OB-Kandidat Jochen Köhnke im Porträt

(Foto: th)
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So einiges erlebt hat er, daran lässt Jochen Köhnke keinen Zweifel. Seriös im Anzug, dennoch zu Späßen – „Sitzt die Frisur?!“ – aufgelegt, begrüßt uns der derzeitige Dezernent des Amtes für Migration in den neubezogenen Räumlichkeiten der SPD-Zentrale in Münster.

Soziales Engagement zeichnet Jochen Köhnkes Leben seit seiner Jugend aus. In der Kirchengemeinde hilft er aktiv mit, der Einblick in das Gemeindeleben zeigt ihm, wie die Gesellschaft mit alten Menschen und Jugendlichen umgeht. Und es reift die Erkenntnis, dass bestimmte Gegebenheiten die Menschen beeinflussen.

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„Gerne Verantwortung übernommen“

Vom Jahrespraktikum bis zum Studium der Sozialen Arbeit: Köhnke engagiert sich in verschiedenen Bereichen. Ob als Klassensprecher oder als Sprecher der berufsbildenden Schulen in Düsseldorf und in verschiedenen Vereinen: „Ich habe gerne Verantwortung für andere Menschen übernommen.“ Aber er geht auch dahin, wo es weh tut: Seine erste Stelle nach dem Studium führt ihn in die Besetzerszene Düsseldorfs, in die Kiefernstraße.

Dort herrschte seinerzeit ein sozial unterversorgter, teilweise rechtsfreier Raum mit brennenden Reifen und mit Blockaden links und rechts: „So ein Sozialarbeiter oder Polizist kam da nicht herein – mit einer Hundertschaft höchstens, das war eine aufgeladene Nummer damals.“ Sein Ziel: Entkriminalisierung der Bewohner, Rückeroberung normaler Verhältnisse. Dabei scheut er auch die Gefahr nicht. Seine Wohnung nebst eingerichtetem Arbeitsplatz liegt mitten in der Szene; nachts fliegen Geschosse durch die Fenster, Gegner zünden Strohpuppen an, kurz bevor er um die Ecke biegt.

Karriere mit Herausforderungen

„Das war nicht immer vergnügungssteuerpflichtig“, erzählt Köhnke mit einem gewissen Abstand zu den damaligen Ereignissen. Der Erfolg gibt ihm recht; die Straße steht heute noch. „Die Menschen wurden nicht kriminalisiert und sind weitestgehend wertvolle Mitglieder der Gesellschaft geworden – Architekten, Ingenieure, Ärzte genauso wie Mechaniker und andere“, sagt er.

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Herausforderungen wie diese durchziehen Köhnkes Karriere immer wieder. So auch, als er kurz nach der Wende nach Chemnitz geht und am Aufbau und der Versorgung der Jugendhilfe mitwirkt. Innerhalb von drei Jahren muss sein Amt von 4.500 Mitarbeitern um 3.000 auf anderthalbtausend Mitarbeiter abgebaut werden: „Das ist ein Prozess, den sich – mit Verlaub gesagt – ein Westler nicht vorstellen kann. Und das haben wir ohne Dramen geschafft, wir haben für fast alle gute Lösungen gefunden.“

Spaziergänge mit der Familie

16-Stunden-Tage sind Köhnke nicht fremd. Entspannung findet er bei ausgedehnten Spaziergängen mit seiner Familie. Aber auch segeln, Ski laufen und tauchen stehen bei dem gebürtigen Düsseldorfer hoch im Kurs. Diese Sportarten werden momentan beiseitegeschoben, „denn dafür muss ich länger weg sein. Ersatzweise fahre ich nach einem stressigen Tag einfach anderthalb Stunden Rad.“ Mit einigem Bedauern fügt er hinzu, dass das hobbymäßige Lesen zurzeit ebenfalls vernachlässigt werde, da viel Fachliteratur angesagt sei. Und ergänzt lachend: „Und ich bin ein Papier-Typ – die anderen in der Familie sind alle mit E-Books ausgestattet, d. h. die neuen Bücher gehören damit alle mir!“

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Ebenso wie die Wohnraumproblematik beschäftigt Köhnke der Münsteraner Haushalt. Die Diskussionen um eine Tour-de-France-Beteiligung kann er daher nicht im geringsten nachvollziehen: „Die Refinanzierung dieser Maßnahme steht in überhaupt keinem Verhältnis zu dieser Veranstaltung – alle setzen auf einen Imagegewinn, der in irgendeiner Art positiv ist.“ Langfristig, vielleicht in mehreren Jahren, käme es dazu, aber eben nicht unmittelbar.

Lebensraum der Leute berücksichtigen

Was den Wohnungsmarkt angeht, ist Köhnke im Gegensatz zu einigen Mitbewerbern davon überzeugt, dass Nachverdichtung allein das Wohnungsproblem nicht lösen wird. Denn zum einen müsse man auch den Lebensraum der Leute berücksichtigen, d. h. man könne beispielsweise nicht den einzigen Park vernichten. Zum anderen seien bereits jetzt bei der Wohn + Stadtbau 5.000 Wohnungssuchende in Münster, von denen nicht einmal 500 im Jahr befriedigt würden. „Das sind Dinge, die ich verändern würde und auch könnte“, verspricht er zuversichtlich.

 

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