Science Slam: Am Ende siegt die Herzmassage Voller Hörsaal: Themen von Umwelttechnik bis Altphilologie an der FH Münster

Wie sie Informationen über DNA aus Bakterien liest, demonstrierte Dr. Julia Schnetzer anhand des Publikums: Die Besucher sollten per Handylicht ein Zeichen geben, ob sie die gestellte Frage mit „Ja“ beantworten, zum Beispiel: Hast du braune Augen? (Foto: FH Münster/Maxi Krähling)
Wie sie Informationen über DNA aus Bakterien liest, demonstrierte Dr. Julia Schnetzer anhand des Publikums: Die Besucher sollten per Handylicht ein Zeichen geben, ob sie die gestellte Frage mit „Ja“ beantworten, zum Beispiel: Hast du braune Augen? (Foto: FH Münster/Maxi Krähling)

Er stand zum ersten Mal auf einer Slam-Bühne, hat aber nicht das erste Mal im Hörsaal vor so viel Publikum gesprochen: Prof. Dr. Helmut Grüning war einer von vier Teilnehmern, die am Dienstagabend (26. November) in den Science-Slam-Ring an der FH Münster stiegen. Heimvorteil, könnte man sagen. Er selbst meinte lieber: „Ich bin hier der Frischling und Slam-Opi.“ Und mit dieser Selbstironie und seinem lehrreichen und doch amüsanten Vortrag über das gescheiterte Liebesleben von Fischen konnte er mächtig punkten.

Die mehr als 200 Besucher lernten, wie das verliebte Forellenpärchen leidet, weil es sein Nest direkt unterhalb der Einleitungsstelle der Kanalisation gebaut hat – und die beiden dort keine Zeit zum Fortpflanzen haben, weil ihr Nest ständig weggespült oder verdreckt wird. „30, 40, 50 Mal im Jahr haben wir hier bei uns den Fall, dass es so stark regnet, dass unsere Kanalisation das Oberflächenwasser nicht komplett aufnehmen kann und es deshalb direkt weiter – unbehandelt – in unsere Gewässer geht“, erklärte Grüning. „Wir forschen an der Frage, wie häufig wir das unseren Gewässern zumuten können.“

Neben dem Professor gab es noch drei weitere Teilnehmer, die ihre Forschung unterhaltsam und doch prägnant mit Powerpoint-Präsentationen und Live-Demonstrationen vorstellten. Wichtig dabei: Sie mussten das Wissen selbst erarbeitet haben und durften nicht länger als zwölf Minuten performen. „Und ihr dürft juchzen und klatschen wie beim Tigerentenclub“, feuerte Moderator Marian Heuser die Menge an.

Als zweites ging Christofer Rott, Geschichtswissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum und Lateinlehrer, mit seinem Vortrag „Von der kulturhistorischen Tiefe des Wortes Arschloch“ an den Start. Er erklärte, wie die Bezeichnung „Klaffarsch“ in der Antike für Ehebrecher gängig wurde und was das mit Rettich zu tun hat. Schwupps war er schon beim Thema Genitalpräsentation und wie es in etlichen Gedichten verarbeitet wurde. „Das ist quasi das antike RTLII“, sagte er grinsend. „Ja, wir Altphilologen haben auch mal Spaß.“

Dr. Julia Schnetzer vom Konsortium Deutsche Meeresforschung  ist Marine-Mikrobiologin und machte sich unter anderem für Bakterien stark. „In einem Tropfen Meerwasser stecken mehr als eine Million Bakterien – und die sind wichtig für uns!“ Sie erklärte auch, dass diese Bakterien für den typischen Meeresgeruch an der Küste verantwortlich sind – „Ist eigentlich nichts anderes als Bakterienpups …“ – und wie sie die DNA dieser Bakterien im Labor und am Computer untersucht.

Voller Körpereinsatz: Johannes Hinrich von Borstel demonstrierte, was sich beim Kammerflimmern im Herz abspielt. (Foto: FH Münster/Maxi Krähling)
Voller Körpereinsatz: Johannes Hinrich von Borstel demonstrierte, was sich beim Kammerflimmern im Herz abspielt. (Foto: FH Münster/Maxi Krähling)

Kandidat Nummer vier war Johannes Hinrich von Borstel von der Universität Marburg, er forscht an Arteriosklerose, also der Blutgefäßverengung, die zu Herzinfarkten und Schlaganfällen führen kann. Das macht er mithilfe von Labormäusen, die unter Narkose in ein MRT für Kleintiere müssen, weil er an ihnen gut die Bewegungen bestimmter Zellen beobachten kann, die Rückschlüsse auf die Arteriosklerose zulassen. „Und wir haben ein Verfahren entwickelt, in dem wir digitale Schnitte machen – wir ersparen den Labortieren also das Sterben und haben zum Schluss noch coolere Bilder.“ Als er auch noch das Kammerflimmern als Fitness-Tanz präsentierte und zeigte, mit welchem Rhythmus man eine Herzdruckmassage durchführen sollte – „Stayin‘ alive“, „Final Countdown“, „Highway to hell“ – tobte der Hörsaal. Und von Borstel ging als Gewinner des Abends von der Bühne.

Der Steinfurter Science Slam fand zum dritten Mal statt und wurde vom Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der FH Münster und dem Gemeinsamen Fachschaftsrat Steinfurt organisiert.

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