Westfälischer Friede ein Vorbild für die Welt? Podiumsdiskussion mit Bundespräsident Steinmeier

Bundespräsident Frank Walter Steinmeier, ZDF-Moderatorin Bettina Schausten und Professor Herfried Münkler warfen sich bei der Podiumsdiskussion in der Halle Münsterland die Bälle zu. (Foto: ts)

Um die Welt-Politik ging es bei der ersten großen Podiumsdiskussion auf dem Katholikentag 2018 in Münster, trotzdem landete Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Ende bei dem Ratschlag an die Jugendlichen, etwas Konkretes vor der eigenen Haustür anzupacken. „Frieden durch internationale Kooperation als Antwort auf neue Nationalismen“, lautete der etwas sperrige Titel der Veranstaltung. Steinmeier hatte sich ausdrücklich gewünscht, dieses Thema in Münster zu diskutieren.

Dass Donald Trump gestern das Atomabkommen mit Iran aufgekündigt hat, bestimmte den ersten Teil der Diskussion. „Das ist nicht nur eine Tragödie für den Iran selbst,“ meinte der Bundespräsident, sondern sei ein Risiko für die ganze Region und langfristig ein Rückschlag für die ganze Friedensdiplomatie: „welches Land wird sich in Zukunft noch auf solche schwierigen und langfristigen Verhandlungen einlassen?“

„Das ist der Auftakt zum Arbeitsteil des Katholikentags,“ meinte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, als er die Podiumsdiskussion vor mehr als 2.000 Besuchern in der Halle Münsterland eröffnete. Der langjährige Leiter des Franz-Hitze-Hauses in Münster leistete sich bei der Begrüßung einen hübschen Fehler, als er die Moderatorin Bettina Schausten beinahe zur ZdK-Leiterin erhob. Die Leiterin des ZDF-Hauptstadtstudios nutzte diese Gelegenheit umgehend: „Der kleine Versprecher könnte ja dazu führen, dass es in der katholischen Kirche auch für die Frauen in Chefposten weitergeht.“ Ebenso souverän führte sie durch das Gespräch mit dem Bundespräsidenten und dem Historiker und Politikwissenschaftler Prof. Herfried Münkler.

Der Münsteraner Thomas Sternberg führte als Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) in die Veranstaltung ein. (Foto: ts)

Es war aber kein Streitgespräch im eigentlichen Sinne. Steinmeier, Münkler und Schausten warfen sich die Bälle zu und gaben einige zitierwürdige Sätze zum Besten: „Die USA sind nicht nur im Begriff, ihre Rolle als Hüter der Demokratie aufzugeben, sondern spektakulär zu demolieren,“ sagte Professor Münkler, die internationalen Konflikte bilden „eine Schichttorte von Problemen, die immer größer wird“. Frank-Walter Steinmeier riet dazu, die Haltung zur USA nicht nur von der aktuellen politischen Regierung abhängig zu machen, es gäbe schließlich immer verschiedene Strömungen, „so wie es nicht nur die Amerikaner, die Medien oder die Katholische Kirche gibt“. Da zeigte er sich mal wieder ganz präsidial. So wie er im Anschluss auch auf einige ausgewählte Fragen aus dem Publikum antwortete, die auf Karteikarten geschrieben und von emsigen Helfern eingesammelt wurden. Auf die Frage, ob nicht die europäischen Waffenlieferungen die internationalen Konflikte befeuern und zur Verschärfung der politischen Lage führen, antwortete Steinmeier lediglich, „die Verantwortung für die Rüstungspolitik bleibt eine deutsche Aufgabe“.

Bundespräsident Steinmeier schlug den Bogen von der großen Weltpolitik zu uns nach Münster. (Foto: ts)

Am Ende schlug die Diskussionsrunde den Bogen von der großen Weltpolitik zu uns nach Münster. Prof. Herfried Münkler dämpfte die Erwartungen gegenüber einer schnellen Lösung für die religiös überformten Konflikte in der arabischen Welt mit dem Hinweis, dass der Religionsfriede in Deutschland nicht wirklich mit dem Westfälischen Frieden 1648, sondern erst nach der Integration der deutschen Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg abgeschlossen war. Vorher beäugten sich Katholiken und Protestanten „in mürrischer Indifferenz, aber sie schlugen sich immerhin nicht mehr die Köpfe ein“. Frank-Walter Steinmeier erzählte aus seiner Zeit im Außenministerium von einem Erlebnis in Dschidda, wo ihm ein saudi-arabischer Politologe auf einem Kongress mal zuraunte: „Uns fehlt euer 1648“.

Abschließend beantwortete der Bundespräsident noch die oft gestellte Frage, ob er nun durch Jesus Christus oder durch Willy Brandt zur Politik gekommen wäre. „Weder noch,“ war seine Antwort, und er erläuterte sie damit, dass er mit einigen Gleichgesinnten als Jugendlicher in seinem kleinen Heimatort ein Jugendzentrum durchsetzen konnte. „Man braucht Erfahrungen, dass man erfolgreich etwas bewirken kann,“ sagte er und richtete einen Appell an alle Jugendlichen, es selber einmal auszuprobieren und ein eigenes Thema zuversichtlich anzupacken.

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