Münsters fotografisches Gedächtnis Henning Stoffers hat ein beeindruckendes Archiv zur Stadtgeschichte aufgebaut.

Mit dieser unscheinbaren Postkarte fing bei Henning Stoffers alles an. (Foto: Michael Bührke)
Mit dieser unscheinbaren Postkarte fing bei Henning Stoffers alles an. (Foto: Michael Bührke)

Der Münsteraner Henning Stoffers hat eine beeindruckende Sammlung zur Geschichte unserer Stadt aufgebaut. Zu seinem Geburtstag wünscht er sich, dass die Zukunft dieser Sammlung gesichert ist und die Leistungen des verstorbenen Künstlers Rudolf Breilmann durch die Stadt gewürdigt werden.

Mit einer schlichten Postkarte in Schwarz-Weiß hat vor rund 17 Jahren alles angefangen. Auf ihr zu sehen sind die Stufen zum Aasee und das Gebäude an der Bismarckallee, in dem sich heute das Agora Hotel und die Mensa befinden. Wer genau hinschaut, erkennt Hakenkreuze an der Fassade. Die Postkarte aus dem Jahr 1936 zeigt das damalige „Gauhaus“ der Nationalsozialisten. 58 Jahre alt war Stoffers, als das bedruckte Stück Pappe in ihm die Sammelbegeisterung für alles rund um Münsters Geschichte auslöste: „Dann habe ich voll reingekloppt!“, wie er berichtet, nichts war vor ihm sicher. Etwa zehn Jahre hat es gedauert, bis seine Frau Gisela dann die Reißleine zog, „Das hatte schon einen leichten Suchtcharakter“, erinnert sie sich und auch daran, dass ihr Mann im Grunde genommen immer auf der Jagd war. Ein bisschen stolz ist sie aber doch auf das Archiv, das ihr Mann im Laufe der Zeit aufgebaut hat.

Ob altes Originalfoto oder digitales Archiv: Stoffers weiß, wo was zu finden ist. (Foto: Michael Bührke)
Ob altes Originalfoto oder digitales Archiv: Stoffers weiß, wo was zu finden ist. (Foto: Michael Bührke)

Heute umfasst die Sammlung von Henning Stoffers Tausende Fotografien, Negative, Postkarten, Stadtpläne, Bücher, Alben, Eintrittskarten, Kassenzettel, Speisekarten und zahllose weitere Zeitdokumente, die im Keller der Wohnung in Kinderhaus lagern. Ein Schatz für jeden, der sich für die Westfalenmetropole interessiert. Dabei sind es nicht unbedingt nur die spektakulären Themen, die den ehemaligen Angestellten der Westdeutschen Landesbank faszinieren, vielmehr spürt Stoffers dem täglichen Leben der Menschen in der Domstadt nach. So zeigt eines seiner Lieblingsfotos, ein Farbfoto aus dem Jahr 1950, ausgelassen feiernde junge Menschen in der Tanzschule von Dr. Oberbach. Es wirkt ungestellt, nur wenige schauen in die Kamera. Auch wenn der Anlass ein fröhlicher zu sein scheint, meint man, in den Gesichtern der Menschen noch den Widerhall der Schrecken des Krieges zu erkennen, dessen Ende nur fünf Jahre zurücklag.

Mit dem Ende der Sammelphase begann für Stoffers die des Schreibens. Wer auf seiner Webseite www.sto-ms.de oder in den Büchern der Reihe „Münster zurückgeblättert“ (Medienverlag Münstermitte) stöbert, läuft Gefahr, längere Zeit nicht mehr ansprechbar zu sein. So überraschend, spannend, skurril und mitunter witzig stellen sich die vielen Geschichten und Geschichtchen rund um Dom, Prinzipalmarkt und Aasee dar. Alles alphabetisch sortiert wie ein Lexikon zu Stadtgeschichte. Stoffers geht bei seinen Nachforschungen mit großer Präzision und Akribie vor, „Eine saubere Recherche ist wichtig!“, sagt er und achtet penibel zum Beispiel auf die Bildrechte. Sind diese nicht vollständig geklärt, wird auch nichts veröffentlicht. „Diese Arbeit ist nur mit Leidenschaft und viel Unterstützung durch andere Menschen möglich“, sagt Stoffers und erinnert sich zum Beispiel an die gute Zusammenarbeit mit dem „Schloßtheater“ bei seiner Arbeit zu Münsters Kinogeschichte.

Rudolf Breilmanns Werke finden sich an vielen Stellen in Münster. (Foto: Michael Bührke)
Rudolf Breilmanns Werke finden sich an vielen Stellen in Münster. (Foto: Michael Bührke)

Eine jahrzehntelange freundschaftliche Verbundenheit bestand zu dem münsterischen Künstler Rudolf Breilmann, der vor einem Jahr starb. Zahllose bekannte Skulpturen in Münster stammen von Breilmann, zum Beispiel die Friedenstaube im Rathausinnenhof, der heilige Nepomuk auf der Aa-Brücke beim Aegidiimarkt oder auch der Schutzengel, der erst kürzlich an seinen alten Platz im Treppenturm des Stadthauses 1 zurückgekehrt ist. Die Anerkennung der Leistungen Breilmanns durch die Stadt ist Stoffers ein besonderes Anliegen: „Ich könnte mir gut vorstellen, dass ein Abschnitt des Aa-Seitenwegs auf Höhe Bispinghof nach Breilmann benannt wird“.

Wer diesen Mann dabei erlebt, wie er ansatzlos zwischen PC, Notebook, Smartphone, Webseite und Bilddatenbank hin und her wechselt, mag kaum glauben, dass Hennig Stoffers kurz vor seinem 75. Geburtstags steht. Und doch ist dies für ihn der Anlass, über die Zukunft seiner Sammlung und der Webseite nachzudenken. „Ich möchte das Ganze erhalten wissen“, sagt er und wünscht sich, dass sowohl die Dokumente als auch die Webseite irgendwann in die Hände der Stadt übergehen. Dies allerdings nicht, um sich ein Denkmal zu setzen, sondern um zukünftigen Generationen die Möglichkeit zu bieten, über die Geschichte der Stadt zu forschen.

Erste Gespräche mit Oberbürgermeister Markus Lewe fanden bereits statt. Bezüglich der Umbenennung eines Teils des Aa-Seitenwegs laufen aktuell die Fäden beim Haupt- und Finanzausschuss zusammen und was die umfangreiche Sammlung Stoffers anbelangt, heißt es vom Presseamt: „Das Stadtarchiv wird in nächster Zeit mit Herrn Stoffers ins Gespräch kommen“. Es sieht also nicht schlecht aus mit Henning Stoffers Wünschen zum 75. Geburtstag.

3 Kommentare

  1. guten tag, mein name ist annette Söltenfuß, geb, Bölling, die Inhaberin des kleinen Bäckers am H1, (ehemalige ) heute cafe Bölling.
    Ich würde gerne mehr über die Bäckergasse 6 und Umfeld hören, wo könnte ich es nachlesen…….

    Bäcker Kaufleute, Kloster, Hinterhöfe, Schreiner Hagemann Wilmergasse, Bäckerei Bölling, Wilmergasse u. Bäckergasse. es würde mich sehr freuen.annesoe@web.de

    Vielen Dank
    Bis dahin
    Annettte söltenfuß

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