„Shake a Hand, make a Friend“ “The Temptations Review” ließen im Jovel den Motown-Sound der 60er und 70er Jahre wieder aufleben

Am Ende verabschiedeten sich die fünf Sänger von "The Temptations Revue" beim Publikum per Handschlag - und sangen dabei weiter. (Foto: Ralf Clausen)
Am Ende verabschiedeten sich die fünf Sänger von „The Temptations Revue“ beim Publikum per Handschlag – und sangen dabei weiter. (Foto: Ralf Clausen)

So manche mag der Eintrittspreis von 46,25 Euro verschreckt haben, andere die Befürchtung, nur so etwas wie eine Cover-Band erleben zu dürfen. Dennoch hatten sich zahlreiche Soul-Fans dann doch – und wie man hörte, viele von ihnen kurzfristig – dazu entschieden, den Versuch zu wagen und das Konzert von „The Temptations Review“ im Jovel zu besuchen. Belohnt wurden sie nicht nur mit vielen bekannten Hits, sondern auch mit einer gelungenen Show.

Die Ankündigung als “The Temptations Review” und der Hinweis darauf, welcher Sänger wie lange bei den original Temptations mitgesungen hat, verleitete letzten Donnerstag in der Jovel Music Hall aber nur wenige Zuschauer zum Grübeln. Zumal auch beim „Original“, das schon im sechsten Jahrzehnt ununterbrochen beim Label Motown unter Vertrag ist, nur noch ein Gründungsmitglied dabei ist. Die Schallplatten der früheren Jahrzehnte führten ohnehin oft keine Namen der einzelnen Sänger auf, so dass die vielen Umbesetzungen für die meisten Fans keine große Rolle spielten. Die fünf Sänger, die nun auf der Jovel-Bühne standen, verblüfften daher eher mit Stimmen, die einem vertraut erschienen. Und dabei war es egal, ob es sich dabei um die Hits der Temptations aus den 1960er, 70er oder 80er Jahren handelte.

Schon als die solide Band zur Einstimmung instrumental ein Medley beliebter Temptations-Songs wie „My Girl“ spielte, sangen so einige Zuschauer mit. Natürlich gab es das Lied später auch noch von dem amerikanischen Quintett gesungen, neben vielen anderen mehr oder weniger bekannten Stücken, bis hin zu einer etwas theatralisch dargebotenen Version von „Ol‘ Man River“. Diesen Musical-Song verbindet allerdings wohl kaum einer mit den Temptations. Den Rest des Abends ging es dann aber hin und her durch die Geschichte des Original-Quintetts. Auf Motown-Evergreens aus den 60ern, wie „Get Ready“ oder „Ain’t Too Proud to Beg“, folgten Hits der 80er, wie „Standing On The Top“ und natürlich „Treat Her Like a Lady“.

“The Temptations Review” ließen im Jovel den Motown-Sound der 60er und 70er Jahre wieder aufleben (Foto: Ralf Clausen)
“The Temptations Review” ließen im Jovel den Motown-Sound der 60er und 70er Jahre wieder aufleben (Foto: Ralf Clausen)

Von vielen erwartet und entsprechend bejubelt wurde schließlich das Lied, das alle schon an den ersten Takten erkennen konnten und die meisten zum Tanzen bewegte: mit „Papa Was a Rollin‘ Stone“ ging es dann allerdings in eine viertelstündige Pause. Trotz der Unterbrechung gelang es so einigermaßen, die Spannung auch im zweiten Set wieder aufzubauen. Schließlich standen noch so viele ungespielte Dauerbrenner aus dem Repertoire der Temptations auf dem Zettel, nicht nur das psychedelische „Cloud Nine“ oder der softe Soul von „Just My Imagination (Running Away with Me)“. Wie bei den von Schallplatten und CDs bekannten Originalen wechselten sich die Sänger mit den unterschiedlichen Stimmlagen ab. Ob Bass, Tenor oder Falsett – es passte immer perfekt.

Mit der Bühnenshow und den heute etwas altmodisch wirkenden Tanzeinlagen brachte das Quintett den Spirit und den Soul der Songs mitunter so überzeugend rüber, dass man fast glaubte, sich auf eine Zeitreise in die Swinging Sixties begeben zu haben. So alt können diese beweglichen Herren doch gar nicht sein, fragte sicher so mancher Konzertbesucher. Und kaum einer wird noch darüber nachgedacht haben, wie original diese Besetzung denn nun war.

Freundlich, wie sie sind, nahmen die fünf Sänger die Textzeile „Get on board shake a hand, make a friend“ aus ihrer Zugabe „Friendship Train“ wörtlich und stiegen zum Publikum hinab, um sich bei sehr vielen Besuchern per Handschlag zu verabschieden. Ja, was die modernen Funkmikros alles für Möglichkeiten eröffnen! Ein bisschen kurz war das Konzert vielleicht, eine Idee zu laut und vor allem zu basslastig abgemischt. Aber es hat trotzdem wohl allen Spaß gemacht, in der zwar nicht ausverkauften, doch recht gut besuchten Jovel Music Hall.

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