Von Schweinhörnern und Vorurteilen Ein unfrisiertes Interview gab uns Lisa Feller neulich beim Friseur...

Ab Sonntag präsentiert die Wahl-Münsteranerin Lisa Feller die neue Sendereihe "Das Tier in Dir" im WDR-Fernsehen. (Foto: Lena Marie Brinkmann)
Ab Sonntag präsentiert die Wahl-Münsteranerin Lisa Feller die neue Sendereihe „Das Tier in Dir“ im WDR-Fernsehen. (Foto: Lena Marie Brinkmann)

„Das ist gerade ein wenig ungünstig, dass dein Job Lippenschminken und mein Job Labern ist“, sagt Lisa Feller an einem Donnerstagmittag lachend und auf einem Friseurstuhl sitzend, als sie auf eine Frage antworten möchte und just in diesem Moment die Kosmetikerin mit der Farbe auf ihrer Unterlippe ansetzt. „Es ist der interessanteste Interviewstart, den ich je hatte“, sagt sie und tuscht sich selbst rasch noch die Wimpern. Während die Kosmetikerin Tipps gibt („Ab der Wurzel im Zick-Zack zur Spitze und mindestens zwei Durchgänge“).

Feller ist Moderatorin, Komikerin und gelegentlich auch Schauspielerin. Derzeit ist die Wahl-Münsteranerin mit der Sendung Das Tier in Dir sonntags im WDR zu sehen. Zusammen mit Dr. Karsten Brensing, einem Verhaltensforscher, suchte die Moderatorin nach tierischen Doppelgängern von Prominenten wie Thomas Anders. „Suchte“, denn die drei Folgen des Formats, die auch an den kommenden Sonntagen ausgestrahlt werden, sind bereits im Kasten.

Heute ist Lisa Feller aus einem anderen Grund auf dem Sprung: Weil sie von Donnerstag bis Montag im Bühnen-Programm von Comedy-Kollegin Gerburg Jahnke zu Gast ist (deshalb das Bühnen-Styling) und dafür von Münster über Bielefeld nach Bremen und Hamburg reist, hat sie nur kurz Zeit für ein Gespräch. Beim Friseur.

Gebürtig kommt Lisa Feller aus Düsseldorf. Genauer: aus einem Düsseldorfer Vorort. „Das hätte auch ein Kölner Vorort sein können, das ist total egal. Man sucht sich nette Menschen und dann ist dort deine Heimat“, sagt Feller. Nette Menschen, einen Stammfriseur und Heimat hat die 42-Jährige seit ihrer Studienzeit in Münster gefunden. „Bei Radio Q habe ich meine erste Radio-Erfahrung gemacht. Es zog mich in viele Richtungen und ich wusste noch nicht genau, wohin es geht“, erinnert sie sich an die Zeit ihres Lehramtsstudiums.

Auch die lokalen Radionachrichten für WDR2 hat sie in Münster eingesprochen, aber – „Moment, mir fällt gerade was Lustiges ein, das muss ich eben im Handy notieren… für mein nächstes Programm“. Mit mir im Gespräch und einem Lockenstab im Haar tippt sie schnell eine Notiz ins Handy.

„Ich habe damals ziemlich schnell gemerkt: Das ist nichts für mich. Bei Radio Q habe ich statt der Nachrichten auch lieber Comedy gemacht und moderiert. Dann habe ich Theater gespielt, hatte Schauspielunterricht genommen und mich sogar einmal bei einer Schauspielschule beworben. Nach dem Vorsprechen dort habe ich allerdings allen anderen Schauspielschulen wieder abgesagt, weil ich das so schlimm fand: Du kommst in ein dunkles Gebäude rein und alle sind so wahnsinnig bedeutsam. Als erstes empfing mich ein Mann mit einem weißen Schal und meinte: ‚Atmet erstmal in den Raum!‘ Es ist toll, wenn Leute das können! – Aber ich kann sowas immer nur parodieren. Genauso war das mit den Nachrichten im Hörfunk auch.“

Das Schauspiel habe sich bei ihr immer zufällig ergeben, etwa die Rollen im münsterschen Tatort (Das Wunder von Wolbeck, 2012) und im KiKa-Format Schloss Einstein. „Die Produzenten hatten mich nach Talkshow-Auftritten kontaktiert“, so Feller. Auf diesem Wege hat sie ganz ohne Referendariat zumindest bei Schloss Einstein vor der Kamera als Lehrerin gearbeitet. In den Fächern Deutsch, Informatik und Mandarin.

„Wir haben eine Unterrichtsstunde gedreht, in der ich Mandarin unterrichten sollte. Am Set war eine Chinesin, die immer souffliert hat und pausenlos meinte: ‚Stopp, du hast das gerade falsch ausgesprochen!‘ Wahrscheinlich habe ich sowas gesagt wie ‚flambierter Traktor‘. Letzten Endes haben wir beschlossen: Meine Rolle ist einfach nur noch Deutschlehrerin“, erzählt Lisa Feller so lebendig, dass die Salon-Mitarbeiterinnen lachen.

