Mehr Storchenpaare als je zuvor im Allwetterzoo

Michael Tillmann beobachtet die vermehrte Ansiedlung von Störchen im Zoo durchaus kritisch. (Foto: th)
Michael Tillmann beobachtet die vermehrte Ansiedlung von Störchen im Zoo durchaus kritisch. (Foto: th)

Das hat es noch nie gegeben, ist sich Michael Tillmann von der Landesgemeinschaft Weißstorch NRW sicher. 29 Storchenpaare hat er dieses Jahr im Allwetterzoo Münster gezählt. Waren es letztes Jahr noch lediglich 19 Brutpaare gewesen und um die Jahrtausendwende sogar nur drei, so nahm die Anzahl der Störche in der jüngsten Vergangenheit deutlich zu, so dass für dieses Jahr 37 Jungstörche zu verzeichnen sind.

Dabei lässt sich beobachten, dass die Störche vermehrt auf wilde Ansiedlungen zurückgreifen und in den Bäumen nisten, denn der Zoo selbst hat nur 3 Nisthilfen. Davon völlig unbeeindruckt greifen die Allesfresser aber auf jede mögliche und auch unmögliche Gelegenheit zurück und nisten etwa bei den Elefanten, bei den Rieseneseln oder auf den Dächern der Greifvögel-Volieren, wo aktuell ganze 11 Nester zu beobachten sind.

Üblicherweise sind Feuchtwiesen und Grünland ideal für den Weißstorch. In Münster und dem Münsterland gibt es aber vor allem Intensivlandwirtschaft, viele Mais- und Rapsäcker sind nicht so günstig. „Sobald ein Feld gemäht wird, sind die Störche ganz schnell da“, bestätigt der Kurator des Allwetterzoos, Dirk Wewers. Im Gegensatz zu anderen Zoos werden die Störche im Münsteraner Allwetterzoo nicht zugefüttert, d. h. sie suchen sich ihr Futter komplett selbst. Das dürfte in diesem Jahr besonders gut durch den milden Mai gelungen sein, der durch den vielen Regen auch viele Regenwürmer zu Tage förderte – ein beliebtes Schmankerl auf dem Speiseplan des Storchs, der entgegen etwaiger Befürchtungen die Froschteiche im Zoo unangetastet lässt. Um diese Jahreszeit komplettieren Feldmäuse das Nahrungsangebot Weißstorches, der aber futtertechnisch breit aufgestellt ist: So wurde im Allwetterzoo bei den Kranichen eine Abwehranlage gegen Graureiher und Störche gebaut, weil „die Störche den Kranichen das Futter quasi aus dem Schnabel klauten“, wie Dirk Wewers berichtet.

Auch Behausungen anderer Vögel sind nicht vor Nestbau des Storches sicher: Störche auf der Greifvogel-Voliere. (Foto: th)
Auch Behausungen anderer Vögel sind nicht vor Nestbau des Storches sicher: Störche auf der Greifvogel-Voliere. (Foto: th)

Aber nicht nur das; normalerweise fangen Störche mit der Bebrütung der Eier erst ab dem zweiten Ei an, d. h. die Jungtiere wachsen gemeinsam heran. Kommt nun ein drittes Ei dazu, kann es passieren, dass das dritte Jungtier entweder aus dem Horst geschmissen oder sogar aufgefressen wird, erklärt Michael Tillmann. Dabei sind die Altstörche insgesamt sehr fürsorglich und füttern ihren Nachwuchs noch bis zu zwei Wochen nach dem ersten Ausfliegen, zu dem Zeitpunkt sind sie etwa 8 ½ Wochen alt.

Wieso der Allwetterzoo Münster so interessant für die Störche ist, ist noch nicht völlig geklärt. Bekannt ist, dass Storchenansammlungen insgesamt eine große Anziehungskraft auf Störche ausüben. Warum aber der in Albachten bekannte Brutstorch Anton nach Münster weiterzog, ist auch für Tillmann ein Rätsel. Zumal Anton keinerlei Anstalten macht, sein altes, immerhin 3,7 km entferntes Revier aufzugeben, sondern die Konkurrenz in Albachten nach wie vor verjagt, obwohl er bereits im Allwetterzoo ein neues Zuhause gefunden hat. Auch seine ehemalige Partnerin hat es woanders hin verschlagen, nach Gievenbeck-Schonebeck.

Dirk Wewers: „Grundsätzlich ist die Rückkehr etwas Positives.“ (Foto: th)
Dirk Wewers: „Grundsätzlich ist die Rückkehr etwas Positives.“ (Foto: th)

Die allseits beobachtete Bindung von Störchen an den Partner ist genaugenommen eine Bindung an den Horst, weiß Michael Tillmann, „deshalb sind es meistens die gleichen Paare.“

Und er wundert sich, dass viele Münsteraner diese Tiere so selbstverständlich zu nehmen scheinen. Denn erfolgreiche Brut lasse sich erst seit etwa 10 Jahren nachweisen, in den Rieselfeldern. Wenn man das mal mit dem Jahr 1990 vergleicht, in dem es ganze drei Brutpaare gegeben habe und nun acht Paare mit acht Jungen außerhalb des Allwetterzoos, dann sei das eine erstaunliche Entwicklung. Offenbar sind Weißstörche wesentlich anpassungsfähiger als bisher gedacht. Mit Blick auf den Allwetterzoo meint Dirk Wewers: „Im Prinzip könnte es so jetzt bleiben mit den Paaren und ich freue mich über jeden Storch, den ich jetzt außerhalb brüten sehe“, denn mit vermehrten Storchnestern würden auch vermehrte Hinweise und unter Umständen neue Sicherheitsmaßnahmen für die Besucher notwendig, da so manches Nest recht abenteuerlich gebaut werde.

 

 

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