Steter Tropfen höhlt den Anspruch Sisters of Mercy enttäuschen im Jovel

Andrew Eldritch, Gründungsmitglied von Sisters of Mercy. Hier ausnahmsweise im Licht. (Foto: Stephan Günther)
Andrew Eldritch, Gründungsmitglied von Sisters of Mercy. Hier ausnahmsweise im Licht. (Foto: Stephan Günther)

33 Jahre nach ihrem letzten Studioalbum „Vision Thing“ sind die Sisters Of Mercy wieder einmal auf Tour. Von den zwei Gründungsmitgliedern ist seit langem nur noch Andrew Eldritch mit an Bord, der (aktuell nur noch) einen Gitarristen und einen Drumcomputer-Bediener um sich schart. Am Freitag „feierte“ die Band ihren Deutschlandtour-Auftakt im Jovel am Albersloher Weg. Ein, wohlwollend beschrieben, umstrittener Abend.

Dass Eldritch es auf der Bühne gerne düster mag und sich in Nebel hüllt, ist längst bekannt. Diese Tatsache änderte sich auch im Jovel nicht. Während vor dem Auftritt die Bühne tüchtig eingenebelt wurde, waberte ein basslastiger Soundteppich durch die Halle, der die Spannung aufbaute, bis um kurz nach neun dann die 3 Akteure die Bühne betraten. Der Auftakt zu einer Symphony der Enttäuschung.

Als Eldritch erstmals zum Mikro griff, glaubte man zunächst an ein Tonproblem, aber nur zunächst. Die Stimme des Sängers erklang dumpf, breiig und unverständlich. Er krächzte und nuschelte sich durch die Songs und auch der gesamte Mix der Band ließ fast nur erraten, mit welchen Songs man es aktuell zu tun hatte. Auch wenn sich der Sound zum Ende des Konzerts ein wenig verbesserte, war er doch weit davon entfernt, als gut oder akzeptabel umschrieben zu werden. Die Stimme von Eldritch blieb aber das, was man anfangs bereits befürchtete: Ein kompletter Ausfall, den auch die wenigen Backing-Vocals des Gitarristen Ben Christo nicht kompensieren konnten.

Ben Christo auf seinem Lieblingsplatz, in seiner Lieblingspose. (Foto: Stephan Günther)

Ben Christo fiel übrigens vor allem durch sein fast schon gelangweilt-selbstverliebtes und immer gleiches Gehabe auf. Wie programmiert wechselte er im Minutentakt von rechts nach links die Bühnenseite, sang kurz ins Mikro, um dann daneben an der Bühnenkante in die Hocke zu gehen und sich zu präsentieren. Im Hintergrund marschierte Eldritch im Schatten übertrieben gestikulierend dauerhaft hin und her und gab sich nicht einmal Mühe, sich öfter als nötig den Fans zuzuwenden. Im Gegenteil, es schien fast, als schickte es sich nicht, mit dem Publikum zu interagieren.

Zusammengefasst ist das leider schon eine ziemliche Nullnummer für ein Konzert, welches sich die Band von den Fans ja auch ganz gut bezahlen ließ. Die Reaktion folgte dann auch auf dem Fuße. Bereits nach den ersten 5-6 Liedern füllte sich der Biergarten im Jovel mit Besuchern, die sich das Geschehen in der Halle nicht weiter anschauen wollten. Viele machten sich sogar vor Mitte des Konzertes enttäuscht und wütend auf den Heimweg. Im Foyer verbreitete sich derweil Sarkasmus und Zynismus, für einige war dieser Abend wohl nicht anders zu ertragen.

Der Mann an den Drumcomputern. (Foto: Stephan Günther)
Der Mann an den Drumcomputern. (Foto: Stephan Günther)

Hier und da hörte man Sätze wie „Sisters of Mercy sind nun mal keine Liveband!“ oder aber auch „Ich habe bisher noch kein gutes Konzert von denen gesehen, dass heute war schon eins der besseren unter den schlechten“! Die Frage die sich da stellt, hat man noch Hoffnung auf Besserung oder sind die Ansprüche im Laufe der Jahre so gesunken, dass man sich das dennoch immer wieder antut?

Eldritch und seinen stetig wechselnden Gastmusikern hingegen wird dies vielleicht nur ein Lächeln entlocken, die Kasse klingelt ja so oder so. Die Chance auf einen zweiten und vor allem besseren Eindruck haben die Sisters noch, am 12. November gibt’s ein Zusatzkonzert an gleicher Stelle, aber keine Sorge, es ist bereits ausverkauft.

 

10 Kommentare

  1. Stephan bringt es auf den Punkt. Es war akustisch und musikalisch das schlechteste Konzert der letzten 35 Jahre, welches ich besuchte. Die Stimmung war vergleichbar mit der bei einem Konzertfilm im Programmkino. Vermutlich wäre ich eher auf meine Kosten gekommen, hätte man an dem Abend eine Leinwand statt einer Bühne gehabt mit perfekten Sound und geklickten Instrumenten. Live war eh nur die Gitarre und das Gegrunze von Andrew. Thanks for nothing !

  2. Leider zum Teil auch so empfunden, dennoch freue ich mich immer über Liveauftritte, wenn auch etwas blutleer und dumpf…

    Schade, dass die Vorband nicht kurz Erwähnung findet… die Jungs haben gut abgeliefert und überrascht

  3. ::Nachruf 🙋 Alles Münster und die Redakteur…also wie kann man so eine kultige Band so schlecht bewerten..am besten ihr bleibt demnächst zuhause 🤘🏻::

    1. Es wurde nicht die Band/Musik, sondern ein Konzert bewertet. Wenn Du das Konzert anders erlebt hast, sei Dir das natürlich gegönnt.

  4. is schon irgendwie blöd wenn heutzutage die einzige Einnahmequelle live Auftritte sind.. und man dann aber als LIVE BAND absolut nix taugt…..aber solange wie die tickets verkauft werden soll es den Sisters wohl egal sein…. Schade ums Geld!!!!!!

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