5 Fragen an OB-Kandidat Jochen Köhnke

(Foto: th)
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Am 13. September 2015 wählt Münster seinen künftigen Oberbürgermeister oder eine Oberbürgermeisterin. Fünf Kandidaten stehen zur Wahl. Wir haben ihnen allen in einem Interview dieselben fünf Fragen zur Politik in Münster gestellt. Für die SPD tritt Jochen Köhnke an. Hier sind seine Antworten.

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AM: Herr Köhnke, was unterscheidet Sie von Ihren Konkurrenten im OB-Wahlkampf in Münster?

Köhnke: Ein wesentlicher Unterschied ist die Tatsache, dass ich Verwaltung kann. Ich bin der einzige Kandidat mit Leitungsausbildung und einer langjährigen Verwaltungserfahrung. Auch der amtierende Oberbürgermeister hat eine solche Ausbildung nicht.

Das Zweite ist, dass ich visionärer ausgerichtet bin. Als Beispiel nehme ich mal aus der Plakatserie von Markus Lewe die Zahl der Wohnungen, die bis 2020 umgesetzt werden soll. Die Anzahl von 6200 neuen Wohnungen ist für Münster schlichtweg unzureichend und daher keine Lösung des Problems. Für eine gesunde Wohnungswirtschaft benötigen wir deutlich mehr verfügbare Wohnungen, die so auch die selbstbestimmte Umzugsmöglichkeiten unserer Münsteraner sichern. Davon sind wir allerdings Lichtjahre entfernt, und das eigentlich schon seit 20 Jahren. Hinzu kommt: Wir haben in der Vergangenheit unser „Tafelsilber“ verkauft, indem wir nach und nach unsere Baugrundstücke hergegeben haben. Jetzt verfügen wir nicht mehr über ausreichend Grundstücke. Man darf nicht vergessen, dass wir in 25 Jahren circa 50.000 Menschen mehr versorgen müssen! Wenn ich Oberbürgermeister bin, werde ich voranbringen, dass wir mehr Bauland generieren. Münster ist immerhin flächenmäßig die zweitgrößte Stadt in NRW.

Auch vom Typ her bin ich ein ganz anderer. Ich nehme ein Problem oder eine Aufgabe wahr, suche nach Expertinnen und Experten, natürlich aber auch nach Betroffenen, berate mich mit ihnen und komme dann zu einer Lösung. Diese Herangehensweise ist womöglich auch ausschlagend dafür, dass all meine Lösungen im Rat bislang einstimmig angenommen worden sind.

AM: Welchen Beruf haben Sie gelernt und wo liegt ihr politischer Ursprung?

Köhnke: Ich habe im Alter von 15 Jahren in einer Düsseldorfer Kirchengemeinde in der Jugendarbeit mitgemacht. Dort und auch in meinem Umfeld hab ich schon gemerkt, wie unterschiedlich die sozialen Herkünfte sein können und wie sie leider noch immer über die persönliche Entwicklung entscheiden. Das hat mich tief geprägt und ich habe mich auch deshalb entschieden Soziale Arbeit zu studieren, um mich in Zukunft dafür einsetzen zu können, dass jeder und jede die gleichen Chancen im Leben hat. Ich bekam dann direkt eine Anstellung im Jugendamt angeboten. Das war in einem damals sehr aufgeladenen Viertel mit Zuständigkeit für die Besetzerszene. Das war sehr spannend und hat mir viele Facetten unserer Gesellschaft gezeigt. Später leitete ich die Besonderen Sozialdienste in diesem Bereich.

Direkt nach dem Mauerfall bin ich dann für sieben Jahre in Chemnitz gewesen und habe beim Aufbau der dortigen Sozialverwaltung geholfen. Schließlich wurde ich kooperativer Amtsleiter mit rund 4500 Mitarbeitern unter mir, bevor ich Bürgermeisteramtsleiter wurde. Nebenbei habe ich in Frankfurt noch eine Weiterbildung zur Diplomleitungskraft gemacht.

1997 trat ich die Stelle als Büroleiter bei Marion Tüns, der damaligen Oberbürgermeisterin der Stadt Münster, an und wurde dort sozusagen ihr „Verwaltungsarm“. Seit 1999 bin ich als Dezernent für den Bereich Flüchtlinge und Spätaussiedler tätig, später ist noch der Bereich der Migration hinzugekommen – eine Aufgabe, die bei den über 150 In Münster vertretenen Nationalitäten stets neue Herausforderungen bringt und spannend ist.

