Treibgut: So entstand das Festival Wie aus einer Idee eine Institution wurde

Blicken entspannt zurück (v.l.): Hendrik Hilgert, Frank Romeike und Matthias Hirt vom Treibgut-Team. (Foto: Katja Angenent)
Blicken entspannt zurück (v.l.): Hendrik Hilgert, Frank Romeike und Matthias Hirt vom Treibgut-Team. (Foto: Katja Angenent)

In Münster ist Treibgut nicht nur das, was am Strand angespült wird, sondern auch ein Begriff voller Musik. Schließlich ist es der Name einer kleinen, aber feinen Konzert- und Festivalreihe. Das treibende Gut steht für handgemachte Singer-Songwriter-Musik, entspannte Atmosphäre und liebevolle Dekoration. Die Open-Air-Session gibt es in jedem Sommer an mehreren Abenden sowohl im Schlossgarten als auch auf dem Schiff vor dem Hot Jazz Club. Eintritt wird nicht erhoben. Wie kommt Münster eigentlich zu einer so ungewöhnlichen Veranstaltung?

Alles begann mit einer ungewöhnlichen Sichtung, nämlich der eines Hausbootes. „Ich sah die ,unaoneʻ von Heinz-Dieter Fröse vor dem Wolfgang Borchert Theater (WBT) im Wasser liegen und dachte, wie geil wär‘ das vor dem Hot Jazz Club“, erzählt Veranstalter Frank Romeike. Der Münsteraner Musiker hatte gleich eine Vision von Konzerten auf dem Wasser. Die Idee ging ihm nicht mehr aus dem Kopf und als ihn der Zufall schließlich ans WBT führte, fragte er die Besitzer kurzerhand, ob es nicht möglich sei, das Boot einmal für eine Kulturveranstaltung zu nutzen. Das war möglich und so nahm die Geschichte ihren Lauf.

„Im ersten Jahr ging das alles gut, aber im Folgejahr lag das Boot leider nicht mehr im Hafen. Da hatten wir das Glück, dass der AStA der Uni Münster sich am Projekt beteiligt und so den Zugang zum Schlossgarten ermöglicht hat“, erläutert er weiter. „Das zweite Jahr haben wir dann nur hier im Schlossgarten bestritten.“ Doch das war für ihn einfach nicht das Gleiche wie auf dem Wasser. Also kaufte Frank sich im Herbst des zweiten Jahres kurzerhand selbst ein Boot und machte den entsprechenden Führerschein. Dabei handelt es sich aber nicht um irgendein Boot. Für die Auftritte ist es wichtig, dass die schwimmende Bühne über eine möglichst große Deckplattform verfügt. Das Schiff ist eine alte Hamburger Hafenbarkasse, die einst von der deutschen Kriegsmarine genutzt wurde.

Genau wie am Strand ist auch bei der Münsteraner Festivalreihe Geld ein knappes Gut. „Die ganze Geschichte würde nicht funktionieren, wenn ich nicht privat dieses Boot hätte. Da schmeiße ich eigentlich laufend Geld rein“, sagt Frank und lacht. Apropos Geld: „Wir hatten das Glück, dass das Kulturamt uns von Anfang ganz toll unterstützt hat“, ergänzt Mitveranstalter Hendrik Hilgert. „So können wir die Konzerte nicht nur bei freiem Eintritt anbieten, sondern den Künstlern auch noch eine kleine Aufwandsentschädigung zahlen.“ Dass die Konzertreihe so gut laufe, liege aber auch an den tollen Münsteranern. „Hier im Schlossgarten sitzen dann bis zu 900 Leute und die sind einfach ruhig. Die hören konzentriert zu!“, fasst Hendrik seine Begeisterung in Worte.

Der diesjährige Treibgut Saison-Auftakt im Schlossgarten. (Foto: Claudia Feldmann)
Der diesjährige Treibgut Saison-Auftakt im Schlossgarten. (Foto: Claudia Feldmann)

„Singer-Songwriter-Musik ist auf großen Bühnen ja eigentlich immer recht verloren“, meint Matthias Hirt, der seit mehreren Jahren ebenfalls zum Treibgut-Kernteam dazugehört. „Klar findet man sie in Kneipen und Cafés, aber gerade dieser Musik eine besondere Bühne zu bieten, war für uns immer auch ein wichtiger Punkt. Da haben wir gerade in der Anfangszeit, als der Hafen noch nicht ganz so überlaufen war, einige richtig schöne Momente hinbekommen.“ Außerdem gehe es darum, die Musikerszene in Münster zu vernetzen und Newcomer zu fördern, und das sowohl innerhalb von Münster als auch mit Musikern aus anderen Regionen.

Ein einmaliges Konzept, getragen von einem engagierten Team – kein Wunder, dass die Reihe noch keine Schwierigkeiten hatte, interessierte Künstler zu finden. In diesem Jahr, dem fünften im Treibgut-Zyklus, werde es aber langsam schwieriger, neue Acts aus Münster aufzutun. Dafür wird die Reihe auch überregional immer bekannter: „Schon zu Jahresbeginn, wenn wir mit dem Booking starten, hat uns eine große Masse an Bewerbungen aus ganz Deutschland erreicht“, erzählt Frank.

Obwohl die drei Männer sich maßgeblich für die Organisation des Festivals verantwortlich zeichnen, arbeitet ein ganzes Team aus Engagierten an jeder Ausgabe mit. Alle sind ehrenamtlich dabei. „Von dem, was nach so einem Abend an Spenden reinkommt, bezahlen wir dann mal Bier und Pizza für unsere Helfer“, lässt Hendrik wissen. Große Sprünge sind damit aber nicht möglich.

Das Geld wird in Zukunft noch knapper werden: „Förderungen wie die des Kulturamtes laufen im Regelfall nur über fünf Jahre“, erläutert Matthias. „Da wir jetzt im fünften Jahr sind, müssen wir mal schauen, wie wir das im nächsten Jahr hinbekommen.“ Geplant ist auf jeden Fall, die Reihe eintrittsfrei fortzusetzen. Hoffen wir, dass das so problemlos gelingt wie bisher.

Wer aktiv etwas für den Erhalt der Treibgut-Konzerte tun möchte, kann sich einfach dem Helferteam anschließen. „Auch wer selbst kein Musiker ist, kann enorm viel zur Veranstaltungsreihe beitragen. Wir können wirklich jeden gebrauchen“, ist sich Hendrik sicher. Und alle, die keine Zeit haben, sich regelmäßig einzubringen, können einfach die Konzerte besuchen und anschließend ein bisschen Geld spenden. Ist ja für einen wirklich guten Zweck.

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