600 Milliarden Eis-Kombinationen auf 65 Quadratmetern Mit "Schlecks" eröffnet am 1. März in Münster die vielleicht verrückteste 'Eisdiele' der Stadt

Zum Eis geht es immer dem Schild entlang – zum Verspoel 20. (Foto: Lena Marie Brinkmann)
Zum Eis geht es immer dem Schild entlang – zum Verspoel 20. (Foto: Lena Marie Brinkmann)

Es ist soweit: Die Sonne kommt raus und auf einmal ist sie da – die Lust auf ein Eis! „Welche Kugeln und wie viele?“ – „Waffel oder Becher?“ Die Beantwortung dieser Fragen nimmt vor der Eistheke oft  einige Zeit in Anspruch. Aber man stelle sich vor, man müsste sich für ein Eis aus insgesamt 600 Milliarden möglichen Kombinationen entscheiden –  zum Beispiel: Erdbeereis mit Wackelpudding und Knisterbrause.

Vor sieben Jahren eröffnete Floran Stisser in Osnabrück einen Eisladen, der genau diese 600 Milliarden Kombinationsmöglichkeiten bietet. Aktuell gibt es neben der Mutter-Filiale noch zwei weitere Franchise-Läden in Bassum und Hamburg. Am Freitag, den 1. März, eröffnet Mirko Gooßen das insgesamt vierte Schlecks in Münster am Verspoel 20.

Das Prinzip von Schlecks ist eine Kombination aus Eisdiele und Candy-Shop. Nach der Portionsgröße wählt der Kunde eine Schokolade und eine Streuselart für das Innere der Waffelschale. Danach geht es ans Ein- und Eisgemachte: Aus acht Sorten (Milcheis, Sorbets, veganes Eis), mehreren Saucen und über 100 Zutaten darf man wählen. ‚Zutaten‘ meint ein buntes Vielerlei – Wackelpudding, Popcorn, Milchschnitte, frisches Obst, Käsekuchen usw. Es scheint keine Grenzen zu geben. „Was wir dann tatsächlich nicht haben sollten, dürfen Kunden auch gerne mitbringen“, sagt Stisser schmunzelnd.

Gemischt wird das Eis mit den Zutaten anschließend auf den Cold Stones. Die Steinplatten werden mit Kühlspiralen auf  minus 18 Grad Celsius heruntergekühlt. Bis zu sechs Mischplätze können in der neuen Filiale bei großem Andrang besetzt werden, so Mirko Gooßen.

Die Durchreiche verbindet das 'Backstage' praktischerweise mit dem Thekenbereich. (Foto: Lena Marie Brinkmann)
Die Durchreiche verbindet das ‚Backstage‘ praktischerweise mit dem Thekenbereich. (Foto: Lena Marie Brinkmann)

Der 32-Jährige hatte einen betriebswirtschaftlichen Studiengang absolviert, war eine Zeit lang in Dubai und Australien und wird in der nächsten Zeit viel zwischen seinem aktuellen Wohnort Osnabrück und Münster pendeln. Auch in einem Start-Up hatte er sich einst mit einem Freund versucht. „Das Projekt ist letztlich gescheitert, aber man lernt daraus.“ Neben dem Studium hatte er stets im Gastro-Bereich gejobbt und auch hier innovative Trends verfolgt. Über einen Bekannten ist schließlich vor circa einem Jahr der Kontakt mit Florian Stisser zustandegekommen. „Schlecks hat wenige Franchise-Partner. Der Kontakt ist eng und persönlich, sodass man das Konzept oder Abläufe zusammen weiterentwickeln kann“, sagt Gooßen, der in Stisser nicht nur einen Geschäftspartner, sondern scheinbar auch einen Kumpel und Mentor gefunden hat. „Münster ist zudem nicht nur als Stadt sehr schön, sondern bietet als Universitätsstadt eine ideale Zielgruppe.“

Naiv geht er seine erste (alleinige) Selbstständigkeit nicht an. Er hat von den Fixkosten („Die fallen nun einmal auch außerhalb der Saison an“) bis zur Mischkalkulation der Zutaten alles im Blick. Der Umbau des Ladengeschäftes, das jetzt in die Räume eines ehemaligen Ateliers einzieht, hat Anfang Februar begonnen. Besonders stolz ist Mirko Gooßen auf eine Durchreiche in einer Wand, die zwischen Thekenbereich und einem Arbeitsplatz für Vorarbeiten eingezogen ist. Es ist die erste Durchreiche bei Schlecks und macht nicht nur optisch was her: „So ist hinter der Theke weniger Gewusel und das Arbeiten läuft entspannter ab“, sagt Gooßen stolz und mit Liebe für das schmucke Detail.

Nur lässt sich manches theoretisch besser planen als praktisch umsetzen. Zum Beispiel die Elektrik. Am Mittwoch – t minus 48 Stunden – sieht der Laden noch recht unfertig aus. Die Wände strahlen zwar in Blau und Rosa, glänzende Wellblechverkleidungen sind angebracht – aber es gibt noch einiges zu tun: Da ist der Herr vom Gesundheitsamt, der Elektriker, diverse Zulieferer. Gooßens Handy klingelt nicht selten. „Eine halbe Rolle? Nein…! – Ach! Doch! Die Kuvertüre… Natürlich, ja vielen Dank!“, sagt er am Telefon, während die neue Kaffeemaschine schon zur Tür hereingeschoben wird.

Bis zur geplanten Mitarbeiterschulung fehlen noch einige Handgriffe. Da kann Mirko Grooßen die helfenden Hände von Florian Stisser und dessen Freundin Claudia gut gebrauchen. Die beiden waren bislang bei jeder Eröffnung dabei und sind auch in Osnabrück breits einmal mit ihrem Schlecks umgezogen. „Da hat man inzwischen Routine und irgendwie schafft man es immer, auch wenn es am Ende stressig ist“, kann Stisser beruhigen.

Florian Stisser (links) unterstützt Mirko Gooßen tatkräftig und mit sieben Jahren Schlecks-Erfahrung. (Foto: Lena Marie Brinkmann)
Florian Stisser (links) unterstützt Mirko Gooßen tatkräftig und mit sieben Jahren Schlecks-Erfahrung. (Foto: Lena Marie Brinkmann)

Der gelernte Ergotherapeut hatte Schlecks damals aus einer – wie er sagt – Schnapsidee heraus entwickelt. „Ich bin ein großer Eis-Fan und dann war da der Wunsch, sich selbstständig zu machen. Als Jugendlicher war ich mal in Amerika und die sind da viel experimentierfreudiger als die klassischen deutschen Eisdielen mit ihren Standardbechern.“ Damit scheint er (im wahrsten Sinne) den Geschmack vieler getroffen zu haben. Gegen den sich 2012 parallel anbahnenden Bubble-Tea-Boom (– das sagt heute nicht unbedingt jedem mehr etwas –) konnte sich Schlecks nachhaltig durchsetzen;  mit italienischem Eis, frischem Obst und wohlbekannten und geschätzten Leckereien.

Klingt lecker? Bon Appetit, Münster!

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