Stadtbaurat wirft B-Side-Pläne um Planungsdezernent Robin Denstorff will eigenes Modell durchsetzen / Verwaltung stellt Eigenregie der Initiative in Frage

Zwischen Stadt und B-Side hängt der Haussegen schief, denn die Verwaltung stellt die Eigenregie der Initiative in Frage und will nun ein eigenes Modell für das Gebäude am Hafen umsetzen. (Archivbild: Thomas Hölscher)
Zwischen Stadt und B-Side hängt der Haussegen schief, denn die Verwaltung stellt die Eigenregie der Initiative in Frage und will nun ein eigenes Modell für das Gebäude am Hafen umsetzen. (Archivbild: Thomas Hölscher)

Seit vier Jahren arbeiten die vielen umtriebigen Menschen rund um die B-Side daran, aus eigener Kraft und mit der Hilfe vieler Unterstützer aus dem alten Hill-Speicher im Hafen ein nicht-kommerzielles Quartiers- und Kulturzentrum zu errichten. Für Kauf und Umbau des Gebäudes sammelten sie unermüdlich Spenden und Direktkredite, nicht nur beim inzwischen etablierten B-Side-Festival. Sie entwickelten vor allem ein ausgeklügeltes Finanzierungskonzept – aber nun scheint das alles wieder in Frage zu stehen: Denn laut Pressemitteilung der B-Side GmbH soll das geplante Kulturzentrum nicht in Eigenregie der Initiative umgesetzt werden, sondern „im Eigentum des Konzerns Stadt Münster“.

Die Entscheidung, die alle bisherigen Planungen über den Haufen wirft, kam nun überraschend für Tobias Stroppel, dem Geschäftsführer der B-Side GmbH, und seine Mitstreiter. Dabei hatte Münsters Stadtbaurat Robin Denstorff, auf den das neue Vorgehen wohl zurückgeht, mit den „Hafenratschlägen“ noch Anfang dieses Jahres das Gespräch mit „Anliegern und Akteuren der Stadthäfen“ und insbesondere mit der B-Side gesucht und dabei betont, „die kommende Entwicklung im gesamten Hafengebiet in einem Dialog auf Augenhöhe, fair und in klarer Rollenverteilung gestalten“ zu wollen.

Warum die noch vor wenigen Monaten angestrebte Fairness und der „Dialog auf Augenhöhe“ aufgegeben werden sollen, erscheint noch unklar. „In vier Jahren ehrenamtlicher Projektentwicklung haben wir in stetigem Austausch mit der Stadtverwaltung und mit der Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger gemeinsam neue Wege einer kooperativen Stadtentwicklung beschritten“, stellte die Initiative enttäuscht fest, „nun wurde der Plan von Herrn Denstorff in kürzester Zeit einseitig skizziert und überraschend ohne unsere Zustimmung durchgesetzt. Es ist zu befürchten, dass die Verwaltung hiermit einen Schritt zurück, vom Ermöglichen hin zum Regulieren geht. Was dies für die Umsetzung des Projektes und die bereits geleistete Arbeit bedeutet, bleibt die Verwaltung bislang schuldig. Es gibt keine verbindlichen Aussagen dazu, unter welchen Konditionen man sich eine Betreiberschaft durch die B-Side erhofft.“

Ob die B-Side noch wie ursprünglich geplant als "Haus von Vielen für Viele" umgesetzt werden kann? (Archivbild: Tessa-Viola Kloep)
Ob die B-Side noch wie ursprünglich geplant als „Haus von Vielen für Viele“ umgesetzt werden kann? (Archivbild: Tessa-Viola Kloep)

Eigentlich hatte man gerade gemeinsam mit dem Ruderverein und der Wirtschaftsförderung den Bauantrag eingereicht, für das Vorhaben 600.000 € an Direktkrediten bei 220 Münsteranern eingeworben und einen „bewilligungsreifen Förderantrag“ bei der Bezirksregierung gestellt. Nun möchte die Verwaltung unter Robin Denstorff das ganze Bauvorhaben „in eigener Zuständigkeit und Verantwortung umsetzen und dazu den bereits eingereichten Förderantrag im Nachhinein modifizieren“, wie es in der Pressemitteilung der B-Side heißt. Welche Zugriffsrechte die vielen zukünftigen Nutzer der B-Side dann haben werden, erscheint noch ziemlich ungewiss. Ebenso wie die Motive, den bisher geübten kooperativen Austausch einfach so über Bord zu werfen.

„Wir sind gespannt, wie der Beschluss nun umgesetzt werden soll, auch da hierzu unsere Zustimmung an den Nutzungsrechten notwendig sein wird,“ äußerte sich der Vorstand der B-Side zu den aktuellen Entwicklungen. „Es wird sich an der weiteren Entwicklung messen lassen, wie die Stadt auf eine kooperative Stadtentwicklung reagiert und ob wir unter diesen Bedingungen die B-Side als Haus von Vielen für Viele noch umsetzen können. Zum ersten Mal seit vier Jahren steht durch dieses Vorgehen nicht mehr nur das „Wie“ in Frage, sondern auch wieder das ‚Ob‘“.

3 Kommentare

  1. Gratuliere der Stadt Münster. Ein gutes Beispiel wie man Idealismus (von dem wir heute so viel haben) von engagierten Bürgern mit den Stiefeln tritt. Welche Lobby, welche Interessen haben hier obsiegt? Es bleibt ein bitterer Geschmack.

  2. Ja ich finde es auch schrecklich, aber schaut euch doch mal um. So ein Sahnestück am Hafen!!! Vielleicht interessiert sich ein Investor für dieses Gebäude. …und schon sind alle Pläne und zusagen der Stadt Münster das Geschwätz von gestern. …es wird schlimmer in dieser Stadt. ….

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