Vom „Augenstecher“ zu Hightech-Operationen Die Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Münster feiert in diesem Jahr ihr 100-jähriges Jubiläum

Prof. Nicole Eter, Direktorin der Klinik für Augenheilkunde am UKM. (Foto: UKM)
Prof. Nicole Eter, Direktorin der Klinik für Augenheilkunde am UKM. (Foto: UKM)

Die Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Münster feiert in diesem Jahr ein ganz besonderes Jubiläum: Seit genau 100 Jahren werden in Münster Patientinnen und Patienten auf universitärem Niveau augenärztlich versorgt. Sie zählt damit zu den ersten Kliniken, die 1925 auf dem Campus der damaligen Medizinischen Fakultät eingerichtet wurden. Heute ist die Klinik unter der Leitung von Prof. Dr. Nicole Eter eine hochmoderne Einrichtung, in der jährlich über 25.000 Menschen behandelt werden – darunter rund 8.000 operative Eingriffe.

Doch der Weg zur heutigen Spitzenmedizin war lang – und begann in einer Zeit, in der das Fach noch weit von wissenschaftlichen Standards entfernt war. Der Begriff des „Augenstechers“ steht sinnbildlich für eine düstere Epoche: Laien führten damals Eingriffe an den Augen aus – mit oft katastrophalen Folgen. Erst mit der Gründung universitärer Strukturen änderte sich das grundlegend. Ab 1925 wurde in Münster eine neue Ära eingeläutet, geprägt von fundierter Ausbildung, evidenzbasierter Diagnostik und medizinischem Fortschritt.

„Die Augenheilkunde hat in den vergangenen Jahrzehnten einen enormen Wandel erlebt“, sagt Prof. Dr. Nicole Eter, Direktorin der Klinik. Die Entwicklungen der letzten 30 Jahre seien „bahnbrechend“. Neue bildgebende Verfahren wie die optische Kohärenztomographie, KI-gestützte Diagnosesysteme und minimalinvasive chirurgische Techniken haben die Augenmedizin auf ein neues Niveau gehoben. „In den letzten Jahren haben unter anderem die Entwicklung von Retina-Prothesen und die Einführung der Gentherapie bei erblichen Netzhauterkrankungen unser Fach revolutioniert“, so Eter weiter.

Zukunftstechnologien müssen sinnvoll eingesetzt werden

Trotz der Erfolge sieht sie weiterhin großen Forschungsbedarf – etwa bei der Regeneration des Sehnervs, in der Erforschung der Neuroretina oder der Entwicklung von Retinachips, die künstliches Sehen ermöglichen sollen.

Zudem stehe die Augenheilkunde vor strukturellen Herausforderungen. Die alternde Gesellschaft bringe eine zunehmende Zahl altersbedingter Erkrankungen wie Grauen Star oder Makuladegeneration mit sich – bei gleichzeitigem Mangel an medizinischem Fachpersonal. „Die Ressourcen für die Behandlung werden knapper“, warnt Eter.

Auch der Einsatz digitaler Technologien ist aus ihrer Sicht noch ausbaufähig. „Wir stehen vor der Herausforderung, künstliche Intelligenz und digitale Technologien zu integrieren. Gerade in Deutschland geht die Digitalisierung in der Patientenversorgung zu langsam voran. Hier würde ich mir mehr Impulse und eine einfachere Umsetzung wünschen.“ Trotz aller Komplexität bleibt für sie der Kern der Arbeit klar: „Sehen bedeutet Leben – und die Chance, Menschen dieses Geschenk durch unsere Arbeit (zurück)zugeben, ist eine große Motivation.“

Reinhören lohnt sich: Podcast mit Prof. Dr. Nicole Eter

Wer mehr über moderne Therapien, typische Augenerkrankungen und weitverbreitete Seh-Mythen erfahren möchte, kann im UKM-Podcast „Risiko und Nebenwirkung“ reinhören. In der Folge „Klare Sicht: Was unsere Augen wirklich brauchen“ gibt Prof. Dr. Eter spannende Einblicke in ihren Fachbereich (hier der Link zum Podcast auf Spotify). Ein ausführliches Interview mit Prof. Dr. Nicole Eter anlässlich des Jubiläums gibt es zudem im Newsportal der Uni Münster unter https://uni.ms/wl-eter.

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