Georg Wilsberg, der chaotische Antiquar und Privatermittler, ist aus Münster nicht mehr wegzudenken. Am 20. Februar 1995 ermittelte der kauzige Schnüffler zum ersten Mal im TV. Heute, 25 Jahre später, hat sich die Krimireihe zu einem der erfolgreichsten ZDF-Formate entwickelt. Am 8. Februar wird die Jubiläums-Folge (67) „Wellenbrecher“ ausgestrahlt.
„Leonard Lansink wurde für die Rolle ohne Casting vom Fleck weg engagiert, denn er war die ideale Verkörperung der Figur“, erinnert sich Frank Zervos, Leiter der ZDF-Hauptredaktion Fernsehfilm / Serie. „Als unkonventioneller Detektiv aus Münster sitzt er auf der Rolle, ist ungeheuer facettenreich und immer wieder für eine Überraschung gut.“ Trotz aller Beliebtheit: Ein Selbstläufer ist die Krimireihe aber nicht, sondern das „Resultat konsequenter Arbeit am Format, denn was da seit 25 Jahren immer noch mit Leichtigkeit daherkommt, ist das Ergebnis harter Arbeit an Drehbuch und Produktion“, so Zervos weiter.
„Ich war jung und brauchte den Auftrag.“
ZDF-Redakteur Martin R. Neumann war es, der Anfang der neunziger Jahre den richtigen Riecher hatte und mit einer neuen Krimireihe überzeugen konnte. Bis heute betreut er die beliebte Münsterkrimi-Reihe. „Ich war jung und brauchte den Auftrag“, blickt Neumann heute zurück. Als junger Redakteur war er damals auf der Suche nach etwas Neuem und wollte dem damals angesagten Trend, Krimis mit starken Frauen, unbedingt etwas entgegensetzen. „Da ich stets dem Prinzip ‚Never follow the crowd‘ folge, kam mir ein vermeintlich ’schwacher‘, da chaotischer, Held gerade recht – in der Hoffnung, dass sich diese bewusste Bekenntnis, etwas gegen den Trend zu lancieren, irgendwann auszahlen würde. Die Verbindung von Krimi und Komödie gab es damals nämlich noch nicht.“ Inzwischen hat „Wilsberg“ selbst hat einen Trend gesetzt, dem viele Krimiformate gefolgt sind. In seiner Mischung aus Krimi und Klamauk ist er jedoch einzigartig und unerreicht.
Wilsberg und seine Running-Gags
Was anfangs als kleiner Insiderscherz begann, ist seit langem fester Bestandteil einer jeden Episode. So wurde schon früh Neumanns Heimatstadt Bielefeld in jeden Fall eingebaut. Die Zuschauer warten mittlerweile schon darauf, wo und wie „Bielefeld“ in den Folgen vorkommt. Auch das Quaken einer Ente in jeder Folge ist inzwischen zum Kult geworden, sie wurde inzwischen um eine mit Zeitungsausschnitten verzierte Holz-Ente ergänzt. So lassen wir uns Zeitungsenten gefallen.
Dreharbeiten in Münster und Köln
Der Ausgangspunkt einer jeden Episode ist immer wieder das Antiquariat von Michael Solder. „Für einen Film ist es erstaunlich, dass dieses Antiquariat tatsächlich ein Antiquariat ist und tatsächlich in Münster steht. Aber ein bisschen tricksen müssen wir auch“, gesteht Produzent Anton Moho von Warner Bros., denn wenn man im Antiquariat durch einen kleinen Vorhang tritt, ist man in der Wohnung von Georg Wilsberg. „Allerdings befindet sich diese Wohnung in Köln. Ein paar Jahre haben wir das mit dem Polizeipräsidium auch so gemacht. Der Innenhof der Polizei und die Eingangstür zum Kommissariat waren in einem Teil der Universität am Bispinghof.“
Als die Filmemacher in Münster mit den ersten Dreharbeiten anfingen, waren die Menschen in der Stadt sehr interessiert und freundlich, Dreharbeiten waren etwas Neues. Auch nach 25 Jahren ist die Wilsberg-Familie in Münster stets willkommen. „Drehen wir heute am Antiquariat, müssen wir unsere Darsteller oft genug von ihren Fans loseisen“, betont Moho, „100 Zuschauer stehen fast immer vor dem Antiquariat. Schließlich wollen alle ein Selfie mit Georg Wilsberg.“
Für Michael Solder sind die Dreharbeiten in seinem Antiquariat in vielerlei Hinsicht eine große Bereicherung. „Ich hab einige tolle Menschen kennengelernt, sowohl fachlich, wie auch menschlich“, sagt er. „Es ist für mich wirklich beeindruckend, wie viel Wissen und Können aus verschiedenen Berufen hinter so einem Film stehen. Mir sind die Menschen und die Zusammenarbeit mit ihnen sehr ans Herz gewachsen, liebenswerte Profis halt. Ich hoffe, wir haben noch viele gemeinsame Jahre vor uns.“
„Ein Normalo mit Macken“
Dass die Krimi-Reihe so lange Bestand haben wird, hätte auch Hauptdarsteller Leonard Lansink nicht gedacht. „Ursprünglich handelte sich bei dem Format ja um einen ‚Fernsehfilm der Woche‘ – eine Erfindung des damaligen ZDF-Fernsehspielchefs“, erklärt Lansink. „Doch nach ein paar Folgen wurde ‚Wilsberg‘ auf den prominentesten aller Sendeplätze befördert. Diesen Erfolg und diese tolle Entwicklung konnte niemand voraussehen.“ Dafür, dass Wilsberg heute Kultstatus hat, hat der Schauspieler eine einfache Erklärung. „Wilsberg ist ein Normalo mit all den Macken, die jeder hat oder kennt. Und trotzdem schafft er es, seine Fälle und Probleme zu lösen. Außerdem können sich die Zuschauer mit unserem familiären Gespann identifizieren: Anna, Ekki, Alex, eigentlich auch Overbeck, und ich.“
Serienjubiläum auf Norderney
Für die Jubiläumsfolge „Wellenbrecher“ ist die Filmcrew erneut nach Norderney gereist, schon einmal spielte ein Fall auf der Insel. Oft wird Norderney als der nördlichste Stadtteil von Münster bezeichnet. „Es ist wirklich so“, erklärt Leonard Lansink. „So wie der Hamburger nach Sylt fährt, reist der Münsteraner nach Norderney.“ Das habe auch das Team während der Dreharbeiten gemerkt. „Wir wurden auf der Insel auffällig oft von Touristen aus dem Münsterland angesprochen.“
Auch wenn das 25-Jährige noch nicht gefeiert wurde, freut sich Protagonist Lansink schon auf die kommenden Folgen. „Als wir die 50. Folge feiern konnten, dachte ich, 75 ist die nächste großartige Zahl. Heute rückt die 75 schon bedrohlich nahe, sodass ich mich eigentlich auf die 100. Folge freue. Wenn es mir nach mir geht, spiele ich Georg Wilsberg noch viele Jahre.“
Das ZDF hat unter www.zdf.de/serien/wilsberg eine eigene Seite für ihren erfolgreichen Serienhelden aus Münster eingerichtet, wo viele "Wilsberg"-Folgen direkt aus der Mediathek abrufbar sind.
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Liebe Grüße und Gratulation zum 25jährigen Jubiläum von der Wilsberg-Fangruppe „Wilsberg Fans“ bei Facebook mit ca. 10.450 Mitgliedern