Ein weißer Fleck auf der Karte TSV Nestwerk Münsterland e.V. kämpft für eine Wildtierauffangstation

Dieses Eichhörnchen ist putzmunter. Leider geht es nicht allen seiner Artgenossen so. (Foto: Sebastian Rohling)
Dieses Eichhörnchen ist putzmunter. Leider geht es nicht allen seiner Artgenossen so. (Foto: Sebastian Rohling)

Ein verletzter Specht, ein augenscheinlich krankes Eichhörnchen oder Igel? Es gibt verschiedene Gründe, warum ein Wildtier temporär in die Obhut von Menschen gehören kann – was längst nicht immer zwingend der Fall ist. Das Problem: Wer kümmert sich verantwortungsvoll und professionell um die Tiere – und entlässt sie genau so professionell wieder in die Natur?

In vielen Region Deutschlands gibt es sogenannte Wildtierauffangstationen. Das Problem: Münster hat keine Auffangstation für verletzte oder kranke Wildtiere. Es gibt sie, mit Ausnahme des Artenschutzzentrums Metelen, noch nicht mal in den benachbarten Kreisen der Domstadt. Im Gegenteil, in der gesamten Region Westfalen Lippe und dem Münsterland fehlt eine solche Einrichtung. Ein Problem, das seit Jahrzehnten bekannt ist.

Menschen, die verletzte Tiere finden, melden sich deswegen dann unter anderem beim Allwetterzoo Münster – was leider falsch ist. „Der Zoo muss immer wieder Menschen mit Fundtieren abweisen – ohne Alternative. Das sorgt nicht nur bei uns für Frustration und Unverständnis“, so Tierarzt Dr. Carsten Ludwig. Aber nicht nur deswegen unterstützt er die Idee vom TSV Nestwerk Münsterland e.V. „Das Nestwerk Münsterland möchte den Versuch unternehmen, politisch etwas zu bewegen. Ich kenne den Vorstand seit den ersten Schritten der Nestwerker und bewundere den ungebrochenen Enthusiasmus etwas zu bewegen. Umso mehr freut es mich, dass das Team des Allwetterzoo das Nestwerk Münsterland hier in seinem wichtigen Anliegen unterstützt.“

Große Belastung für Ehrenamtliche

Dieser junge Igel wurde mit Untergewicht aufgefunden (Foto: Anke Voß)
Dieser junge Igel wurde mit Untergewicht aufgefunden (Foto: Anke Voß)

Es ist richtig, dass sich die Natur in vielen Fällen selbst am besten hilft und ein vorschnelles Eingreifen durch den Menschen negative Folgen für das Tier haben kann. Nur gibt es in einem erschlossenen Raum wie dem Münsterland keine echte Natur mehr. „Deswegen benötigen immer wieder auch Wildtiere unbedingt unsere schnelle und kompetente Hilfe. Zumal geraten viele von ihnen nur deshalb in Not, weil es zu Konflikten mit uns Menschen gekommen ist – passiv wie aktiv“, sagt dazu Dirk Heidotting vom Nestwerk Münsterland. „Deswegen ist es unsere Aufgabe, wenn wir schon einen so negativen Input auf unsere Wildtiere haben, dass wir versuchen sollten, den Schaden weitestgehend zu begrenzen.“

Auch die Stadt Münster hat die Problematik erkannt, und unterstützt das Nestwerk. „Der Rat der Stadt Münster hat in seiner Sitzung am 15. Dezember 2021 den Antrag des TSV Nestwerk Münsterland e. V. auf finanzielle Förderung in Höhe von 25.000 Euro zur Verbesserung der ehrenamtlichen Wildtierhilfe in Münster in voller Höhe bewilligt“, freut sich Heidotting. „Ich hoffe sehr, dass eine Förderung auch in den nächsten Jahren entsprechend bewilligt wird“, erläutert der Vorsitzende des Vereins.

