Ein Star am Ende? Artenschutzbemühungen haben die Balistare vor der Ausrottung gerettet / Ein Beitrag zum morgigen Tag des Artenschutzes (UN World Wildlife Day)

Der Balistar oder Bali-Mynah ist eine hochgefährdete Vogelart aus der Familie der Stare. (Foto: Allwetterzoo Münster)
Der Balistar oder Bali-Mynah ist eine hochgefährdete Vogelart aus der Familie der Stare. (Foto: Allwetterzoo Münster)

Bei den Orang-Utans im Allwetterzoo Münster und schon bald auch in der Meranti-Halle leben ganz besondere Vögel. Die Rede ist vom Balistar. Und auch wenn diese schneeweißen Vögel mit ihren blauen Augenringen in mehreren anderen Zoos zu erleben sind, trügt der Schein. Denn in der Wildnis ist es schon seit vielen Jahrzehnten sehr schlecht um die Art bestellt. Zum einen, weil die passenden Lebensräume immer kleiner werden, zum anderen, weil Balistare in Indonesien extrem beliebt als Haustiere sind.

Vor rund 110 Jahren entdeckt, war die Art vor nicht allzu langer Zeit praktisch ausgestorben. Der Balistar oder Bali-Mynah (Leucopsar rothschildi) ist eine hochgefährdete Vogelart aus der Familie der Stare. 2006 war der Bestand vermutlich ausgestorben. Ab 2011 wurden dann Nachzuchtvögel mit der „Soft-Release“-Methode erfolgreich ausgewildert. Dabei handelt es sich um Eingewöhnungsgehege, die direkt im oder zumindest angrenzenden an den neuen Lebensraum gelegen sind. Nach einem in der Regel mehrwöchigen Aufenthalt in diesen Anlagen werden die Türen geöffnet und die Tiere können selbst entscheiden, wann und für wie lange sie die Voliere verlassen. Die Soft-Release-Methode hilft somit für eine sanfte, längerfristige Eingewöhnung, um die Ortsbindung für die Tiere verbessern zu können und Orientierung im neuen Lebensraum zu bieten.

Im Allwetterzoo Münster leben Balistare bei den Orang-Utans und bald auch in der Meranti-Halle. (Foto: Allwetterzoo Münster)
Im Allwetterzoo Münster leben Balistare bei den Orang-Utans und bald auch in der Meranti-Halle. (Foto: Allwetterzoo Münster)

Die Angabe über die Größe der aktuellen Wildpopulation variieren dabei. Experten schätzen, dass es zwischen 100 bis 400 Tiere sind, die derzeit im Nationalpark Balo Barat in Indonesien leben. „Die Wildpopulation konnte nur durch die Auswilderung von gezüchteten Vögeln aufrechterhalten werden. Eine besondere Rolle haben hier die Zoos eingenommen“, so Marcel Alaze. Der Senior-Kurator im Allwetterzoo ist auch für die tropischen Tierhäuser zuständig, in denen die Münsteraner Balistare leben, bzw. bald einziehen werden.

Der Balistar lebte bereits zum Zeitpunkt seiner Entdeckung im Jahre 1911 nur in einem etwa fünfzig Kilometer langen Küstenstreifen im Nordwesten von Bali. Bereits in den 1970er Jahren existierten nicht mehr als 200 wildlebende Individuen. Sie alle kamen im Gebiet des heutigen Nationalpark Bali Barat vor. Schon zu dieser Zeit wurde es nach indonesischem Gesetz strafbar, Balistare zu fangen oder zu verkaufen. Dennoch: „Illegaler Handel als sehr begehrter Käfigvogel und der Verlust des natürlichen Lebensraumes bedrohen diese Art existentiell“, so Alaze. „Er wird gejagt, da unter anderem in Indonesien sowie anderen asiatischen Ländern sein Besitz als Statussymbol gilt.“

„Nur durch gezielte Auswilderungsprojekte konnte das Überleben des balinesischen Nationalvogels gesichert werden.“ (Foto: Allwetterzoo Münster)
„Nur durch gezielte Auswilderungsprojekte konnte das Überleben des balinesischen Nationalvogels gesichert werden.“ (Foto: Allwetterzoo Münster)

Obwohl die gesamte, noch in der Natur verbleibende Population sich in einem Nationalpark befindet und in einem Erhaltungszuchtprogramm reguliert wird: Der illegale Handel geht weiter. Zudem wird weiterhin Wald in landwirtschaftliche Flächen umgewandelt und menschliche Siedlungen breiten sich aus. Die Wildpopulation ist daher auf einem sehr kritischen Stand und muss durch Zuchtprogramme erhalten werden. „Nur durch gezielte Auswilderungsprojekte konnte das Überleben des balinesischen Nationalvogels gesichert werden. Und das wird sich in absehbarer Zukunft leider auch nicht ändern“, befürchtete der Senior-Kurator des Allwetterzoos. So seien noch immer viele Vögel, mit denen auf Märkten gehandelt werde, größtenteils Wildfänge. „Obwohl der Handel nach dem CITES-Abkommen untersagt ist, gelingt es Kriminellen immer wieder, sich Tiere anzueignen. Neben Wildfängen gehören sogar in menschlicher Obhut geborene Tiere dazu, die gezielt gestohlen werden und auf dem Schwarzmarkt weiterzuverkaufen“, erklärt Alaze. Der Senior-Kurator betont deswegen noch einmal, dass die Wildpopulation unter diesen multiplen Herausforderungen leidet. Sie sei daher auf einem sehr kritischen Stand und könne nur durch Zuchtprogramme erhalten werden.

Die Nachzuchten aus dem Allwetterzoo Münster sind bisher noch nicht in ein Wiederansiedlungsprojekt integriert worden. „Hauptziel ist die Erhaltung der Art außerhalb (ex situ, z. B. durch Zucht in Zoos) und innerhalb der Lebensräume (in situ, z. B. durch Lebensraum-Schutz). Jede Nachzucht ist extrem wichtig für den Erhalt der Art weltweit. Denn immer wieder werden im Zoo geschlüpfte Balistare auch für die Wiederansiedlung im natürlichen Habitat zur Verfügung gestellt“, so Marcel Alaze. Denn, „eine gesunde Zuchtpopulation in den europäischen Zoos zu erhalten, ist ebenso wichtig für diese Art.“ So hätten unter anderem Fälle der Vogelgrippe gezeigt, wie schnell Wildvogelpopulationen einbrechen können. „Da die Tiere nur in einem sehr kleinen Gebiet vorkommen wäre ein Krankheitsausbruch hier fatal.“

Die Bestandsangaben der Käfighaltungen in Indonesien sind aufgrund der vielen illegalen Haltungen nicht genau zu bestimmen. Derzeit sind diese besonderen Vögel in rund 140 Zoos zu erleben. 1988 wurde ein Erhaltungszuchtprogramm gegründet und 1993 erfolgte dann die Gründung des offiziellen Erhaltungszuchtprogrammes der EAZA (EEP). Der Bestand in den Zoologischen Gärten und zum Teil auch die in Privathand wird durch den EAZA-Zuchtbuchführer, derzeit verortet im Kölner Zoo, koordiniert

Mehr über Artenschutz beim Allwetterzoo Münster findet ihr unter https://www.allwetterzoo.de/de/artenschutz/artenschutz-uebersicht/, mehr über das offiziellen Erhaltungszuchtprogrammes der EAZA unter https://www.eaza.net/.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert