Theater im Gericht und im Rathaus "And now Hanau": Das Theater Münster präsentiert das neue Stück von Tuğsal Moğul über das Attentat von Hanau im Landgericht und im Rathausfestsaal

Tim Weckenbrock, Alaaeldin Dyab, Agnes Lampkin und Regina Leenders in "And now Hanau" von Tuğsal Moğul. (Foto: Bettina Stoess)
Tim Weckenbrock, Alaaeldin Dyab, Agnes Lampkin und Regina Leenders in „And now Hanau“ von Tuğsal Moğul. (Foto: Bettina Stoess)

Das Theater Münster präsentiert das neue Stück von Tuğsal Moğul über das Attentat von Hanau. Es wird aber weder im Großen noch im Kleinen Haus an der Neubrückenstraße gezeigt, sondern im Landgericht Münster – und die Premiere findet an diesem Freitag (26. Mai um 19.00 Uhr) im Rathausfestsaal statt. „And now Hanau“ ist eine Koproduktion der Theater Münster und Oberhausen mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen, in Kooperation mit dem Maxim Gorki Theater Berlin.

Der 1969 in Neubeckum (Kreis Warendorf) geborene Theaterautor, Regisseur, Schauspieler und Arzt Tuğsal Moğul setzt sich in seinen Werken mit den Auswirkungen rassistisch motivierter Gewalt in Deutschland auseinander. In seinem neuesten Rechercheprojekt bearbeitet er das Attentat von Hanau theatral.

Am 19. Februar 2020 ermordet ein Rassist in Hanau neun Menschen: Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović, Kaloyan Velkov, Mercedes Kierpacz, Said Nesar Hashemi, Sedat Gürbüz und Vili Viorel Păun.

Tuğsal Moğul lässt in seinem Stück die Perspektive der Opfer zu Wort kommen und fragt nach den vielen Fehlern, die vor, während und nach dem Anschlag von Seiten der Polizei, Staatsanwaltschaft, Politik und den Medien begangen wurden: Der Attentäter war der Polizei bereits als rechtsextrem bekannt. Wieso wurde er nicht besser überwacht? Wieso war der Notruf 110 in der Tatnacht nicht erreichbar? Wieso war der Notausgang in der Arena-Bar verschlossen? Wie kann es sein, dass Einsatzleute des SEK am Tatort später als rechtsextremistisch entlarvt wurden?

In enger Zusammenarbeit mit der „Initiative 19. Februar Hanau“ fragt Moğul nach Konsequenzen und fordert eine lückenlose Aufklärung, damit wir den Opfern und Angehörigen gerecht werden und an sie erinnern.

Bei den NSU-Morden gab es den Prozess im Oberlandesgericht München. Der Täter von Hanau hat sich der Verhandlung und seiner Verurteilung durch Selbsttötung entzogen, eine gerichtliche Aufarbeitung findet nicht statt. Tuğsal Moğul setzt sich mit den Morden nicht in einem herkömmlichen Theaterraum auseinander, sondern wählt ganz bewusst einen öffentlichen Ort in der Mitte der Stadtgesellschaft: den Großen Sitzungssaal im Rathaus Recklinghausen, den historischen Rathausfestsaal der Stadt Münster sowie das Landgericht Münster.

In Ergänzung zu diesem Theaterabend werden Angehörige der Opfer, die seit drei Jahren um Aufklärung kämpfen, ins Münsteraner Rathaus eingeladen, um von Ihren Erfahrungen, Enttäuschungen, Hoffnungen und Forderungen zu erzählen. Dieses Podiumsgespräch mit dem Titel „Erinnern heißt verändern“ findet am Freitag, 10. Juni 2023 um 19.30 Uhr im Münsteraner Rathausfestsaal statt.

Weitere Vorstellungstermine sind am Mi. 31.05.2023, 19.00, Mi. 07.06.2023, 19.00, Fr. 09.06.2023, 19.00, Do. 15.06. 19.00 Uhr, jeweils im Landgericht Münster (Am Stadtgraben 109). Mehr Infos zum Stück, einen kurzen Film-Trailer dazu und Links zu den Tickets findet ihr auf der Homepage des Theater Münster www.theater-muenster.com.

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