Dauerhafte Einrichtung notwendig

Dass die Arbeit der Nestwerker und seiner Päppler*Innen wichtig ist, zeigt sich nicht nur an einem nicht ruhenden Notfalltelefon. So ist die Zahl der krank, verletzt oder verwaist aufgefundenen Tiere im Stadtgebiet in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. „Unser Wildtier-Notfalltelefon steht gar nicht mehr still“, berichtet Heidotting. Die hilfsbedürftigen Tiere werden aktuell von privaten Päppler:innen in und um Münster auf eigene Kosten versorgt. „Die Betreuung und Versorgung von Wildtieren mit dem Ziel der Auswilderung fordert enormen zeitlichen Einsatz und ist für voll Berufstätige in der Regel gar nicht leistbar. Wir kommen aber in der Saison regelmäßig physisch, psychisch und finanziell an unsere Grenzen. Ich freue mich, dass wir mit der Unterstützung die aktiven Päppler:innen in Münster entlasten und hoffentlich neue Ehrenamtliche gewinnen können.“ sagt Anke Voß, erfahrene Wildtier-Päpplerin, die als Mitglied des Nestwerks den Förderantrag aktiv unterstützt hat.

Versorgung eines jungen Eichhörnchens, Wurde bei Gartenarbeiten mitsamt dem Kobel und Geschwistern aus der Mauerbegrünung gerissen (Foto: Anke Voß)
Versorgung eines jungen Eichhörnchens, Wurde bei Gartenarbeiten mitsamt dem Kobel und Geschwistern aus der Mauerbegrünung gerissen (Foto: Anke Voß)

Die ehrenamtlichen Tierversorger*Innen begrüßen daher die Zusage des Rates zur Förderung sehr. „Die Bewilligung zeigt, dass dieses wichtige Thema auch vom Rat ernst genommen wird“, so Heidotting. Der Verein wird das Geld nutzen, um die Ehrenamtlichen zu schulen und so eine gleichbleibend hohe Qualität der Wildtierhilfe zu sichern, aber vor allem, um die Ehrenamtlichen zu unterstützen. Von großer Relevanz ist auch, dass die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisiert wird, welche Tiere aus der Natur entnommen werden dürfen, damit keine Plätze für echte Notfälle blockiert werden. Auf Dauer müsse zum Wohl der Tiere aber mehr geschehen, nämlich die Einrichtung einer Wildtierauffangstation, die mit hauptamtlichen Kräften besetzt wird. Eine entsprechende Petition wurde bereits von ca. 2.300 Menschen unterzeichnet. „Wir werden daher weiter daran arbeiten, das Projekt „Bau einer Wildtierauffangstation für Münster“ weiter zu bewerben. Die entsprechende Petition bei Open Petition läuft noch. Wir würden uns freuen, wenn viele die Petition zeichnen und teilen. Den Link gibt es unter openpetition.de, so Heidotting.

Das Nestwerk kooperiert mit ca. 40 Tierschutzorganisationen und vielen Einzelpersonen, die sich unter anderem im Bereich des Wildtierschutzes in der Region des Münsterlandes engagieren. Ziel ist es, sich gegenseitig in vielerlei Hinsicht zu unterstützen, um zusammen mehr für den lokalen Tierschutz erreichen zu können. Gerade deswegen möchte das Netzwerk sich auch konkret zu Tierschutzthemen äußern und seine Meinung öffentlich machen. „Unsere Auffassung wird vielleicht nicht immer jedem gefallen, aber das darf uns nicht davon abhalten, diese zu veröffentlichen“, betont Heidotting „Nur wenn wir unsere Meinung auch öffentlich vertreten, kommt ein Diskussionsprozess zustande, der von uns auch ausdrücklich gewünscht ist.“ Wer die privaten Pflegestellen, die sich ehrenamtlich um verletzte Wildtiere kümmern, auch finanziell unterstützen möchte, kann dies über betterplace.org tun.

Transparenzhinweis:

In unserer Medienpartnerschaft mit dem Allwetterzoo Münster ermöglichen wir vertiefende Einblicke in die Arbeit und den Alltag des Zoos am Aasee. Die Reihe bietet Blicke hinter die Kulissen und Berichte über die Menschen, die sich jeden Tag um das Wohl der Tiere bemühen.

Ein Kommentar

  1. Im Oktober habe ich innerhalb von 3 Wochen 3 kleine Igel in unserem Garten gefunden. Keinercwogbüber 150 g. Beim Nestwerk Igelhilfe bemühte man sich, jeweils eine Pflegestelle zu finden. In Münster gab es nichts!!! So bin ich an den 3 Wochenenden nach Beckum, nach Dorsten und nach Westkirchen gefahren, umziehen Igelchen zu versorgen.!!!

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