Rund 150 Demonstranten gingen gestern Mittag in der Innenstadt auf die Straße, um gegen die Anfang der Woche erfolgte Räumung des alten Hauptzollamtes in der Sonnenstraße zu protestieren. Viele von ihnen hatten die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen und wollen nicht erkannt werden. Warum nicht? – Könnte man fragen. Denn „Häuser besetzen ist kein Verbrechen“ lautete eine ihrer Parolen.
Sie kritisierten die gewaltvolle Räumung „ihres“ Hauses. Sie kritisierten die Stadtplanung, die erst nötig gemacht habe, „ihr“ Haus zu besetzen um auf Missstände in puncto Leerstand aufmerksam zu machen – in Zeiten von Knappheit an bezahlbarem Wohnraum und hoher Flüchtlingszuwanderungen. Sie kritisierten, dass vor der Räumung niemand das Gespräch zu ihnen gesucht hatte: Weder Stadt, Polizei noch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) habe je Kontakt aufgenommen.
„Das ist unser Haus, wir haben es nach drei Jahren zum Leben erweckt“, erklärte eine Aktivistin bei einem Stopp des Demonstrationszuges vor dem Stadthaus, „in unserem neu gegründeten sozialen und selbst verwalteten Zentrum sind Energien entstanden, von Menschen die kamen, um ihre Träume zu verwirklichen“. Mit der Räumung habe man ihnen zwar das Haus genommen, nicht aber Kraft. Diese wolle man mitnehmen für die Zukunft.
Das Hauptzollamt stehe symbolisch für die rund 600 leerstehenden Gebäude in Münster. Außerdem grenze man durch millionenschwere Bauvorhaben, wie beispielsweise Luxuswohnungen im Hafen, die Menschen aus den Vierteln und stelle so Profitinteressen in den Vordergrund. „Wir kommen und besetzen wieder“, kündigten die Demonstranten lautstark an, als sie über den Prinzipalmarkt zogen, bevor sie ein letztes Mal vor dem alten Hauptzollamt Halt machten. „An diesem Ort haben sich nicht bloß Begegnungen auf Augenhöhe entwickelt“, sagte ein Anhänger der Initiative „No Limit“, „sondern auch eine ganz spezielle Dynamik.“ Und genau diese werde auch nach der Räumung nicht abreißen.
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