„Volles Vertrauen in die Mannschaft” Teil 2 des großen Interviews mit WWU Baskets-Headcoach Philipp Kappenstein

WWU Baskets-Headcoach Philipp Kappenstein. (Archivbild: Claudia Feldmann)
WWU Baskets-Headcoach Philipp Kappenstein. (Archivbild: Claudia Feldmann)

In neun Jahren hat Philipp Kappenstein mit den WWU Baskets viel erlebt und große Erfolge gefeiert, nachdem zuvor Rückschläge weggesteckt wurden. In der sportlich gegenwärtig herausfordernden Situation ist der erfahrene Headcoach ein Stabilisator und stärkt seiner Mannschaft den Rücken. Im zweiten Teil des großen Interviews spricht der Headcoach über das Kaderpotenzial, den Entwicklungsprozess über eine Saison und sein Vertrauen in die Mannschaft.

*****

Ihr hattet eine gute Vorbereitung, habt drei ProA-Teams geschlagen. In der Saison läuft es noch nicht rund. Warum?

Ich möchte eine Sache klar sagen, ich mag unsere Gruppe extrem. Wir haben gesehen, Vorbereitung ist die eine Sache, in der Saison, das sind eben doch zwei verschiedene Paar Schuhe und ist keine Floskel. Es ist etwas anderes, was die reguläre Saison angeht. Es gibt einfach sehr viele, sehr ambitionierte Teams. Für den Erfolg muss schon vieles zusammenkommen. Man muss sagen, wir haben durchaus noch eine Menge Arbeit vor uns. Wir arbeiten unglaublich gezielt, haben sehr viel analysiert. Wir gehen sicherlich noch intensiver in die Analyse als in den letzten Jahren.

Was ist das Ergebnis eurer Analysen? Worum geht es euch?

Wir haben einen Eindruck bekommen, was unserer Mannschaft möglich ist. Ich sehe unser Team absolut in der Lage, im Saisonverlauf große Schritte zu gehen. Klar hätten wir uns gewünscht, dass wir glücklicher in die Saison starten. Auf der anderen Seite ist es halt auch so: Es geht um Entwicklung. Es geht nicht darum, dass wir jetzt im Oktober, November das beste Team haben, sondern wir setzen eben auch bewusst ein paar Sachen anders um. Nicht um irgendetwas in Kauf zu nehmen, sondern wir zielen auf Entwicklung ab.

Wohin kann der eingeleitete Entwicklungsprozess gehen?

In den letzten drei, vier Jahren waren wir das jeweils beste Rückrundenteam. Die Mannschaften, die wir jetzt am Saisonbeginn auswärts spielen, müssen auch alle zu uns kommen. Ich sehe in dieser Mannschaft ein enormes Potenzial. Aktuell müssen wir aber ganz klar sagen: Schwachpunkte sind Turnover, da waren wir in Itzehoe schon verbessert, und wir bringen unsere sehr starke große Garde nicht gut genug ins Spiel. Wir haben aber durchaus auch Fortschritte in Sachen offensive Effizienz, wenn wir denn den Ball nicht „wegschmeißen“. Wir können nach wie vor ein defensivstarkes und Rebound Team sein. Und wir haben deutlich an Athletik zugelegt, Qualitätsspieler dazugewonnen.

Wie läuft die Integration unserer neuen Spieler? Welche Anforderungen hat die Spielweise der WWU Baskets an sie?

Es ist der Erfahrung nach so – ich mache das in Münster jetzt neun Jahre – dass alle Spieler, die zu uns im Verlauf der letzten neun Jahre gewechselt sind, ihre Zeit in unserem System brauchen, in unserer Hierarchie und unseren Sachen anzukommen. Es ist ganz selten so gewesen, dass ein Spieler gekommen ist und vom ersten Spiel an explodiert ist. Das gab es bei uns fast nie, auch nicht mit JoJo oder Malcolm. Diese Zeit muss man einfach den neuen Spielern auch geben, in einer schwierigen Situation, die es darum herum ist, sich in der neuen Umgebung einzuleben, im Team ihre Rolle zu finden, zu verstehen, was wir in jeder Sequenz wollen. Wir versuchen einen sehr anspruchsvollen Basketball zu spielen, verlangen den Spielern sehr viel ab, vor allem defensiv. Offensiv haben wir durchaus unser System in diesem Jahr umgestellt und wie man sieht, haben wir da noch einen Weg zu gehen.

