muss das jetzt auch noch sein? Leonard Lansink spielt den Genervten mit einer Requisite aus einer der kommenden Folgen. (Foto: Bührke)
Kommissarin Anna Springer als Autorin? Muss das jetzt auch noch sein? Leonard Lansink spielt den Genervten mit einer Requisite aus einer der kommenden Folgen. (Foto: Bührke)

Ob Wilsberg und Anna Springer jemals heiraten werden? Lansink winkt ab, „Die Springer kann ruhig heiraten, aber dann wird das bestimmt so ein westfälischer Schweinebaron. Ich würd‘s vertragen, aber der Schweinebaron nicht!“, wie der 67-Jährige launig mutmaßt. Die Reihe passt sich zwar der Zeit an, doch Wilsberg hat noch immer kein Handy, keinen Computer und verkauft noch immer Bücher, wie Lansink erklärt. „Ich habe schon immer mehr mit dem Kopf als mit dem Körper gearbeitet“, freut sich der Schauspieler über die Seniorentauglichkeit seiner Rolle. Die Kritiken, vor allem in den Sozialen Medien, interessieren ihn wenig. Gefallen hat ihm allerdings der Hinweis seitens der Fans, dass Oliver Korittke mit langen Haaren und unrasiert „einfach Scheiße aussieht“. Mit seinem Kollegen Jan Josef Liefers ging Leonard Lansink im Zusammenhang mit der umstrittenen #allesaufdentisch-Kampagne zur Corona-Politik der Regierung ebenfalls nicht unbedingt zimperlich um. Dazu steht er noch immer, Liefers habe ihn jedoch bislang auch noch nicht zum Duell aufgefordert, wie er verschmitzt betont.

Wenn das Antiquariat von Michael Solder zur Kulisse für den Wilsberg-Dreh wird, steht die Technik bis in den letzten Winkel des kleinen Ladens. (Foto: Bührke)
Wenn das Antiquariat von Michael Solder zur Kulisse für den Wilsberg-Dreh wird, steht die Technik bis in den letzten Winkel des kleinen Ladens. (Foto: Bührke)

Durchaus kritisch bewertet er die Qualität der bislang 78 Wilsberg-Folgen. „20 Prozent gut, 30 Prozent gehen so und 50 Prozent sind schlecht. Es geht ja immer um die Frage, wie Geschichten in Bilder umgesetzt werden. Drehbücher haben nicht unbedingt einen literarischen Wert und ich lerne die Dialoge auch nicht auswendig. Das muss man während des Spielens herauskitzeln und ich finde die Kollegen am besten, die schnell darauf reagieren können.“ Lansinks Lieblingsdrehbuchautor ist Eckehard „Ecki“ Ziedrich, aus dessen Feder unter anderem die legendäre Weihnachtsfolge „Oh Du tödliche…“ stammt. Er sei kein Verwandlungskünstler und wolle sich beim Schauspielen auch nicht verbiegen, wie er sagt. Hier sehe er sich eher in der Tradition von Schauspielern wie Lino Ventura, Robert Mitchum, Jean Gabin oder Gene Hackman, die überwiegend sich selber spielen.

Autor Michael Bührke (l.), Redakteur Thomas Hölscher (m.) und Leonard Lansink während des Interviews. (Foto: privat)
Autor Michael Bührke (l.), Redakteur Thomas Hölscher (m.) und Leonard Lansink während des Interviews. (Foto: privat)

Im Großen und Ganzen sei man sich beim Konzept der Wilsberg-Reihe über die Jahre treu geblieben, „Allerdings habe ich früher in der Rolle wie irre geraucht, Flaschenbier getrunken und Pizza gegessen, die natürlich Manni mitgebracht hat“, erzählt Lansink aus der Anfangszeit der Reihe. Das Ausscheiden von Heinrich Schafmeister, der die Figur des Manni Höch verkörperte, bedauert Leonard Lansink noch immer ein wenig. Beide kannten sich schon lange vor ihrer gemeinsamen Wilsberg-Zeit. Die Nachfolge als leicht trotteliger Freund des Detektivs trat 2005 Oliver Korittke in der Rolle des Ekki Talkötter an, „Der Olli ist ein lebendiger Kerl, das passt gut!“ Dass Georg Wilsberg in der Reihe nicht mehr raucht, bedauern in erster Linie die Kameraleute: „In verrauchten Räume lässt es sich gut filmen und mit dem Licht experimentieren!“ Die frechen Dialoge gibt’s aber noch immer und es wird auch schon mal „Scheiße“ oder „Arschloch“ gesagt, auch dies sei ein Merkmal der Krimireihe, das der Schauspieler nicht missen möchte.

Ans Aufhören denkt Lansink noch lange nicht: „Ob die Reihe fortgesetzt wird, entscheiden ja nicht wir. Da ist immer die Frage, ob die Verträge verlängert werden. Aber Erik Ode hat es in der legendären Krimireihe ‚Der Kommissar‘ auf 99 Folgen gebracht. Ich will auf jeden Fall mindestens eine Folge mehr drehen!“ Die Fans dürfen sich also, wenn es nach Leonard Lansink geht, auf mindestens 22 weitere Folgen freuen!

Das Telefon mit Wählscheibe und die Visitenkarten stehen nur während der Dreharbeiten im Antiquariat von Michael Solder. (Foto: Bührke)
Das Telefon mit Wählscheibe und die Visitenkarten stehen nur während der Dreharbeiten im Antiquariat von Michael Solder. (Foto: Bührke)

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