Schulz in Münster: „Ich trete gerne noch mal gegen Merkel an.“

Martin Schulz auf dem Stubengassenplatz: Roter Teppich für den roten Kanzlerkandidaten. (Foto: wf / Weber)

Passend zur Ankunft von Martin Schulz gestern Abend in der Stubengasse, endete der Regen. „Es gehört zur Wahlkampfregie, dass pünktlich mit dem Eintreffen des Spitzenkandidaten der Regen aufhört.“ Mehr als 2.000 Menschen verfolgten den Auftritt des SPD-Kanzlerkandidaten.

Lange vor seiner Rede füllte sich der Platz bereits mit Neugierigen, Wählern, Parteifreunden, Skeptikern, Schaulustigen. Die sechs SPD-Kandidaten aus dem Münsterland und Live-Musik unterhielten abwechselnd die Gäste bis zum großen Moment. Selbst der einsetzende Regen konnte der Stimmung unter den mehr als 2.000 Menschen nichts anhaben.

Als es zwischendurch regnete, holten die Münsteraner gelassen ihre Schirme raus und hörten weiter zu. (Foto: so)

Neben Generalsekretärin Svenja Schulze traten auch die sechs Kandidaten aus dem Münsterland, Ulrich Hampel (Coesfeld – Steinfurt II), Bernhard Daldrup (Wahlkreis Warendorf), Ingrid Arndt-Brauer (Wahlkreis Steinfurt I – Borken I), Jürgen Coße (Wahlkreis Steinfurt III), Robert von Olberg (Wahlkreis Münster) und Ursula Schulte (Unterbezirk Borken) bei der Wahlkampfveranstaltung der SPD mit Spitzenkandidat Martin Schulz auf.

Themen wie „Bildung für alle“, „Schulen sanieren“, „Rente“, „Europäische Union“, „Flüchtlingspolitik“ und „Pflegereform“, aber auch Donald Trump und Recep Tayyip Erdoğan beschäftigen die SPD in ihrem Wahlkampf – darum drehte es sich gestern in der Stubengasse. Robert von Olberg griff ein Kernbotschaft auf, die immer wieder auftauchte: „Die Herkunft des Menschen soll nicht über die Bildung entscheiden.“ In diese Kerbe schlug auch Ulrich Hampel. „Bildung darf nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängig sein.“ Ursula Schulte fand deutliche Worte für die Rentenpolitik der CDU: „Ich finde es schäbig von Angela Merkel, dass sie sich nicht um die Rente kümmern will.“

Zwischen der Klemens- und der Loerstraße parkte ein großer LKW, der ein Befahren der Stubengasse verhindern sollte. (Foto: so)

Die Sicherheit hatte auch bei dieser Großveranstaltung höchste Priorität. An allen Ecken des Platzes an der Stubengasse standen Polizisten und Wagen, die die Zufahrten blockierten. Auch in der Menschenmenge waren überall Beamte zu sehen. Doch die Veranstaltung verlief ruhig und das Publikum schien zufrieden.

Gegen 20.30 Uhr verließ Schulz die Bühne, ließ ein Blitzlichtgewitter und Selfies über sich ergehen, stellte sich den Fragen der Journalisten und war überrascht, dass sogar ein australischer Sender drehte. Dann verschwand er hinter der Bühne.

 

Einige Aussagen von Martin Schulz

„Zusammen haben wir gekämpft und vieles erreicht. Wir haben den Mindstlohn eingeführt und die Rente mit 63 durchgesetzt. Und wir haben, darauf bin ich besonders stolz, eine der großen gesellschaftlichen Fortschritte der letzten Jahrzehnte durchgesetzt – das ist die Ehe für alle. Die hätte es ohne uns Sozialdemokraten nicht gegeben.“

(Kind quiekt ) „Kindergeschrei ist Zukunftsmusik, das ist toll.“

SPD-Spitzenkandidat Martin Schulz. (Foto: wf / Weber)

„Ein Mann wie ich will Bundeskanzler werden? Die Brille ein Kassengestell, der Anzug von der Stange, eine Glatze und Bart. Jemand schrieb einmal über mich, dass ich aussehe, wie ein Eisenbahnschaffner oder Sparkassenmitarbeiter. Was das für eine Verachtung gegenüber den normal arbeitenden Menschen ist!“

„Früher bekamen die Menschen mit 20 bis 25 Jahren ihre Kinder. Das hat sich verändert. Viele haben mit Mitte 50 die Kinder noch im Haus, arbeiten und müssen sich um die Eltern kümmern, die schon pflegebedürftig sind. Wenn wir die hart arbeitende Mitte entlasten wollen, dann beginnt das in der KITA. Dann brauchen wir genügend Plätze. Außerdem kann es nicht sein, dass wir ein Land sind, in dem die Menschen, die die nächste Generation erziehen, dafür an den Staat Gebühren entrichten. Umgekehrt – der Staat muss denen helfen.“

„Ich sage zu Trump: Ihre Politik wird nie die Politik der BRD werden! Aber machen wir uns nichts vor. Leider laufen solche Leute auch in unserem Land herum.“

„Ist hier eine junge Pflegerin? Die wird nämlich der Generation angehören, die die höchsten Beiträge in die Rentenversicherung zahlen muss, die in der Geschichte der Versicherungen je existierten, dafür am Ende aber die niedrigste Rente rausbekommt und mit 70 dann auch noch einen 80-Jährigen pflegen muss. Das ist nicht die Generationengerechtigkeit, die wir brauchen. Deshalb: Ohne eine Rentenreform und ohne einen neuen Generationenvertrag, wird es keine SPD-Regierung in Deutschland geben. Und wir wollen die Solidarrente. Das bedeutet, dass jemand der 35 Jahre eingezahlt hat, nicht im Alter Sozialhilfeempfänger werden darf. Dafür brauchen wir eine Rente oberhalb der Grundsicherung.“

 

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