Das 25. Jazzfestival Münster hat gestern sein lautes und bejubeltes Finale erlebt. Denn mit 22 Musikern stand am Sonntag Abend die größte Band auf der Bühne: das MinAfric-Orchestra aus dem süditalienischen Städtchen Ruvo di Puglia, das ihr Leiter Pino Minafra für das Projekt „For Mandela“ um den südafrikanischen Schlagzeuger Louis Moholo und den britischen Pianisten Keith Tippett erweitert hat. Mal erinnerte ihre Musik an Filmsoundtracks von Nino Rota, mal an die Gesänge aus den Townships Südafrikas oder an Big Band-Soul – alles wurde gelegentlich durch Free Jazz-Elemente unterbrochen, auch die italienische Nationalhymne am Schluss.
Eine großes Ensemble am Ende, das ist inzwischen so etwas wie eine Tradition beim Jazzfestival Münster. Jedenfalls seit es im Gebäude vom Theater Münster stattfindet, und das war jetzt immerhin schon bei zehn der insgesamt 25 Festivals seit 1979 der Fall.
Zu den Traditionen gehört auch, dass Festival-Leiter Fritz Schmücker neue, unbekannte Musiker vor allem aus dem europäischen Ausland präsentiert. Diesmal sollen sogar gut die Hälfte aller Konzerte Deutschland-Premieren gewesen sein, darunter am Sonntag das Quartett um die englische Trompeterin Laura Jurd. Sie sehen aus wie eine normale Studentenband, sind alle unter 25 Jahre alt – und verblüfften vor allem die älteren Zuhörer: woher kommt ihre Ausgereiftheit, woher nimmt sie sich ihr Selbstbewusstsein, die eigenen, wunderbaren Kompositionen so selbstverständlich zu präsentieren? Der gelegentlich geäußerte Vorwurf, dieses Konzert sei zu „mainstreamig“, wurde vom begeisterten Publikum einfach weggeklatscht. Die sympathische Engländerin malte sich darauf in einer Bühnenansage aus, wie sich in der Pause um die gerade mal zehn mitgebrachten Exemplare ihrer aktuellen CD geprügelt wird…
Eine dritte Tradition wurde am Sonntag vor allem für die Besucher deutlich, die schon am frühen Nachmittag im Kleinen Haus dabei waren: Musiker, die in verschiedenen Besetzungen während des Festivals mehrmals auftauchen. Hier war es die junge französische Trompeterin Airelle Besson, die im Kleinen Haus in einem Trio mit den deutschen Musikern Sebastian Sternal und Jonas Burgwinkel vor allem mit ihrem lyrischen Ton begeistert hat. Nur kurze Zeit später stand sie mit dem Quintett um den deutlich älteren Bassisten Didier Levallet im Großen Haus auf der Bühne und setzte auch hier eigene Akzente.
Weitere Neuentdeckungen am Sonntag waren das deutsch-italienische Quartett „Camatta Monk“, das Kompositionen von Thelenious Monk ganz ohne Piano interpretierte, und das ebenfalls recht junge österreichische Trio „Random/Control“ um den Pianisten David Helbock, das genügend Instrumente auf die Bühne brachte, um eine ganze Big Band auszustatten. Manchmal spielten sie auch mehrere davon gleichzeitig. Alle belegten sie das inoffizielle Motto des Jazzfestivals, dass „immer wieder neu“ auch eine Tradition sein kann.
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