Stille Bilder und laute Schrift Kulturakzente sollen die Innenstadt ins neue Licht rücken / Münster Marketing, Stadtmuseum, Kulturamt, Wirtschaftsförderung und ISI schaffen kreative Räume

Am Freitagmorgen wurden die ersten großformatigen Bilder von Berthold Socha angebracht. (Foto: Stadt Münster)

Leere Gassen, geschlossene Geschäfte und Restaurants, diese ungewohnte Ruhe mitten im Corona-Sturm, der den Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt doch so viel abverlangt – dieses Bild kann und sollte sich nicht dauerhaft in den Köpfen einprägen. Um dem gegenzusteuern, haben sich einige Akteure zusammengetan, um Münsters Innenstadt in ein neues Licht zu rücken und dort kreative Räume zu schaffen. „Und wir sind bester Dinge, dass dies bei den Menschen in unserer Stadt gut ankommen wird“, sagt Bernadette Spinnen, Leiterin von Münster Marketing.

Das geschieht alles vor dem Hintergrund, dass es in letzter Zeit im Geschäftsleben der Innenstadt Veränderungen gegeben hat und auch schon einige Geschäftsaufgaben sichtbar geworden sind. Da steigt bei der Stadt Münster die Sorge, dass neue Mieter der Ladenlokale „auch in zentralen Lagen nicht den hohen Ansprüchen genügen und damit die Qualität des Standortes gefährdet ist“, wie es in der Pressemitteilung heißt. Deshalb setzt die Stadt auf eine enge Kooperation mit der Wirtschaftsförderung sowie den Innenstadtakteuren aus Handel, Gastronomie und Immobilieneigentümern, nicht zuletzt den beiden wichtigen Bündnissen Initiative starke Innenstadt (ISI) Münster und Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) Bahnhofsviertel Münster.

So arbeiten seit Jahren das Citymanagement bei Münster Marketing und die privaten Partner an einer stetigen Steigerung der Innenstadt-Attraktivität, heißt es dort weiter. Gerade mit Beginn des Lockdowns wurden diese Gespräche noch einmal intensiviert. Diese Arbeit soll bald in die Form eines „Zentrenmanagements“ und somit in wirkungsvolle Ergebnisse überführt werden.

Großformatige Münster-Bilder

Onkel Willi auf der Salzstraße - aufgenommen im Mai 1979. (Foto: Berthold Socha/ Sammlung Stadtmuseum Münster)
Onkel Willi auf der Salzstraße – aufgenommen im Mai 1979. (Foto: Berthold Socha / Sammlung Stadtmuseum Münster)

Der Auftakt für eine neue Wahrnehmung der Einkaufsmeile war schon gestern: An einer derzeit leerstehenden Bäckereifiliale an der Salzstraße – gegenüber des Erbdrostenhofs – wurden großformatige Münster-Bilder aus dem rund 160 000 Fotografien umfassenden Werk des „Stadtfotografen“ Berthold Socha angebracht. Dr. Axel Schollmeier, stellvertretender Leiter des nah gelegenen Stadtmuseums, ist begeistert: „Die Größe der Bilder ermöglicht eine ganz neue Sicht auf die Aufnahmen – es wurden Fotos ausgewählt, die einen inhaltlichen Zusammenhang mit der räumlichen Umgebung der Schaufenster aufweisen oder einen besonderen Themenkomplex aus unserer Ausstellung illustrieren.“

Sochas Bilder sind seit dem vergangenen Herbst im Stadtmuseum ausgestellt – nur konnten sie wegen des Lockdowns noch nicht viele Menschen sehen. Umso begrüßenswerter also die gemeinschaftliche Aktion, großformatige Ausdrucke dieser spannenden Dokumente aus Münsters Geschichte öffentlich zu präsentieren. Die ersten Motive sind bereits in der Salzstraße zu sehen, weitere Fotografien werden in den kommenden Wochen an anderen aktuell nicht genutzten Schaufenstern folgen, so beispielsweise in der Königs- und Ludgeristraße.

Klangkunst-Performance live im Web

"DieStreibl" sorgt für ungewöhnliche Töne beim "Kaufhaussound", den Brigitte Borchers visualisiert. (Foto: duo.freiheraus)
„DieStreibl“ (li.) sorgt für ungewöhnliche Töne beim „Kaufhaussound“, den Brigitte Borchers visualisiert. (Fotos: duo.freiheraus)

Die nächste Marke setzt am Mittwoch, 10. März, das „duo.freiheraus“ (Mirijam Streibl und Brigitte Borchers) mit seinem „Kaufhaussound“. Dabei handelt es sich um eine 15-minütige Klangkunst-Performance hinter den geschlossenen Türen einzelner Geschäfte, während der dann passende Schriftkunstwerke auf den Schaufenstern entstehen. Mirijam Streibls elektronische Musik wird auf der Schaufensterscheibe von Brigitte Borchers visualisiert, ja vielmehr in Worte und Schriftzeichen umgesetzt. „Die Sound-Schrift-Performance reflektiert künstlerisch diese irren Zeiten, die Orte der Innenstadt werden belebt und neu beleuchtet, am Ende gilt es zu berühren und Lichtblicke zu schicken“, so Borchers. Und: „Der Sound ist der Weg zum Herzen, und die Schrift ist die Essenz des wahren Kerns der Sache.“ Der besondere Clou: Die Aktionen – gleich sechs Termine sind geplant – werden live im Web gestreamt.

Münster Marketing, Stadtmuseum, Kulturamt, Wirtschaftsförderung und ISI erhoffen sich als Paten dieser ersten Ausrufezeichen viel Zuversicht und auch Begeisterung in der Bevölkerung für das „Abenteuer Innenstadt“. Sie versprechen, dass mittel- wie langfristig noch viele weitere Aktionen, Maßnahmen, Projekte und auch die ein oder andere Überraschung folgen werden.

TERMINE

Portrait Berthold Socha. (Foto: Uschi Socha)

Kaufhaussound
Die Klangkunst-Performance von „duo.freiheraus“ findet an sechs Terminen im März statt und kann nur im Stream angeschaut werden. Am 10., 11., 12., 17., 18. und 19. März – jeweils um 20 Uhr – ist die Übertragung dann auf www.kaufhaussound.de zu hören und zu sehen.

Ausstellung Berthold Socha
Aufgrund der pandemischen Lage ist das Stadtmuseum bereits seit einigen Monaten geschlossen. Um möglichst vielen Menschen einen Einblick in das Schaffen Berthold Sochas, aber auch in die jüngere Geschichte Münsters zu ermöglichen, wurde die Ausstellung „Auf Münster fixiert. Fotografien von Berthold Socha 1970-2020“ nun bis zum 1. August verlängert. Weitere Infos:
https://www.stadt-muenster.de/museum/ausstellungen/auf-muenster-fixiert-fotografien-von-berthold-socha-1970-2020

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