Gefängnisstrafen sind kein Allheilmittel Podcast "Umdenken" mit Kriminalwissenschaftler Dr. Christian Walburg über Trends, Ursachen und Bekämpfung von Kriminalität

Im Podcast "Umdenken" plädiert der Kriminalwissenschaftler Dr. Christian Walburg für einen kritischeren Umgang mit Gefängnisstrafen für Jugendliche. (Symbolbild: Thomas M. Weber)
Im Podcast „Umdenken“ plädiert der Kriminalwissenschaftler Dr. Christian Walburg für einen kritischeren Umgang mit Gefängnisstrafen für Jugendliche. (Symbolbild: Thomas M. Weber)

In einer neuen Folge des Podcasts „Umdenken“ der Universität Münster spricht der Kriminalwissenschaftler Dr. Christian Walburg über die Notwendigkeit eines kritischeren Blicks auf Gefängnisstrafen für Jugendliche. Walburg, der am Institut für Kriminalwissenschaften der Universität Münster lehrt und forscht, betont, dass Gefängnisse für junge Menschen oft keine förderliche Umgebung sind. Er erklärt: „Alternative Sanktionsformen wie beispielsweise gemeinnützige Sozialarbeit oder elektronischer Hausarrest sind auf lange Sicht oft sinnvoller – das zeigen Studien und Erfahrungen aus anderen Ländern.“

Walburg weist darauf hin, dass viele kriminelle Handlungen nicht auf eine einzige Ursache zurückzuführen sind. Das soziale Umfeld, darunter Familie und Freundeskreis, spiele eine entscheidende Rolle. Auch seien viele Straftaten das Ergebnis von Sozialisationsprozessen und erlernten Verhaltensmustern in der Kindheit. Diese Verhaltensmuster könnten sich jedoch mit Veränderungen im Lebenslauf ändern: „Das Gewaltverhalten wird oft dadurch wieder aufgebrochen, dass sich mit 18 bis 20 Jahren viele Veränderungen ergeben. Viele Menschen beginnen in diesem Alter eine Ausbildung oder ihren ersten Job, dadurch verändern sich auch die Freundeskreise.“ Des Weiteren plädiert Walburg dafür, den Zusammenhang zwischen Einwanderung und Kriminalität differenziert zu betrachten. Er betont, dass die Aussage, junge männliche Flüchtlinge hätten den rückläufigen Trend an Gewalttaten in Deutschland umgekehrt, falsch sei. Seit etwa 20 Jahren sei die Zahl der Straftaten rückläufig.

Der Podcast „Umdenken“ wurde anlässlich des Tages der Kriminalitätsopfer am 22. März 2024 veröffentlicht. Dieser Tag wird seit 1991 von der Organisation „Weißer Ring“ genutzt, um auf die Belange von Opfern von Kriminalität und Gewalt aufmerksam zu machen. „Umdenken“ ist der Podcast der Universität Münster, in dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen über ihre Forschungsschwerpunkte, aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und ihre persönliche Motivation berichten. Alle Folgen sind auf Spotify, Deezer, Apple Podcasts und hier zu hören.

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