Mannsgroß ist das Modell des Smartphones, das im Foyer der Raphaelsklinik fast die Skulptur des Erzengels überragt. Auf dem Display erscheinen Kurznachrichten, wie sie täglich vermutlich zu Hunderten versendet werden: „Wann kommst du?“, „Bin schon unterwegs“, „Bringst du noch Wein mit?“. Plötzlich bricht die Unterhaltung ab, der Bildschirm scheint zu zersplittern, die letzten Fragen bleiben vermutlich für immer unbeantwortet: „Schatz? Hallo?“
Das auffällige Riesenhandy ist eine Aktion der Polizei Münster in Kooperation mit dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR). „Im Jahr 2015 mussten wir bei fast 3.000 Autofahrern und rund 1.500 Radfahrern in Münster die Nutzung des Mobiltelefons während der Fahrt ahnden, die Verstöße auf der Autobahn nicht mit eingerechnet“, berichtet die Polizeioberkommissarin Martina Habeck. Dass dies aus gutem Grund geschieht, zeigt die Unfallstatistik: bei 261 Unfällen im Stadtgebiet mit vier Toten und vielen Verletzten lautete die Ursache „Unachtsamkeit“. „Wir vermuten, dass bei diesen Unfällen eine große Anzahl auf die Nutzung des Mobiltelefons zurückgeht“, wie die Polizistin erklärt.
Anders als bei den Schockbildern auf den Zigarettenschachteln setzen die Initiatoren dieser Kampagne auf den Überraschungseffekt. Das überdimensionale Telefon und die auftauchenden Nachrichten und kurzen Filmsequenzen machen neugierig, Patienten und Besucher bleiben stehen, kommen ins Gespräch und warten auf den Aha-Effekt. Wer sich über das Bußgeld von aktuell 60 Euro und den Punkt in Flensburg ärgert, sollte bedenken, dass das Telefonieren, Fotografieren, Chatten und Surfen im Internet während der Fahrt brandgefährlich ist. Selbst wenn der Blick aufs Handy nur zwei Sekunden dauert, bedeutet das bei Tempo 50 fast 30 Meter im Blindflug. Nach Auskunft der Berliner Polizei entspricht die Ablenkung durch ein Handy-Telefonat am Steuer etwa der Wirkung von 0,8 Promille Alkohol. Habeck, die bei der Polizei im Bereich Verkehrsunfallprävention arbeitet, geht es nicht um Bußgelder sondern um Aufklärung und Vorbeugung: „Wir wollen in die Köpfe, nicht an den Geldbeutel!“
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