„Bei Radio Q habe ich meine erste Radio-Erfahrung gemacht", verrät Lisa Feller, „aber ich kann sowas immer nur parodieren." (Foto: Lena Marie Brinkmann)
„Bei Radio Q habe ich meine erste Radio-Erfahrung gemacht“, verrät Lisa Feller, „aber ich kann sowas immer nur parodieren.“ (Foto: Lena Marie Brinkmann)

Und das ist es, was Feller an ihrem Beruf liebt: die Reaktion des Publikums. „Ich würde immer sagen, ich bin Stand-Up-Comedian, weil mein Herz für die Bühne schlägt. Ich brauche das Publikum und die unmittelbare Reaktion. Beim Dreh fehlt das, da denke ich immer: Wie war‘s? Wie war‘s?“

Frisur und Make-up sind inzwischen fertig und wir wechseln zu einer Sessel-Sitzgruppe im Wartebereich. Lisa Feller ist flexibel – nicht nur in dieser Situation oder auf der Bühne oder im Impro-Theater. Auch in der Alltagsplanung mit ihren beiden Söhnen ist diese Eigenschaft gefragt. „Ich habe keine regelmäßigen Wochenpläne, jeder Tag muss individuell geplant werden. Das hat aber auch jede andere alleinerziehende Frau in einem Schichtbetrieb. Und ich bewundere Alleinerziehende. Das sind im Allgemeinen nicht nur Frauen, sondern auch Väter“, sagt sie bedacht, bestimmt und entschlossen, um Vorurteile auszumerzen.

Ja, Vorurteile… daraus könne man ein eigenes Thema machen, ist Feller überzeugt. „Jeder hat Vorurteile. Und manchmal kommt man nicht dagegen an“, schildert Feller ihre Eindrücke und Erfahrungen. „Mir begegnet oft das Vorurteil, dass Frauen nicht lustig wären. Ich erlebe es wirklich häufig, dass Veranstalter sagen: ‚Ja, du bist lustig. Klar. Aber sonst habe ich ein Problem mit Frauen.‘ Und dann zähle ich spontan zehn Frauen auf. ‚Ja, gut. Die ist lustig… Ja, die auch… mmmh ja.‘ Es gibt unlustige Frauen, aber es gibt auch unlustige Männer! Dass die deutsche Comedy-Landschaft männerdominiert ist, heißt aber nicht, dass Männer durchschnittlich lustiger sind! Das heißt nur, dass die sich eher auf die Bühne trauen. Auch jene, die nicht sonderlich unterhaltsam sind.“

Ebenso wäre es ein Vorurteil zu denken, dass die private Lisa Feller identisch sei mit der Lisa Feller auf der Bühne: „Die private Lisa wäre viel zu – ich sage mal – ‚langweilig‘. Die Bühnentexte sind natürlich verdichtet. Sonst könnte man sich auch mit einer Freundin treffen. Auf der Bühne erzähle ich, was mir passiert ist oder mir passiert sein könnte“, sagt sie schmunzelnd.

Auch gehe es in Das Tier in Dir nicht darum, 1:1 die tierische Entsprechung eines Menschen in der Tierwelt ausfindig zu machen: „Natürlich kann man jemandem nicht bloß ein einziges Tier zuordnen“, räumt Feller auch hier Vorurteile aus dem Weg. „Deshalb ist das immer auch mit einem Augenzwinkern zu verstehen. Man erfährt aber Interessantes über das Tier und über den Prominenten.“

Ob Dr. Brensing seine Analysemethoden auch auf seine Co-Moderatorin angewendet hat? Nein. „Man erkennt sich dann natürlich an einigen Stellen wieder und denkt: Das würde jetzt auch bei mir passen. Aber zu mir hat sich Herr Brensing anscheinend gar keine Gedanken gemacht. Ich habe irgendwann mal gesagt, ich wäre gerne ein Einhorn oder so elegant wie ein Schwan. Woraufhin der Redakteur der Sendung sagte: ‚Also ein Schweinhorn‘.“

Nach einem spontanen, sportlichen, aber sehr sympathischen und offenen Gespräche mit Lisa Feller steht zumindest fest: Das gesuchte Tier wäre nicht scheu, sehr flexibel und hätte sehr dichtes Haar – so viel haben das Gespräch und der Friseurbesuch ergeben.

Die erste Folge von "Das Tier in Dir", in der für den Sänger Thomas Anders ein Alter Ego aus der Tierwelt gesucht wird, ist am kommenden Sonntag, 28. April 2019, ab 22.45 Uhr im WDR zu sehen. Die Gäste in den folgenden Wochen sind die Moderatorin Mareile Höppner und der Kabarettist Jürgen Becker.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert