Anfang Oktober hat Professor Johannes Wessel die Rektorenkette von seiner Vorgängerin Ursula Nelles überreicht bekommen. Im Interview packt das neue Oberhaupt der Uni Münster auch über seine eigene Studienzeit aus.
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Was sind das für Fußstapfen, in die Sie als Rektor treten?
Es sind einerseits große Fußstapfen, andererseits keine ausgetretenen Pfade. Als Prof. Ursula Nelles 2006 Rektorin der Universität wurde, war ich Fachbereichsdekan. Wir haben eng miteinander gearbeitet: Ich habe schätzen gelernt, wie sie gekämpft und was sie durchgesetzt hat.
Wieso haben Sie sich um den Posten des Rektors beworben?
Weil es eine großartige Aufgabe ist! Das Amt des Rektors hat eine interessante wissenschaftspolitische und eine herausfordernde Management-Dimension. Ich setze mich gerne für andere ein, und ich glaube, dass ich gut vermitteln kann.
Was ist Ihr Leitmotiv für Forschung und Lehre?
Ich werde mich für das forschende Lernen stark machen. Das bedeutet, dass ich die Studierenden möglichst früh in die Forschung einbeziehen möchte. Ein gutes Beispiel dafür ist die PharMSchool in der Pharmazie. Hier arbeiten Studierende sehr projektbezogen und forschungsintensiv bis hin zur Produktion. Zudem werde ich mich dafür einsetzen, dass die Studierenden beispielsweise in der Gestaltung ihrer Studienverläufe wieder mehr Selbstbestimmung genießen.
Hat die Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge ein zu verschultes System mit sich gebracht?
Dieses System ist in der Tat sehr verschult. Früher hat man in Seminaren die Scheine nur bestehen müssen, um zur notenrelevanten Prüfung zugelassen zu werden, dadurch gab es mehr Freiraum, und die Studierenden konnten viele Themen im Studium entspannter angehen. Im Bachelor-/Master-System ist das anders, jedes Modul ist relevant für die Abschlussnote. Ich plädiere für eine Lockerung, ohne damit dieses System wieder in Frage zu stellen- denn mit diesen Abschlüssen hat man durchaus gute Berufschancen.
Wie sah ihr eigenes Studium aus?
Mein Studium war so gut, dass ich es fast abgebrochen hätte. Im Ernst: Ich habe in Heidelberg studiert – ein hervorragender Standort für Physik. Nach acht Semestern hatte ich dennoch genug davon, für meinen Geschmack gab es zu wenig praktisches Arbeiten. Ich habe nur rekapituliert, was andere gemacht haben. Ich wollte aber etwas Eigenes machen. Glücklicherweise habe ich dann meine Diplomarbeit in einer tollen Gruppe begonnen. Damit begann die beste Zeit meines Studiums mit einem spannenden Experimentierprogramm.
Haben Sie auch neue Ansätze für die Lehrerausbildung?
Ja. Ich möchte, dass unsere Lehrer pädagogisch gut ausgebildet sind, aber auch moderne und aktuelle Inhalte – beispielsweise in den Naturwissenschaften – parat haben und aufgreifen. Wenn man als Lehrer nicht auf dem neuesten Stand ist, wird man von den Schülern auf lange Sicht nicht ernst genommen.
Wie stehen Sie zu den geplanten Vorhaben der Uni – den Campus der Theologien und den Musikcampus?
Der Campus der Theologien, der die katholisch- und die evangelisch-theologische Fakultät sowie das Zentrum für Islamische Theologie umfasst, ist ein deutschlandweit einzigartiges und damit faszinierendes Projekt. Wir haben dafür ein solides Finanzierungskonzept erarbeitet, und wir alle freuen uns auf die Umsetzung. Keiner der Grundgesetzväter hätte sich je gedacht, dass neben dem Christentum mit dem Islam noch eine andere Religion in unserem Staat so präsent sein würde –in Münster entsteht der erste islamische Fachbereich. Die Idee des Musikcampus ist dagegen aus der Not geboren: Unsere Musikhochschule platzt aus allen Nähten, wir brauchen dringend mehr Räume. Die städtische Musikschule hat ähnliche Probleme. Insofern lag es nahe, über eine gemeinsame Lösung nachzudenken, die auch unseren Bedarf für ein Kongressgebäude berücksichtigt. Die Stadt und das Land Nordrhein-Westfalen haben uns empfohlen, diese Überlegungen zu konkretisieren.
Können Sie sich vorstellen, dass Sie während ihrer Amtszeit noch weiter in der Lehre tätig zu sein?
Ich kann mir vieles vorstellen. Aber ich bin auch Realist: Dafür dürfte ich als Rektor kaum mehr Zeit haben.
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