Wie war der Tatort? Eine kleine kritische Betrachtung des Münster-Tatorts "Spieglein, Spieglein"

Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl), Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Großmann), Prof. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) und Silke „Alberich“ Haller (ChrisTine Urspruch) im Tatort: „Spieglein, Spieglein“. (Foto: WDR/ Thomas Kost)

Die Fans hatten ihm schon entgegen gefiebert, dem ersten von drei neuen Tatort-Folgen aus Münster, die in diesem Jahr von der ARD gezeigt werden. Auch wir haben „Spieglein, Spieglein“ gesehen und versuchen uns in einer kleinen Kritik.

Diesmal ging es um Morde an Menschen, die den Hauptfiguren der Serie zum Verwechseln ähnlich aussahen. Und die als einen zusätzlichen Hinweis auch noch einen persönlichen Gegenstand von ihnen bei sich hatten: von der Staatsanwältin Wilhelmine Klemm eine Zigarettenschachtel mit vielen Fingerabdrücken bei der Leiche am Dom, von Silke Haller („Alberich“) einen Schal, den sie schon ein paar Tage vermisste. Weil Kommissar Thiel schon in der ersten Szene vergeblich nach seinen Schuhen suchte, wussten nun alle, worauf es hinauslaufen würde. Bald wussten die Zuschauer auch, wer dahinter steckt und konnten dem Wettlauf der Ermittler folgen, was allerdings nur mäßig spannend war.

Nun hat kaum ein Tatort-Team so viele Fans, wie das aus Münster. Darunter sind auch viele, die sonst nicht so häufig Krimis sehen. Viel wichtiger als Spannung und Gewalt erscheinen daher die Käbbeleien der Hauptfiguren untereinander, und davon gab es auch in der aktuellen Folge reichlich zu erleben. Wie immer schlug sich das in einer Vielzahl von lockeren Sprüchen nieder. Kostproben? Gerne: „Ich kann Ihnen doch nicht schon Montag morgens das erste Mal Recht geben. Was ist dann am Freitag hier los?“ (Professor Boerne zu seiner Assistentin „Alberich“). „War’s das schon oder muss ich irgendwo Geld einwerfen, damit Sie weiter reden?“ (Kommissar Thiel zu Boerne). „Ist das jetzt eine Vernehmung? Bei Vernehmungen darf man rauchen. Sonst ist das Folter“ (Staatsanwältin Klemm zu Thiel).

An der JVA an der Gartenstraße tauchten fast alle Darsteller der Folge "Spieglein, Spieglein" irgendwann mal auf, so dass wir sie bei den Dreharbeiten zusammen vor die Linse bekamen. (Archivbild: Michael Bührke)
An der JVA an der Gartenstraße tauchten fast alle Darsteller der Folge „Spieglein, Spieglein“ irgendwann mal auf, so dass wir sie bei den Dreharbeiten zusammen vor die Linse bekamen. (Archivbild: Michael Bührke)

Auch wir Münsteraner erwarten hier keinen knallharten Krimi, sondern möglichst viele Szenen aus unserer Stadt – und die natürlich unverfälscht und wenigstens ungefähr so, wie wir sie selbst sehen. Immerhin gab es bei „Spieglein, Spieglein“ deutlich mehr Bilder aus Münster, als in so manch anderer Folge der letzten Jahre. Und eben nicht nur vom Prinzipalmarkt, dem Domplatz und den obligatorischen Kameraschwenk über die Dächer der Innenstadt. Da residierte die Polizei offensichtlich im Stadthaus 1, während die Täterin zum Stadthafen flüchtete und direkt gegenüber den Resten der Osmohallen parkte, wie sie dort im letzten Sommer noch standen. Und den Verdächtigen suchten Thiel und Boerne mehrmals in der JVA in der Gartenstraße auf (war zu Beginn nicht gesagt worden, dass er in Waltrop einsitzen würde? Na, egal…).

Verzichten mussten alle auf Thiels Kollegin Nadeshda Krusenstern (Friederike Kempter). Sie wurde von Björn Meyer als Kommissar Mirko Schrader vertreten, der vor allem als Zubereiter eines köstlichen Filterkaffees glänzte, aber auch ein paar wichtige Ermittlungsergebnisse zutragen durfte. Die meisten Fans werden sich an den Begegnungen von Boerne und Thiel mit ihren jeweiligen Doppelgängern erfreut haben, die von Jan Josef Liefers und Axel Prahl in Doppelrollen gespielt wurden. Da hätte sich bestimmt noch mehr herausholen lassen, aber immerhin glitten diese Szenen nicht allzusehr in den Klamauk ab. Überhaupt waren unerwartet ernste Untertöne zu spüren, nachdem sich alle Hauptfiguren besorgt und angegriffen zeigten, weil mit den Opfern offenkundig Stellvertreter ihrer Kollegen ermordet wurden. Auch ein Zeichen dafür, dass der Münster-Tatort eher eine Familien-Serie ist als ein Krimi.

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