Ich glaube, ich habe ganz viel Glück gehabt, immer das tun zu dürfen, was mir Spaß macht, aber mich gleichzeitig auch gefordert hat.

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AM: Wie ist Ihre Haltung in der Zuwanderungsdebatte in Münster?

Köhnke: Aus Krisenherden der Welt fliehen Menschen, die viel Leid erlebt haben. In Münster ist es daher unsere humanitäre Pflicht, ihnen zu helfen.

Ich bin der Auffassung, dass der Rat 1999/2000 zum Thema Flüchtlingsunterbringung die beste Entscheidung überhaupt getroffen hat. Ich halte die sozial gerechte Verteilung der Flüchtlinge, auf das gesamte Stadtgebiet für einen Garanten einer gerechten und fairen Stadt. Über dieses System sind beispielsweise Kinder von bildungsfernen Familien bis hin zum Abitur geführt worden und wir haben damals 42 Prozent der Flüchtlinge in Arbeit gehabt. Außerdem konnte sich so eine Nachbarschaftshilfe entwickeln, die heute geradezu positiv explodiert. Es ist nach meinem Verständnis das richtige System.

Es hat natürlich auch Ecken, die jetzt bewusst werden, weil so viele Flüchtlinge kommen. Konzeptionell ist es so, dass Flüchtlinge ein bis maximal zwei Jahre in einer Flüchtlingseinrichtung leben. Wenn wir in dieser Geschwindigkeit die Menschen in den normalen Wohnraum unterbringen könnten, dann hätten wir heute in Münster kein Problem. Da dieser Wohnraum heute fehlt, ist es vollkommen richtig ist, diese Menschen zunächst auch einmal auch in Kasernen unterzubringen. Auch deshalb, weil ansonsten Turnhallen die nächste, jedoch nicht bessere Option darstellen.

Als Oberbürgermeister würde ich mich dafür einsetzen, dass in jedem neuen Baugebiet von vorneherein eine Flüchtlingseinrichtung so eingeplant wird wie beispielsweise eine KiTa. Wenn man nach dem jetzigen Konzept baut, kann man die Flüchtlingseinrichtung, wenn man sie nicht benötigt, als ganz normalen Wohnraum nutzen.

AM: Bitte vervollständigen Sie den folgenden Satz: Für den Katholikentag 2018 in Münster wünsche ich mir …

Köhnke: … tolle gesellschaftliche Auseinandersetzungen, viele Gespräche und gute Stimmung.

AM: Wo drückt in Ihren Augen in Münster gerade besonders der Schuh? Und was sind Ihre Lösungsansätze an dieser Stelle?

Köhnke: Die größte vor uns stehende Aufgabe und gleichzeitig größte Chance für unsere Stadt, ist die Gestaltung der Zukunft Münsters vor dem Hintergrund, dass wir in den nächsten 25 Jahren um ca. 50.000 Menschen wachsen werden – entgegen vieler schrumpfender Städte in NRW. Zu dieser Herausforderung gehört nicht nur die Schaffung von Wohnungen, sondern auch die Planung einer passenden Gesamtinfrastruktur – etwa die wohnortnahe Gesundheitsversorgung, kurze Wege zu Schulen und Kindergärten und die Nahversorgung mit Einzelhandel. Dadurch, dass wir größer denken und planen müssen, birgt das Wachstum also auch die Chance bestehende Probleme mit zu lösen. Daher denke ich, dass es wenig visionär ist, nur den Bestand an Wohnungen so zu erhöhen, dass er gerade für die schon jetzt vorhandene Knappheit reichen würde. Nach meiner Auffassung muss man darüber hinaus auch zusehen, dass die Menschen in der Lage sind, hier vor Ort Arbeit zu finden – denn auch kurze Wege zur Arbeit gehören zur Lebensqualität. Auch deshalb benötigen wir dringend ein weiteres, großes Gewerbegebiet.

Ein Kommentar

  1. leider vermisse ich bei allen themen die grosse anzahl der rentner mit ihren problemen.es gibt in münster die buskarte 60plus was mittlerweile auch die die db
    anbietet.das ist auch so ziemlich alles was für die rentner für die älteren getan wird.
    es gibt kaum billige wohnungen es gibt so gut wie keine verbilligten freizeitmöglich-
    möglichkeiten wie z.b. zoobesuch oder theater-und filmvorstellungen.
    o.k. vielleicht kann man sich das leisten wenn man genügend leere pfandflaschen gesammelt hat.

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