„Prügel-Martin raus aus dem Rathaus!“ Bunte Demo gegen AfD-Kreisparteitag im Rathaus und Protestzug durchs Südviertel

Das Bündnis „Keinen Meter den Nazis“ hatte heute zur Demonstration auf dem Prinzipalmarkt gegen den Kreisparteitag der AfD aufgerufen. (Foto: Thomas Hölscher)
Das Bündnis „Keinen Meter den Nazis“ hatte heute zur Demonstration auf dem Prinzipalmarkt gegen den Kreisparteitag der AfD aufgerufen. (Foto: Thomas Hölscher)

Schon lange bevor der Kreisparteitag der AfD heute im historischen Rathaus von Münster begann, brachten sich die ersten Demonstranten gegen die rechte Partei hinter den Absperrungen auf dem Prinzipalmarkt in Stellung. Schließlich waren es wohl gut eintausend, die sich anschließend zum Demo-Zug ins Südviertel begaben, wo die AfD ein Büro unterhält. Das Bündnis „Keinen Meter den Nazis“, ein Zusammenschluss von antifaschistischen Initiativen, Gewerkschaften, politischen Parteien und zivilgesellschaftlichen Gruppen, hatte zu den Protesten aufgerufen. Dafür wurde der Prinzipalmarkt mehrere Stunden lang gesperrt, Busse mussten eine Umleitung nehmen.

Es begann mit den obligatorischen, aber leider viel zu oft hölzern formulierten und abgelesenen Redebeiträgen von Vertretern der vielen beteiligten Gruppen. Hin und wieder gaben sie aber die passenden Stichworte für den Protest. So wie Carsten Peters, der Pressesprecher des Keinen-Meter-Bündnisses: „Die AfD propagiert Rassismus, Nationalismus und soziale Ausgrenzung – die Folge davon sind Hetze, Bedrohungen und Gewalt. Dem stellen wir uns entgegen. Mit uns wird es in Münster keine Normalisierung einer extrem rechten Partei wie der AfD geben.“

Den AfD-Mitgliedern schlug auf ihrem Weg zum Rathaus bunter und lauter Protest entgegen. (Foto: Tessa-Viola Kloep)
Den AfD-Mitgliedern schlug auf ihrem Weg zum Rathaus bunter und lauter Protest entgegen. (Foto: Tessa-Viola Kloep)

AfD-Mitglieder, die den Weg zu ihrem Kreisparteitag suchten, mussten sich allerlei Schmährufe gefallen lassen, was einige von ihnen allerdings auch gerne zu provozieren schienen. Anders ist es jedenfalls nicht zu erklären, wenn sie für Selfies vor Demonstranten und Lambertikirche posieren. Besonders laut wurde es, als der wohl bekannteste AfD-Vertreter aus Münster erschien, der Ratsherr und seit letztem Jahr auch stellvertretende Landessprecher Martin Schiller. Mit „Prügel-Martin raus aus dem Rathaus!“ wurde er vielstimmig empfangen. Dieser Satz, der auf seine rechtskräftige Verurteilung wegen Körperverletzung im letzten November anspielt, war danach immer wieder zu hören. Denn schließlich ist es ein Ziel der Demonstrierenden, die Stimmenzahl für die AfD in Münster auch bei der diesjährigen Kommunalwahl möglichst niedrig zu halten.

Etwas eher als ursprünglich geplant machten sich die meisten der inzwischen auf gut tausend Teilnehmer angewachsene Demo auf den Weg durch die Innenstadt ins Südviertel. Bei der Zahl liegen die Angaben von Veranstalter und Polizei diesmal weit auseinander, dies ist unsere eigene Einschätzung. Anfangs ließen begleitende Polizisten den Zug zweimal kurz stoppen, weil einige Unverbesserliche wie beim Fußball Rauchtöpfe zündeten oder gegen das Vermummungsverbot verstießen. Durch Salzstraße und Ludgeristraße ging es dann über Kreisel und Hammer Straße ins sonst so beschauliche Südviertel, wo sich Nachbarn zur „Initiative Südviertel – keine Nachbarschaft mit der AfD“ zusammen geschlossen haben, um mit kreativen Aktionen und monatlichen Mahnwachen gegen das Büro der rechten Partei in der Leostraße 16 zu protestieren.

Nach dem Auftakt in der Innenstadt zog die Demo durch das Südviertel bis kurz vor das AfD-Büro in der Leostraße. (Foto: Thomas Hölscher)
Nach dem Auftakt in der Innenstadt zog die Demo durch das Südviertel bis kurz vor das AfD-Büro in der Leostraße. (Foto: Thomas Hölscher)

Mit lautstarken Parolen, Musik und weiteren Redebeiträgen machten die Demonstrierenden die Forderung nach einer Schließung des AfD-Büros deutlich. „Egal wo die AfD versucht, in Münster Fuß zu fassen, gibt es couragierte Menschen, die sich ihr entgegen stellen“, so Liza Schulze-Boysen, Pressesprecherin des Bündnisses „Keinen Meter den Nazis“, „das waren heute zwei deutliche Zeichen: Wir lassen weder die Menschen im Südviertel mit der AfD alleine, noch rücken wir von unserer Forderung nach einer Kündigung des Mietvertrages für die Leostraße 16 ab: Das Büro der AfD muss dicht gemacht werden!“

Bis zu ihrem Ende in der Graelstraße verlief die Veranstaltung eher entspannt. Erst danach führte vermutlich ein Missverständnis in der Kommunikation mit einer Passantin, die partout durch den polizeilich abgesperrten Teil der Leostraße gehen wollte, zu einer aufgeheizten Rangelei einiger Demonstranten mit Polizisten. Die hatten von der Frau verlangt, den Schal abzunehmen. Wie wir heute lernten, gilt als Vermummung, „wenn mindestens drei Viertel der Erkennungsmerkmale – Augen, Nase, Ohren, Mund – nicht zu sehen sind“.

Am 7. Februar lädt die AfD wieder zu ihrem Neujahrsempfang in das Rathaus, das Keinen-Meter-Bündnis wird auch gegen diese Veranstaltung einen breiten Protest organisieren

Weitere Fotos von der Demo findet ihr in unserer Fotostrecke:

Fotostrecke: Gegendemo AfD-Kreisparteitag (11.01.20)

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