Er kam, sah, und haute uns um – Jean-Michel Jarre

Jean-Michel Jarre und "Band" lieferten ein fulminantes Konzert. (Foto: sg)
Jean-Michel Jarre und „Band“ lieferten ein fulminantes Konzert. (Foto: sg)

Wenn Jean Michel Jarre aufspielt, gibt es in der Regel ein Multimedia-Spektakel ungeahnten Ausmaßes, wie die Vergangenheit uns lehrt. Man durfte also gespannt sein, wie diese Erwartung am vergangenen Montag in der Halle Münsterland umgesetzt werden würde. Geschätzte vier Trucks reichten aus, um die notwendige Technik herbeizuschaffen. Dank modernster Projektionstechnik und Digitalsound ist der logistische Aufwand für solche Events in den letzten zwei Dekaden erheblich zurückgegangen. Dennoch fehlte es an nichts!

Bereits während der Einlassphase waberten Synthieflächen verheissungsvoll durch die vernebelte Konzerthalle. Seine Jüngerschaar, größtenteils über 40 (Jean-Michel Jarre ist seit 1976 im Geschäft), erwartete geduldig ihren Elektronik-Guru, bis dieser dann endlich, nach dem akademischen Viertelstündchen Verspätung die Bühne betrat, wohlwollend in Deutsch und Englisch eine kurze Andacht sprach und sich ans Werk machte. Mit eindrucksvoller Klangewalt verwies er die Schöpfer der zeitgnössischen Chartmusik auf ihre Plätze und lieferte ein Brett, welches wohl manchem Techno-DJ das Fürchten lehren dürfte – mindestens jedoch den gebotenen Respekt abringt.

Ein Spektakel für fast alle Sinne, sind die Shows von Jahre. (Foto: sg)
Ein Spektakel für fast alle Sinne sind die Shows von Jarre. (Foto: sg)

Oxygene-II aus dem Jahre 1982 hämmerte als dritter Titel erbarmungslos durch die Halle und bewies anschaulich, wie modern Jarre sich selbst remixte. Videosequenzen, die zeigten, wie man Synthesizer in den 80er Jahren, als noch wenig gespeichert wurde und Sampling nur zum Preis eines Einfamilienhauses erschwinglich war, mit Hunderten von Drehknöpfen und Schaltern bediente, wechselten sich taktsynchron mit modernen Computeranimationen ab. Immer wieder wurde auf seine großen Erfolge aus den Alben Oxygene und Equinoxe zurückgegriffen, sehr schön aufbereitet im zeitgemäßen Gewand. Seine neueren Stücke wurden Dancefloor-konform in 4/4-Signatur dargeboten, weshalb man davon ausgehen kann, dass sich die eine oder andere Phrase mit Sicherheit in den Sound-Sets der Club-DJs wiederfinden wird.

Selbstverständlich war auch die Laser-Harfe wieder mit auf der Bühne, wobei der Künstler sich augenzwinkernd nicht mehr ganz sicher war, ob das Gerät auch wirklich zuverlässig seinen Dienst verrichten würde. Immerhin liegt Entwicklung dieses „Instrumentes“ schon einige jahre zurück. Beim Spiel werden die Synthesizerklänge dadurch ausgelöst, dass mit der Hand die Strahlen eines vertikalen Laserfächers unterbrochen werden. Beachtenswert war auch die Tatsache, dass Monsieur Jarre lediglich zwei Musiker mit auf die Bühne brachte, die sich mit ihm um den Groove und die Vocoderstimmen kümmerten. Für die Technik-Freaks unter den Lesern: Gemischt wurde das Konzert übrigens voll-digital, auf einer Digico SD7-Konsole, gegen die sich das Cockpit des Raumschiffs Enterprise schon fast wie das Bedienfeld einer Dampfmaschine darstellt.

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