(Archivbild: Claudia Feldmann)
(Archivbild: Claudia Feldmann)

Das Potenzial einer Mannschaft ist das eine. Warum können die Fans an diese Mannschaft glauben?

Was Chad (Prewitt, Assistenz-Trainer, Amn. d. Red.) und ich jeden Tag im Training sehen, dass man eine Menge Vertrauen in diesen Prozess haben kann und dass wir enorm viel Upside haben. Wir haben viele „Waffen“, die hundertprozentig zusammenkommen werden. Dann wird man extrem viel Spaß an dieser Mannschaft haben. Mein Wunsch ist, diesen Spaß irgendwann mit Zuschauern zu haben. Da bin ich mir ganz sicher, wenn die Leute diese Mannschaft in der Halle kennenlernen werden, dann wird der Funke absolut überspringen und vielleicht noch in einem ganz anderen Maße.

Wie lange kann die Entwicklung der Mannschaft dauern?

Wir haben noch nicht alle Abläufe klar, auch defensiv ist für die Neuen noch nicht alles bei 100 %. Das Zusammenspiel von alt und neu ist auch noch nicht bei 100 %. Das hätten wir aber gebraucht, um zum Beispiel in Bochum zu gewinnen, sonst kann man in diesem Jahr nicht gegen Bochum gewinnen. Itzehoe wird sich ganz sicher am Ende der Saison ganz weit oben einreihen und hat natürlich genau wie wir die Ambitionen in die ProA zu gehen, hat dieses Jahr schon sehr lange überlegt, das zu tun. Sie haben auch einen neuen Hallenbau in Aussicht. Lass uns unseren Weg weitergehen. Wir wären gerne am Ende der Saison die, die am stärksten sind. Das wird wie gesagt ein harter Weg. Es steigt auch nicht nur einer auf, sondern zwei, vielleicht sogar drei. Dann muss man gucken, wie weit man dann kommt.

Warum glaubst du, wird das Zusammenspiel des Teams auf eurem Weg immer besser funktionieren?

Die Jungs, die wir dazu geholt haben, bringen uns in ihrem Bereich extrem viel, konnten es uns bisher schon einmal andeuten, aber noch nicht konstant. Das Zusammenspiel wird sich finden, muss sich finden. Wir stehen extrem viel in der Halle, nehmen uns extrem viel vor. Wenn man mal die Höhe der Niederlagen in den letzten Jahren anguckt, war Bochum mit dreizehn Punkten schon die zweithöchste. Und wir waren im letzten Viertel auf vier Punkte dran, trotz 15 Turnover mehr. Schwarze Tage, auch individuell, gibt es, wo solche Spiele weggehen, auf anderer Ebene. Wir werden aber in jedem Spiel unsere Chance haben.

Ihr habt einige junge Spieler mit spannenden Potenzialen, Adam Touray kam erst spät hinzu. Birgt das nicht auch Gefahren?

Wir haben den Aufbau bewusst in die Hände von jungen Aufbauspielern gegeben. Dann müssen auch einmal die Veterans wie Marck und andere die Verantwortung übernehmen. Wir sind mitten in einem Prozess, das muss man klar sagen, auch nach der Verpflichtung von Adam, eine Teamhierarchie zu bilden. Die ist noch nicht 100 % gebildet. Klare Rotationen zu finden, welche Kombinationen passen am besten zusammen usw. Ich bin da total guten Mutes, dass wir das gut zusammenbekommen werden. Es kann halt sein, dass wir noch ein bisschen Zeit brauchen. Und wenn es so ist, dann ist es so. Wir haben volles Vertrauen in die Mannschaft.

Der 1. Teil des Interviews findet ihr hier

(Quelle: WWUBASKETS.MS)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert