Das Nachtleben mal bei Tageslicht Zum "Tag des offenen Clubs" luden 14 Clubs zum Blick hinter ihre Kulissen ein

Im AMP durfte man sich als DJ probieren. (Foto: Jasmin Otman)
Im AMP durfte man sich als DJ probieren. (Foto: Jasmin Otman)

Der Samstag stand im Zeichen der Begegnung. Wer sich da begegnen sollte? Das Münsteraner Nachtleben und alle, die sich für dieses interessieren. Zum ersten „Tag des offenen Clubs“ öffneten 14 Clubs ihre Tore und luden ein zum Kennenlernen, Mitmachen und Austauschen. Der Eintritt und alle Aktivitäten waren kostenlos.

„Wir haben in Münster eine in ihrer Vielfalt einzigartige Clublandschaft, um die uns andere Städte unserer Größenordnung beneiden“, so Oberbürgermeister Markus Lewe am Mittag im Puls-Club, als er die Veranstaltung zusammen mit dem Nachtbürgermeister Manuel Rojano Marin und der Nachtbürgermeisterin Lisa Marie Tubies eröffnete. Im Anschluss daran konnte man mit dem Nachtbürgermeister-Team eine zweistündige Fahrradtour von Club zu Club machen und sich ein Bild von besagter Vielfalt machen. Für alle Interessierten, denen das Radeln bei den hochsommerlichen Temperaturen schwerfiel, boten die Leezen Heroes einen kostenlosen Rikscha-Service an.

Im Puls wurde am Mittag der erste "Tag des offenen Clubs" eröffnet. (Foto: Jasmin Otman)
Im Puls wurde am Mittag der erste „Tag des offenen Clubs“ eröffnet. (Foto: Jasmin Otman)

Wie bunt und abwechslungsreich das Nachtleben unserer Stadt ist, spiegelte sich auch in den verschiedenen Aktionen am „Tag es offenen Clubs“ wider, die sich die Clubbetreiber für ihre Gäste ausgedacht haben. So durfte man sich – den dazugehörigen Mut vorausgesetzt – im AMP selbst mal hinter das DJ-Pult trauen. In der Gazelle wurde fündig, wer statt Songs lieber Cocktails mixt. Man durfte die Arbeit aber auch ganz entspannt den Profis überlassen und sich auf einen alkoholfreien Cocktail, ein Stück Kuchen oder kühles Bier einladen lassen. Letzteres trug in der Roten Lola nicht nur zur Erfrischung bei, sondern möglicherweise auch zu dem Schritt auf die dortige Karaoke-Bühne. Bei Klassikern wie „Don’t stop believin’“ von Journey wurde der gesamte Garten zu einem großen Chor. Im Cuba gab es ein Bierpong-Turnier, im Fusion vegetarisches Grillen und im Heaven eine Fotoausstellung zur Dockland-Historie.

Einen Haarschnitt von Amin (li.) gab es im LILOS. (Foto: Jasmin Otman)
Einen Haarschnitt von Amin (li.) gab es im LILOS. (Foto: Jasmin Otman)

Betrat man den schattigen Gewölbekeller des LILOS am Roggenmarkt bot sich ein für diese Räumlichkeiten eher skurriles Bild: Auf der Tanzfläche stand ein Friseurstuhl und darauf ein Mann platziert, der sich noch schnell für das Wochenende die Haare schneiden ließ. „Ich habe das im Programmheft gelesen, dass man sich heute kostenlos die Haare schneiden lassen kann und dachte mir, da geh’ ich mal hin!“, erzählte er, während ihm die Halskrause umgelegt wurde.

Bei all dem Spaß sollte die durchaus ernste Bedeutung dieses Tages natürlich nicht außer Acht gelassen werden. Hierfür gab es im Jovel immer zur vollen Stunde eine Gesprächsrunde, um die verschiedenen Perspektiven in einen Austausch zu bringen: Unter anderem Norbert Vechtel, Leiter des städtischen Ordnungsamtes, Musiker Steffi Stephan sowie die Polizei Münster stellten ihre Erfahrungen vor. Auch über Themen wie Awareness (unter anderem „Sicheres Feiern“), Suchtprävention oder den Bildungsgang der Veranstaltungskaufleute wurde an unterschiedlichen Ständen informiert. Konfliktpotenzial zwischen dem Nachtleben und denen, die daran nicht teilhaben, ist immer wieder das Thema „Lautstärke“. Markus Lewe sagte dazu in seiner Eröffnungsrede „Eine Stadt ohne Lärm ist ein Dorf. Das gibt es einfach nicht.“

Gute Stimmung beim Karaoke-Singen in der Roten Lola. (Foto: Jasmin Otman)
Gute Stimmung beim Karaoke-Singen in der Roten Lola. (Foto: Jasmin Otman)

Den Wunsch nach Austausch konnte auch Cathi P. beobachten. Sie arbeitet seit 17 Jahren am Hawerkamp, u. a. in den Clubs Fusion und Conny Kramer. „Es waren heute sehr viele Ältere bei uns. Das sind Leute, die selbst früher hier feiern waren und sich das nochmal angucken wollen. Manche waren mit ihren Kindern hier, um ihnen zu zeigen, wo Papa früher getanzt hat. Und an eben dieser Stelle dort haben dann die Kleinen getanzt.“ Es seien viele Menschen vorbeigekommen, die man sonst nicht erwartet, die sich sonst nicht trauen, erzählt sie. „Eben war hier ein Ehepaar, dessen Enkel regelmäßig ins Conny kommt. Sie wollten sich das mal ansehen, um zu wissen, wovon er immer spricht.“ Das Konzept scheint aufgegangen zu sein: Begegnung statt Konflikt, Austausch statt Vorurteile. Der „Tag des offenen Clubs“ sollte zeigen, dass hinter den Türen nicht nur laute Musik steckt – es ist so viel mehr: Es ist ein Stück Kultur. Und auf die kann Münster stolz sein.

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